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Thursday, 25. April 2024
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Tagebuch staunistauni
 1961-01-13 hh:mm
  Mit dem Weihnachtsfest rückte auc...

 

Mit dem Weihnachtsfest rückte auch der Tag der Verlobung heran. Vor versammelter Familie fragte Helmut Elviras Eltern, ob sie der Verlobung zustimmen würden.

 

So ging Elvira im neuen Jahr als Verlobte und frisch geprüfte Zugfunksprecherin das erste Mal allein auf Reisen. Die Arbeit im Mini-Studio und die Auswahl von Sendungen, das Ausarbeiten der Ansagen machte ihr großen Spaß. Aber das Alleinsein gefiel ihr gar nicht. Der Freundin Ingeborg ging es ganz genau so. Auch das mit den Kommentaren passte den beiden nicht. Wenn einmal ein Zug recht voll war und die Reisenden verärgert in den Gängen standen, ließen sie die politischen Kommentare einfach weg.

Dabei hätten sie sich aber nicht erwischen lassen dürfen, denn manchmal machte die Leiterin, eine tausendprozentige Genossin, Kontrollen und verglich, ob alles aus dem von ihr abgezeichneten Programm auch gesendet würde. Einmal hätte Elvira beinahe einen Verweis erhalten. Der noch leere Zug, mit dem sie wieder nach Dresden fahren sollte, war auf dem Betriebsbahnhof Berlin-Rummelsburg abgestellt. Nur ein paar Leute, die das Wageninnere reinigten, waren im Zug. Da kam auf einem englischen Sender flotte Musik für junge Leute. Sie dachte sich, dass die Putzfrauen bestimmt auch Freude daran haben würden und stellte die Lautsprecher im ganzen Zug an.

Irgendjemand hatte der Leiterin davon Meldung gemacht. Jedenfalls stand Elvira bei der nächsten Versammlung im negativen Mittelpunkt. Sie musste zum „Vorfall“ Stellung nehmen. Sie redete sich damals so heraus, dass sie die Lautsprecher aus Versehen nach draußen geschaltet habe und gar nicht wusste, dass es sich um englische Musik handelte. Elvira hatte ja nie englisch gelernt.

Sie war noch einmal mal mit einem blauen Auge davongekommen.

Das Fahren am Tag fand Elvira anfangs ganz toll, aber die Übernachtungen, stets in einem anderen Ort und mit einem sehr niedrigen Niveau, machten ihr arg zu schaffen. Meist war sehr viel Freizeit in anderen Städten, und dort wusste sie damals einfach nichts mit sich anzufangen. Sie war es nicht gewohnt, allein zu sein.

Die schlimmste Übernachtung war in Plauen im Vogtland. Sie musste im Dunklen etwa zwanzig Minuten vom Bahnhof weg an den Gleisen entlang laufen. Dort stand ein einsames Häuschen, für das sie den Schlüssel hatte. Das Licht funktionierte nicht und die Tür zum Nebenraum stand halb offen. Man konnte sie aber nicht bewegen, um zu sehen, ob sich dahinter jemand befindet. Die Heizung knisterte und sie war sich sicher, dass es dort auch Mäuse gab. Zum Zurücklaufen hatte sie aber auch keinen Mumm. Voller Angst, ohne auch nur eine Sekunde geschlafen zu haben, verharrte sie, bis es endlich hell wurde.“ Niemals wieder werde ich hier schlafen, nie wieder, dass schwöre ich!“

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