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Friday, 26. April 2024

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Tagebuch B.ianca

2007-01-05 00:45

[..:vor einem Jahr:...]

Hab gerade die Januareinträge von vor einem Jahr durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es heute ein Jahr her ist seitdem Mama ausgezogen ist.
Viel hat sich in dieser Zeit verändert und sie fehlt mir heute noch oft.
Es sind vor allem immer noch diese Kleinigkeiten, die mich dazu bringen sie zu vermissen und mich zum weinen bringen.
Seit einem Jahr bin ich nicht mehr mit Mama im Ehebett gelegen um ein Mittagsschläfchen zu halten oder einfach nur neben ihr zu liegen und zu lesen.
Seit einem Jahr hab ich nicht mehr gesagt: "Was gibt es heute zum Abendessen."
Ich weiß nicht, ob ihr das so versteht, aber diese zwei Dinge sind es, die es für mich gerade so extrem machen.
"Mama, was kochst du heute?"
Mama kocht. Wir sitzen im Esszimmer am Tisch und essen alle gemeinsam.
Vielleicht bin ich dafür schon zu alt, aber es fehlt mir auch, dass meine Mum abends manchmal noch zu mir ins Zimmer kam, wenn ich mich ins Bett gelegt hatte. Dass sie am Bettrand saß und mir gute Nacht gewünscht hat.
Mama war morgens immer da und wir haben gemeinsam Kaffee getrunken, bevor wir zur Arbeit gegangen sind.
Mama ist nicht mehr da.
Ich habe ein Jahr durchgehalten, ich weiß nicht mehr genau wie, aber ihre Anwesenheit hier in der Wohnung fehlt ganz extrem. Mir zumindest. Hin und wieder finde ich noch kleine Überreste, ein Mantel, den sie beim Umzug vergessen hat oder Ohrringe im Badschrank. Selbst eine vierte Zahnbürste ist mir letztens beim Putzen in die Hände gefallen.
Mama wohnt nicht mehr hier.
Mama hat ein neues Leben, eins, das für sie besser ist, als das Leben hier war.
Mama ist für mich und Kevin zu jeder Zeit greifbar und trotzdem fehlt ein Stück ganz stark.

Manchmal wundere ich mich, wie sie es hier so lange ausgehalten hat. Wenn sie manchmal herkommt, dann schäme ich mich dafür, dass ich die Wohnung nicht so sauber halten kann, wie ich es mir eigentlich vorstelle und wenn sie mir ihre Hilfe beim Putzen anbietet, dann will ich sie nicht annehmen, weil ich das einfach nicht kann. Wenn sie hier ist, dann versuche ich oft die wenigen Momente als "Vierköpfige Familie" zu genießen, aber das geht nicht. Mama sagt, die Energien, die Papa, sie, Kevin und ich ausstrahlen passen nicht mehr zusammen. So kann man das auch ausdrücken.

Würde ich jetzt auch noch ausziehen, würden hier zwei gefallene Gestalten in einer viel zu großen Wohnung zurückbleiben. Ich habe schon mit etlichen Vermietern Termine ausgemacht für eine Wohnungsbesichtigung, für meine EIGENE Wohnung, aber ich hab immer wieder einen Rückzug gemacht. Erst vor ein paar Stunden hab ich dies wieder getan. Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich mich an Orten, die mir am wenigsten gut tun, am wohlsten fühlen. Ich weiß nicht mal genau, was mich hier hält, mir ist nur aufgefallen, dass vor allem an den Tagen an denen ich mich mit Kevin oder/und Papa streite, am wenigsten weg will.

Es gibt Tage an denen, verstehe ich selbst nicht, warum ich für die beiden so viel tue, wenn ich doch seit einem Jahr weiß, dass nichts zurückkommt. Ich glaube, Papa denkt manchmal, er kann alles materiell gut machen. Und dann merkt er wieder, dass es nicht so st und sagt mir, dass er mich lieb hat. Bedankt, für das was ich für ihn und Kevin tue hat er sich trotzdem noch nie, Kevin genauso wenig.
Und trotzdem will ich von diesen beiden Menschen nicht weg. Ich will bei ihnen bleiben. Weil ich sie liebe.
Vielleicht wird es mir leichter fallen, in eine eigene Wohnung zu ziehen, wenn Papa, Kevin und Andrea zusammenziehen, eine neue Familie gründen.

Ich weiß es nicht.....