mama
mama ist sauer.
und ich fühl mich machtlos. wie immer. ich bin so wütend. wütend darauf, daß mama langsam verrückt wird. wütend darauf, daß ich so feige bin wie alle anderen, mich vor ihren launen fürchte wie ein kleines kind. wie mein vater. wie viele freunde, die sich langsam zurückziehen.

sie wird langsam verrückt. oder war sies schon immer? oder ist sie nur unendlich traurig? weiß sie, wie sie ist?

bin wütend. halb auf sie, weil sie so launisch ist und weil sie so viel macht hat.
Macht, die ihr nicht zusteht.
Die macht der launischen. tust du nicht was ich dir sage, mach ich dir den tag zur hölle. schmeichelst du mir nicht, liebst du mich nicht.

ICH HASSE AMBIVALENTE GEFÜHLE
ICH HASSE UNTERSCHWELLIGES SCHLECHTES GEWISSEN

einerseits die liebste mama der welt. bastelt mir sachen, macht mir geschenke. ruft mich an.
aber die sachen, die sie für mich tut, haben immer was mit IHR zu tun. Damit, daß sie etwas weitergeben will. damit, daß sie beachtet werden will.
Dinge, die sie nicht interessieren, tut sie nicht. wenn ich traurig bin, sucht sie den fehler bei sich. wenn ich ihr komplimente mache, sagt sie: lieb gemeint.

ich bin nicht stark genug, um ihr zu sagen: verschone mich mit dingen, über die ich mich freuen MUSS. verschone mich mit unfreiwilligen BERÜHRUNGEN. LEBE SELBST.

MACH EINE THERAPIE. nicht in erster linie, weil ich glaube, daß ihr das was hilft. sondern um die Verantwortung für ihr leben selbst in die hand zu nehmen.
die schuld für das angebliche mißlingen des lebens (kann ein leben überhaupt mißlingen?) nicht auf meinen vater oder mich oder das patriarchat oder den staat oder die gesellschaft oder ihre erziehung abzuwälzen.

und sei mal freundlich. einfach nur freundlich. "hallo" am anfang eines telefongesprächs. respekt gegenüber handwerkern. wen anlächeln. was nettes über jemanden sagen, auch wenn es kein enger freund ist.

sei wohlwollend. klar, daß du das beste für Dich selbst willst. aber gestehe es anderen auch zu.

ich möchte gerne eine schöne hochzeitsfeier. ich möchte m und mich feiern. ich möchte, daß Du Dich mit uns freust. einen augenblick Dich selbst aus dem bild nimmst und einfach nur zusiehst.