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Tagebuch MI
2005-05-04 05:43
Hinter dem Spott
Ich stand kurz davor, den letzten Eintrag zu streichen. Jedesmal, wenn ich irgendetwas über "die Menschen" schreibe, dann stellt sich in mir ein unangenehmes Gefühl ein. Gut, ich wollte eigentlich nur darüber schreiben, was mir am Samstag bei diesem Flohmarkt aufgefallen war, positiv aufgefallen war. Was aber hat das alles mit mir zu tun, wenn ich darüber philosophiere, ob "die Menschen" nun dumm sind, oder nicht? Von welchem Belang ist das? Implizit stelle ich mich so ja doch über "die anderen" und lenke so von mir selber ab.

Ich lasse ihn stehen, schreibe aber noch etwas dazu, das damit in einem Zusammenhang stehen könnte:

Es gibt eine Sonderausgabe einer klassichen CD-Serie. Die CDs sind mit schönen s/w-Bildern aufgemacht, auf denen verschiedene "Stars" abgebildet sind, u.a. auch H. S.; Herausgeber ist soweit ich mich erinnere, eine größere Tages- oder Wochenzeitschrift. Auf diese Weise solle, so die Herausgeber, die klassische Musik den weniger Interessierten näher gebracht werden.

Ich hatte das Büchlein der H.-S.-Ausgabe gelesen, die "Stars" haben jeweils in einem Vorwort etwas über ihren Bezug zur klassischen Musik geschrieben. H. S. stellt in seiner Ausgabe die Musik von Bach vor. Und er schreibt auch, daß er früher schon die Bach-Fugen zwar schön fand, aber auch schrecklich, weil er so viel hätte üben müssen und es irgendwann gesteckt hätte.

Ich fand das interessant, ich wußte nicht, daß H. S. auch aktiv und sogar recht fortgeschritten auf dem Gebiet der klassischen Musik tätig war. Nur durchgezogen hat er es offenbar nicht, was in ihm angelegt war. Und nun ist er zum Spötter geworden, zum Star. Und ich rede deswegen über ihn, weil er für mich eine Art Prototyp eines Spötters ist (also einer, der sich vorwiegend und gerne mit "anderen" beschäftigt und sich über sie lustig macht): äußerlich umjubelt, innerlich verfault.
Und mir kam der Gedanke, ob so einer nicht irgendwann bereitwillig sein ganzes verspottetes Leben gegen nur ein paar Stunden Orgelbank eintauschen würde, in denen er noch einmal an einer Bach-Fuge üben darf.

Ich muß eine Weile still sein. Die Worte fangen an, aus mir herausgezogen zu werden, statt daß sie hinausgehen. Und ich will, daß hier nur steht, was hinaus will.

MI


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