… 2023.
So.. dann starten wir mal diese verrückte Reise.

Ich weiß gar nicht wo ich so richtig anfangen soll.. also wird das wohl jetzt etwas querbeet werden - aber ich schreibe das ja alles auch für mich, damit ich die Erinnerung wie in einer Blase festhalten kann. Sie sind alle sehr präsent in meinem Herzen und in meinem Kopf. Aber wie sagtest du mal so schön? Es tut weh wenn man dem Herz verbieten muss wonach es sich sehnt. Aber anders geht es wohl im Moment nicht. Und ich versuche zu verarbeiten und hoffe, das es mir hilft. Schreiben war ja schon immer mein Ding.. das weißt du ja.

Wer bin ich inzwischen? 35 Jahre alt, seit gut 17 Jahren mit einem wundervollen Mann zusammen den ich vor ca. zwei Jahren geheiratet habe. In dieser Beziehung gab es einen Bruch vor rund 10/11 Jahren - das hat uns damals schon einmal den Boden unter den Füßen weggerissen. Aber wir haben es nach rund drei schweren Jahren geschafft uns wieder zu finden und sind inzwischen Eltern von zwei wunderbaren Kindern geworden.

Ich lebe dieses Vorstadtleben. Geregelter Job, ein Mann, zwei Kinder, ein Hund. Ein schönes Haus mit Garten, zwei Autos, ein guter Freundeskreis.. eigentlich all das, was der absolute klischeefall ist. Kann man wohl mal machen. Und im Grunde bin ich nicht unzufrieden - denn die Situation gibt das Leben so her und man bewegt sich in seinem Wohlfühlrahmen. Und langweilig ist ja auch manchmal gut. Und mutig bin ich auch nicht wirklich. Aber innerlich.. die Welt ist so groß - und so schön..

Und dann.. kamst du. Wir haben uns das erste mal beim turnen mit den Zwergen gesehen. Und ja, die Sympathie war einfach von Anfang an da. Kennt ihr das, wenn man jemanden sieht und sich einfach denkt - whoa - das passt irgendwie?
Wir waren aber ja beide zu dem Zeitpunkt in festen Händen. Von daher ja irgendwo auch safe. Bis zu dem Zeitpunkt als mir deine Tochter gesagt hast das du ausziehst weil ihr euch nicht mehr so gut versteht. Ich weiß heute noch wie ich dich im Kreis darauf angesprochen hab und direkt gefragt hab. War schon forsch, hat sich aber danach angefühlt. Und auch da - neue Liebe - da wollte ich nicht reingrätschen.

Der Kontakt war also ziemlich lau, bis wir im Mai wieder angefangen haben zu schreiben. Du warst es - denn du hast auf ein Bild von mir geantwortet. Und sie war sofort wieder da - diese Verbindung. Ich weiß noch genau wie du mir geschrieben hast wie verrückt das ist, das du mich kaum kennst und mich trotzdem so sehr magst. Fühlt sich an als ob es gestern war.. long story short - wir schreiben. Immer mehr. Und viel. Und lernen uns kennen. Ich bin dir gegenüber so offen wie keinen zuvor. Es fühlt sich richtig an. Ich habe das Gefühl das sich diese Verbindung immer mehr festigt. Wie schlecht ich mich meinem Mann gegenüber gefühlt habe muss ich nicht erwähnen. Hab es sicherlich 500 mal erwähnt in all der Zeit. Vielleicht wollte ich es einfach auch nicht wahr haben was da gerade passiert.

Mein Mann hat auf jeden Fall mitbekommen wie intensiv der Kontakt wurde und ihn mir quasi verboten. Aber ich wollte nicht, hab darum gekämpft das ich ihn behalten durfte.. Heute wissen wir warum.

Ich bekomme die Daten kaum noch zusammen und ich kann es leider auch nicht mehr nachlesen. Ich musste unendliche male unsere Chstverläufe löschen. Und jedes Mal tat das weh.

Ich weiß noch wo wir geschrieben haben und du mich dann einfach angerufen hast als du auf dem Weg zu einem Freund hier in Rheinberg warst. Und ich dann meinte dann können wir ja auch direkt per Video machen. Gesagt - getan.

Was war nochmal unser erstes Treffen? Ich glaube irgendwo mit den Kindern oder? Unser erstes Treffen alleine war bei uns an der Grundschule. Oder komm ich da durcheinander? Abends, nachdem ich mit Freunden unterwegs war. Da haben wir im Dunkeln an der Mauer gesessen und einfach nur geredet. So verrückt. Und so schön. Und du hast mir von deiner Vergangenheit und der Liebe erzählt.

Oder als du dich bei uns in den Garten geschlichen hast. Und wir auch dort einfach nur geredet haben. Über uns. Unsere Probleme. Und wie ich mich an dich angelehnt habe weil es einfach so kalt war.. quasi die erste halbe Umarmung..

Unsere Waldspaziergänge. Die Bank am englischen Friedhof auf der wir so lange gesessen haben. Oder im B-Busch - bei dem ich auf einem der Spaziergänge dann einfach deine Hand in meine genommen habe.

Wir haben uns Nachrichten über den Status geschickt. Gefühlt tausend mal. Das war einfach verrückt. Dieser blaue kleine Kreis unten am Bildschirm..

Wir haben jeden Tag geschrieben. Irgendwann angefangen so viel zu telefonieren. Sei es per Videocall oder per Voice. Weißt du noch als ich dich am ALDI Parkplatz einfach angerufen habe damit wir uns sehen?!

Wir haben uns an der Arbeit getroffen und sind spazieren gegangen.

Ich weiß auch noch als ich das erste mal bei dir zuhause war. Eigentlich wollte ich das nie - draußen war mir lieber aber das Wetter war einfach nicht auf meiner Seite. Oder irgendwie schon.. und ab da wurde deine Couch irgendwie zu unserer.

Es gab Wochen da haben wir uns fast jeden Tag gesehen - irgendwie haben wir es immer einbauen können. Ich bin so oft nach der Arbeit bei dir gewesen und dann manchmal auch noch gegen Abend. Und auch während der Arbeit..

Ich brauche hier glaube ich nicht erwähnen wie emotional anstrengend das in der Zeit alles war. Meine Gefühle waren eine reine Achterbahn.. und meine Vergangenheit hat mich so oft eingeholt.

Und wir wussten es beide - es hat sich wie Liebe angefühlt. Ich wusste das du mit deiner Frau noch nicht abgeschlossen hast. Ist wohl auch nicht so einfach wenn da ein kleiner Zwerg mit drin ist. Und dass das immer etwas war, was über uns lag. Und dann kam der Bruch.. ich habe heute noch deinen Text in meinen Notizen.

„So, jetzt aber. Also ich habe mir jetzt 3 Stunden lang Gedanken über uns gemacht. Mal wieder. Lenkt übrigens brutal vom fahren ab. Aber ich bin ja angekommen ????

Das, was sich bei uns in den letzten Monaten entwickelt hat, ist für mich etwas ganz besonderes. Ich bin mit meinen Gedanken permanent bei dir. Sobald du nicht mehr da bist, vermisse ich dich. Wie ich heute schon geschrieben habe, wenn das keine Liebe ist, dann weiß ich es auch nicht. Ich versuche oft, das Ganze irgendwo neutral zu sehen. Aber die Gefühle für dich machen mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Oder anders gesagt: du machst mich wahnsinnig, aber im positiven Sinn.

Deshalb möchte ich auch ehrlich zu dir sein. Ich kann mir sehr gut vorstellen bzw. möchte eigentlich in den nächsten Wochen oder Monaten eine Beziehung mit dir beginnen. Für mich ist das ganze natürlich etwas einfacher als für dich. Das ist mir klar. Aber ja, meine Gefühle gehen eindeutig in deine Richtung. Das hat sich natürlich schon in den letzten Tagen angedeutet, aber so richtig ausgesprochen habe ich es noch nicht.

Joa, dass war jetzt viel Text. Hätte ich dir lieber persönlich gesagt. Aber gut, manchmal geht es halt nicht.

Ich denke, damit habe ich mich relativ eindeutig positioniert.

Jetzt darfst du ????“

Ich glaube nicht mal eine Woche später hat deine Frau dir gebeichtet wie sehr sie dich noch liebt. Und das du ihr fehlst. Und sie dich zurück haben möchte. Du kamst ins stocken - und ich war bereits mittendrin.

Ich hatte angefangen mit meiner Beziehung abzuschließen. Hatte von Anfang an auf meine Gefühle vertraut - und nur darauf. Auf mein Herz gehört und den Kopf ausgeschaltet. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich mich einfach so gehen zu lassen. Fallen zu lassen - in diese wunderbare Verbindung die wir hatten. Ich habe es immer so sehr gefühlt.

Ende August haben wir uns das erste mal geküsst. Auf dieser Bank - ich glaube das werde ich mein Leben nicht vergessen. Nachdem wir so lange immer wieder darüber gesprochen haben wie sich das wohl anfühlen mag. Und ja, der erste Kuss war eine Einführung. Und danach - kaum in Worte zu fassen. Du meintest du hast noch nie eine Frau so sinnlich geküsst wie mich. Und das ist es einfach - es war perfekt. Ist es immer noch. Nie habe ich jemanden so geküsst wie dich. Und wenn ich heute daran denke dann erfüllt es mich. Mit so viel Sehnsucht. Du hast so oft gesagt das passt schon ziemlich gut. Ja, tut es. Tat es. An diese Küsse kommt kein Gefühl. Im September sind wir dann das erste mal richtig eng miteinander geworden. Und auch hier - die Erinnerung an diese Nähe ist einfach so explosiv voller Gefühl. Ich war so glücklich.

Erinnerst du dich noch an die Nacht als ich bei dir war..?

Und ich müsste immer noch unsere Liste schreiben. Vielleicht.. ggf. Oder es ist doch nur Spekulation.

Aber da war immer noch dieser kleine Zwerg und deine Frau. Du hattest mir damals schon gesagt das du dir Vorwürfe machst damals nicht alles versucht zu haben die Beziehung zu retten. Das du dich nach einem normalen Leben sehnst. Und auch nach deiner Tochter, mit der du jetzt so viel weniger Zeit verbringen durftest.

Diese vielen Abschiede die wir hatten. Immer wieder. Abschiede die sich nie danach angefühlt haben. Und dann doch da waren. Aber loslassen konnten wir uns nicht. Und bis zum letzten Tag war alles einfach so gepusht. Wir waren so eng kurz bevor das Ende kam. Einen Abend zuvor hast du mir noch gesagt das wir an unserer Liebe nicht vorbeikommen. Und du deine Tendenz einhalten magst. Und mit ihr reden möchtest. Um mir dann am nächsten Tag zu sagen das du deine Frau nicht loslassen kannst.. und das du alles dafür tun musst um diese Ehe zu retten. Dass du mich loslassen wirst. Und kannst.

Danach nur noch sporadischer Kontakt. Bis du mich gebeten hast das wir diesen einstellen. Und mich gelöscht und blockiert hast. Du warst immer gut im verdrängen. Und das es dir irgendwo auch weh getan hat hab ich gefühlt. Der Himmel hat geweint, weißt du das noch?

Weißt du worüber ich gerade schmunzeln muss? Ihr wollt euch. Das ist doch offensichtlich. Muss er es wirklich versuchen?

Meine Ehe ist in den letzten zwei Monaten daran stark kaputt gegangen. Wie sehr das meinen Mann getroffen hat brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Wir hatten eine stabile Beziehung die einiges ausgehalten hat. Die emotionalen Zusammentreffen, der emotionale Druck, die körperliche Gewalt, die pure Verzweiflung.. der Abend als ich zu dir gefahren bin als er uns beim telefonieren überrascht hat. Mein kaputtes Handy ein paar Wochen später.. die vielen Streits und Diskussionen. Es sind unendlich viele Tränen auf beiden Seiten geflossen.

Mein Mann und deine Frau haben inzwischen Kontakt und sich über all das ausgetauscht. Die beiden sind sich sehr ähnlich - und beide wissen, wie der andere sich fühlt.

Auf der anderen Seite wir. Die notorischen Lügner, die Frau die eine Affäre hat. Und das so zu nennen tut mir unendlich weh. Weil es das für mich nicht war. Ich hätte mich für dich entschieden. Ich wäre dieses verrückte Ding eingegangen und wäre mir dir zusammen gesprungen. Hand in Hand. Wir beide in 10 Jahren auf dieser Parkbank. Mit unendlich viel Liebe im Herzen. Genug für uns und unsere Kinder. Wir hätten das schon hinbekommen. Das man im Leben einen Menschen trifft bei dem es einfach so passt ist eher selten. Aber ja.. 9 von 10 hätten das wohl nicht gemacht. Du warst die neun, ich die zehn. Ich hätte auf mein Herz gehört. Wir haben doch nur rund 80 gute Jahre auf dieser Erde. Und wenn das Schicksal es so gut mit uns meint dann wäre ich diesem Weg gefolgt. Ich hätte auf mein innerstes ich gehört trotz all der Sorgen und Ängste. Weil sich das einfach richtig angefühlt hat.

Und nun bin ich hier. Immer noch zuhause. Hebe die Scherben vor meinen Füßen auf und versuche die Situation so anzunehmen wie sie ist. Du hast mich unendlich verletzt. Ich habe mich viel damit auseinander gesetzt und bin immer wieder in diesen Schmerz reingegangen. Hab mich so oft gefragt warum ich nicht genug war.. und in all der Zeit war mein Mann trotzdem für mich da. Hat mich gehalten. Und geliebt. Und auch losgelassen.

Unsere Ehe und Partnerschaft ist sehr zerrissen und von Emotionen überflutet. Ich versuche parallel zwei Dinge zu verarbeiten und das alles zuzulassen. Ich möchte gleichzeitig emotional und rational sein und versuche meine Kinder im Fokus zu haben. Wir sind doch alles was die beiden haben. Je weiter mein Sommermärchen in die Ferne rückt und ich versuche das alles zu verarbeiten ohne das zu verdrängen bin ich dabei die Liebe zu meinem Mann zu suchen und zu flnden. Und unsere Verbundenheit. Wir waren immer eng - ein gutes Team.
Ich schreibe bewusst die ein oder andere Situation nicht auf, weil ich dem ganzen hier gerade keinen Raum geben möchte. Ich war auf jeden Fall oft ziemlich unfair. Und hätte es verdient, alleine hier zu stehen. Trotz all der bösen Worte die gefallen sind.

Wir beginnen am Montag eine Paartherapie. Es ist viel passiert und der Ausgang ist ungewiss. Ich frage mich parallel ständig wer ich bin. Wer bin ich ohne diesen Menschen der seit 17 Jahren an meiner Seite ist? Ist alles nur noch eine liebevolle Gewohnheit geworden? Können wir auch ohne? Möchte ich stark sein? Und wer bin ich jetzt ohne dich? Was möchte ich sein? Und reicht das mit mir und meinem Mann auch? Oder ist das was wir hatten einfach gut wie es war - und jetzt ist es auch in Ordnung wenn wir nur noch Eltern sind?! Inzwischen bin im übrigen ich diejenige die kämpft - weil sich komplett loslassen falsch anfühlt. So weit sind wir noch nicht..

Ich suche trotzdem nach einer Wohnung. Völlig ungewiss ob ich sie überhaupt brauche. Wir denken beide oft Abstand würde uns gut tun. Aber raus ohne eigene Wohnung möchte ich nicht. Ich brauche auch mein Zuhause. Ich bin doch eigentlich auch hier zuhause. Bei meinen Kindern. Und meinem Mann. Und die Kinder müsste ich wohl erstmal hier lassen, denn wir sind uns einig das die beiden hier zuhause sind und ihren sicheren Hafen hier haben. Ich möchte nicht, aber ich war die letzten Monate einfach so sehr auf mich fokussiert. Und selbst jetzt bin ich egoistisch weil ich einfach nicht loslassen kann. Ob das an meiner Kindheit liegt? Und an dem Trauma? Ist das eine Ausrede?

Ich bin also auf der Suche nach mir selbst. Und meiner Liebe zu mir. Das ist alles eine Reise die in diesem Jahr begonnen hat.. Es gibt keine Grenzen und ich muss versuchen, meinen Weg zu finden. Ob alleine oder mit jemanden zusammen. There is magic outside your comfort zone. Und das erlaubt auch Wachstum.

Ich frage mich oft wie es dir geht. Und was du machst. Und manchmal glaube ich dich zu spüren. Und auf der anderen Seite halte ich an meinem Mann fest. Mit dem ich eine so wundervolle Vergangenheit habe - und der sich nach wie vor wie zuhause anfühlt. Ein Zwiespalt. Ich hab dir gesagt du musst meine Hand so fest halten wie du kannst. Ich war immer ehrlich zu dir. Vielleicht auch naiv.

@Milly
Ich weiß dass du das lesen kannst. Und ich bitte dich, mein Tagebuch meins sein zu lassen. Das ist nicht für alle Augen bestimmt.. gib mir bitte den Raum den ich hier brauche. By the way - du fehlst mir irgendwie.