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Tagebuch Stern
2005-06-29 00:01
Ideale Tochter
Heute war ein mehr oder weniger schlimmer Tag. Nach vier Stunden Schule hieß es bei unmenschlichen Temperaturen ab nach Mainz. Abgesehen von der Hitze , gab es noch einige andere Dinge , die mir heute sehr zugesetzt haben: Die Konfrontation mit einem perfekten Lebenslauf als perfekte Tochter.
Die Konfrontation mit den Vorstellungen meiner Eltern.
Ich wünschte ich wäre eine von dieser Gattung Mensch , die gerne auch mit Absicht gegen den Strom schwimmt und sich freut , wenn andere sich darüber aufregen. Für die sowas irgendwie etwas Tolles ist. Ich jedoch bin ein Mensch , der möchte , dass man auf ihn stolz sein kann. Der Anerkennung in gewissem Maße einfach braucht. Ich möchte einfach so gut es geht immer moralisch richtig handeln. Daran jedoch scheinen sich die Geister zu scheiden.

Wir hatten Abschiedsgrillfest für die amerikanischen Austauschschüler. Sie fahren morgen nach hause. Zu diesem Grillfest waren Eltern und Freunde eingeladen. Der erste Stich war einfach ,das banale Erscheinen des festen Freundes einer der Mädchen. Diese Normalität , mit der er auf sie zukam , sie zur Begrüßung küsste , während ihre Mom danebenstand , und sich wie selbstverständlich sein Grillfleisch aussuchte. Alles in Ordnung , alles perfekt.
Solch "Normalität" kenne ich kaum noch. Vielleicht wird es sie in meinem Leben nie mehr geben.
Als nächstes erschien C. ein Kumpel meiner Austauschschülerin vom letzten Austausch. Auch auf meiner Schule , also Gymnasiast , 12. Klasse , Führerschein , "anständig" , "freundlich".
"Ein netter junger Mann".
Es tat weh. Meine Eltern erzählten mit ihm als wäre es ihr Schwiegersohn. Scherzten mit ihm , fragten ihn um seine Meinung und stimmten ihm in beinahe jedem Punkt zu. Eine perfekte Unterhaltung - wäre er mein Freund und nicht M.
Schließlich hat mein Dad ihm noch sein Eis gezahlt ( Wir waren nach dem Grillfest mit B. und C. Eis essen). "Nee , kein Problem. Lass nur , wir zahlen das gerne."
Schön. Dad. Mom. Danke für alles.
Morgen geht B. also wieder. Ich habe Angst ,dass sie dann wieder kalt und abweisend sind , wie vorher. Jeden meiner Schritte wissen wollen und mir misstrauen. Es hassen , wenn ich bei meinem Freund bin und ihn in ihren Gedanken verfluchen.
Ich weiß selbst nicht wie lange ich das noch aushalte ,wenn es tatsächlich so weitergeht.
Dad meinte er wolle auch nicht das B. schon heimmüsse. Als ich ihn fragte warum meinte er bloß : "na ,weil sie halt irgendwie gut zu uns passt"
Netter Versuch. In Wirklichkeit war er nur froh , dass ich mich um sie zu kümmern hatte und nicht bei meinem "schlimmen" Freund sein konnte. Ob er nun im Krankenhaus war oder nicht. Ist ja nur er.
Danke Mom und Dad , für alles was jemals schön war.
Und Entschuldigung , dass ich euch immer enttäusche. Verzeiht mir. Aber ich muss einfach meinen Weg gehen.

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2005-06-29 00:01