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Tagebuch MI
2008-07-10 16:41
Leipzig (2)
Danke für den Hinweis von @Wühlmaus, den genauen Hintergrund der Universitätskirche bzw. ihres Wiederaufbaus kannte ich nicht.

Ich bin heute müde, würde eigentlich gerne von meiner Rückkehr schreiben, die holperig verlief, die mich daran erinnerte, daß ich doch nicht so einfach weg sein kann und dann wieder zurück kommen kann, als wäre sonst nichts gewesen. Ich habe mir in Leipzig viele Gedanken gemacht, was ich den Daheimgebliebenen mitbringen kann. Irgendwie ist es doch eine schöne Geste, etwas mitzubringen, und ich kann so auch mein Reiserlebnis mit meiner Familie teilen.

Als ich aber zurück war, da war alles so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Es begann schon damit, daß J. seinen Freund als Übernachtsungsbesuch da hatte. Normalerweise sagt E. mir immer rechtzeitig Bescheid, wenn Besuche anstehen, damit ich mich drauf einstellen kann. Dieses Mal wußte ich es aber nicht.

Und fand auch zunächst nichts schlimmes dabei. Merkte aber schon, daß J. anders ist, wenn er Besuch hat, speziell, wenn es sein Freund L. ist. Sie überbieten sich dann gerne gegenseitig mit albern sein oder cool sein, irgendwie nicht ansprechbar sein. Und das nervt schon auf die Dauer. So ging am nächsten Tag auch irgendwie unter, daß ich von meiner Reise wieder da war. Alles war anstrengender als sonst, L. und T. fingen wie üblich an sich zu streiten, und auf mal war da der Gedanke: warum bist du überhaupt wieder zurückgekommen?

Ich stellte gegenüber: Wellness gegen fünfköpfige Familie, Whirlpool gegen ödes heimisches Badezimmer, Saunaentspannung gegen Kinderstreit. Da war ich doch jetzt eigentlich in einer weit schlechteren Position. Irgendwann verließ J.s Freund L. die Wohnung, ich war aber schon ziemlich aufgeladen. Als ich in J.s Zimmer kam und die Unordnung sah, die die beiden angerichtet haben und die ihn nicht im geringsten zu stören schien, da kam es zum ersten mal aus mir heraus, ich habe ziemlich laut geschimpft und J. verstand die Welt nicht mehr.

Kam hinzu, daß J.s Wochenende schon komplett verplant war und ich ihm die heutige Tagesaktion (er wollte mit seinen zarten 11 Jahren auf ein Konzert gehen UND hatte am nächsten Tag einen Ausflug zwecks Geburtstagsfeier) streichen musste. Schnell merkte ich, daß es jetzt besser wäre, ich wäre gar nicht zu Hause. Ja, so schnell kann das gehen: statt der Wiedersehensfreude lag nun alles in Scherben.

Ich ging also, um Abstand zu gewinnen, rief aber E. von unterwegs an. Jetzt erst merkte ich, daß ich so etwas wie "beleidigt" war, weil man mir so wenig Beachtung geschenkt hatte. Ich hatte während meiner Reise an alle gedacht, habe allen etwas mitgebracht, aber an mich dachte keiner und für mich interessierte sich keiner, es war einfach alles nur der übliche, anstrengende Alltag. Ich hatte auch viele Fotots von Leipzig gemacht, die ich meiner Familie gerne zeigen wollte. Nur wann?, wenn alle nur streiten oder Party machen?

Das konnte ich nicht akzeptieren. Und so habe ich mir nun praktisch gewaltsam Aufmerksamkeit verschafft. Allerdings, als ich wieder heimkam, da war nun J. verschwunden. Es hat ihn natürlich getroffen, daß sein Vater SO von seiner Reise zurückkommt. Er kam aber irgendwann wieder zurück in die Wohnung (eine Suchaktion nach ihm blieb zunächst erfolglos), und dann konnten wir endlich gemütlich werden und die Kinder waren ganz neugierig auf die Bilder aus Leipzig, und was ich so zu erzählen hatte.

Ein Vater hat seine Empfindlichkeiten. Es heißt immer, die Väter würden den Kindern fremd, die Kinder wüßten nie, was sie machen. Ich möchte meinen Kindern gerne zeigen, was ich mache, sie sollen an meinem Leben Anteil haben. Dann braucht es aber auch einen geschützten Raum und vor allem die ZEIT, in der so etwas geschehen kann. Ich fordere eigentlich selten etwas ein, aber hier habe ich es doch einmal getan. Und es war letztlich ganz gut so. Nichtzuletzt für J., das Konzert wäre für ihn viel zu viel gewesen. So konnte er am nächsten Tag ausgeruht an dem Geburtstagsfest teilnehmen.

Das also war meine holperige Rückkehr aus Leipzig. Ich stelle demnächst noch ein paar Fotoimpressionen zu diesem Text ins diary.

MI

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