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Friday, 26. April 2024
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Tagebuch staunistauni
 1962-12-06 hh:mm
Die kindlichen Ängste kommen zurück

 

Eigentlich hatten Elviras naive Vorstellungen vom Leben nur bis zu ihrer Hochzeit gereicht. Wie würde es jetzt weitergehen? Noch im gleichen Jahr erhielten die zwei ihre Wohnung. So nach und nach kauften sie sich ein Stück nach dem anderen, denn Teilzahlung gab es zu dieser Zeit noch nicht. Elvira hatte im Haushalt noch keinerlei Erfahrung. Bis dahin hatte sie auch keine Lust dazu gehabt. Doch nun musste sie. Die Wäsche wurde damals noch mit dem Waschbrett gewaschen und mit den Händen ausgewrungen. Ein Kühlschrank war zu dieser Zeit beinahe noch ein Luxusartikel.

Hätt` ich doch bloß besser zugeschaut, wenn Mutti gekocht hat!“

Anrufen ging auch nur aus der Telefonzelle, weil ja ein Durchschnittsbürger in der DDR keinen Telefonanschluss hatte. Helmut half seiner Frau gern beim Putzen, aber beim Kochen war er auch keine Hilfe. Nicht eine Mahlzeit hatte Elvi bisher selbst gekocht. Sie überlegte stark: „Was war nur alles in Muttis Eintopf drin? Erbsen, Möhren, Kartoffeln und Fleisch!“ Sie nahm also ein Pfund Erbsen, ein Bund Möhren, etliche Kartoffeln und etwa 500g Fleisch. Möhren und Kartoffeln zerkleinerte sie, gab Erbsen und Fleisch dazu und füllte Wasser auf. Jetzt kochte sie alles zusammen, solange, bis auch die Erbsen weich waren. Während des Kochens wurden die Erbsen immer mehr, so dass nach und nach alle verfügbaren Töpfe voll von „Elviras erstem Eintopf“ waren. Helmut aß brav drei Tage davon, an den Rest konnten alle beide nicht mehr ran.

 

Durch Helmuts Schichtdienst war Elvira des öfteren an den Wochenenden und auch nachts allein zu Hause. Die Angst, die sie schon einmal beim Alleinsein in der elterlichen Wohnung gespürt hatte, begann sie wieder zu tyrannisieren. Die einsamen Wochenenden verbrachte sie immer bei ihren Eltern. War sie aber wochentags nachts allein in ihrer Wohnung, konnte sie vor lauter Angst kaum schlafen und war immer froh, wenn die Nacht herum war. Darüber sprach sie aber mit niemandem, weil sie sich schämte. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn jemand gesehen hätte, dass sie Stühle an die Wohnungstür stellte, um einen Einbrecher hören zu können.

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1962-12-06 hh:mm