Allein
Also bin ich doch allein. Wie ich es geahnt hatte. B. ist heute morgen zusammen mit den Amis wieder weggeflogen. Ich und Mom sind dann heimgefahren , sind ein bisschen rumgesessen und haben B's Zimmer aufgeräumt. Etwas später wollte ich dann meinen Schatz im Krankenhaus besuchen und ihm seine Kleider bringen. Nach dem Regen war es nochmal richtig warm geworden und meine Tasche war schwer. Ich bat Mom ob sie mich nicht vielleicht ans Krankenhaus fahren würde. ( Wäre ne Sache von zehn Minuten gewesen) Ihre Antwort "Nein! Nein! Ich will nicht , ich fahre nicht ! Nein!" Fast schon hysterisch. Ich hatte so eine Wut im Bauch. Wie ich es geahnt hatte. Ich bedeute ihr nichts mehr , seit B. weg ist. Also bin ich zum Bahnhof. Bis ich dort war ,war ich schon fast durchgeschwitzt und sauer auf meine Mutter. Ich rief sie dann nochmal an und wollte wissen was denn daran jetzt zuviel verlangt war. Dann hat sie losgelegt: -Sie würde sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen
- Ich würde ja nur Schulden machen
-Die Telefon-und Handyrechnung war wieder viel zu hoch, was wieder mal meine Schuld ist
-Alles nur seit ich mit DEM zusammen bin
- Er ist der falsche , das würde jeder wissen bloß ich nicht ( wahrscheinlich weil ich so furchtbar dumm bin)
-Es könnte mich beim besten Willen keiner verstehen ( nix neues für mich)
....
Hab dann einfach aufgelegt. Ich glaube ich beginne meine Mutter zu hassen. Ich wollte niemals so fühlen , wollte niemals wirklich hassen , denn Hass führt zu nichts. Aber ich kann nicht anders. Ich beginne sie alle zu hassen. Die ganze Familie. Jeden der ein Wort gegen mich und meinen Schatz ausspricht.
Ich hab echt genug. Vielleicht ist es besser ,wenn sie mich allein lassen. Vielleicht geht es mir besser , wenn dieser Druck nicht mehr auf meinen Schultern lastet. Besser einsam als ein seelisches Wrack. Mir bleibt noch immer mein Freund. Ganz egal wer gegen uns ist. Und wenn es die ganze Welt ist.
Wenn meine Eltern mich jetzt vor die Wahl stellen wollen - jetzt , da ich fast erwachsen bin und lernen soll auf eigenen Füßen zu stehen- so werde ich nicht länger den Weg meiner Eltern teilen. Irgendwie werde ich sie immer lieben. Meine Kindheit war wunderbar. Doch wenn es keinen gemeinsamen Weg mit Eltern und Freund geben kann , dann werde ich meinen Weg mit meinem Freund zusammen gehen. Er ist meine Zukunft. Nicht meine Eltern. Es tut sehr weh. Doch wenn es schon sein muss , dann besser gleich. Tränen gibt es so oder so.