Nur ein Wort hört man seit Tagen: Krieg!
Herbst ist es wieder geworden. Noch scheint die Sonne den ganzen Tag warm vom Himmel. Gestern hatte ich allerlei Besuch. Zunächst waren etliche vom Verein Häger hier, sie wollten zum 90. Jahresfest des Bundes. Außerdem kam Gustav Hankel mit seiner Frau, und schließlich kam noch Maria Grafard mit ihrem Verlobten. Da Erich auch zur Tagung ging, war ich den ganzen Nachmittag mit Maria allein. Als wir ganz allein so recht vertraut am Tische saßen, kam höflich P. Florin. Im Moment war mirs doch ein wenig seltsam, aber dann habe ich mit größter Seelenruhe vorgestellt, und die Sache war abgetan. Für mich war das eine frohe Stunde, denn wir konnten uns manches erzählen. Seit einigen Tagen ist politische Hochspannung. In der Slowakei hat sich die Lage derart zugespitzt, daß nur schwer an eine Klärung zu denken ist. Nur ein Wort hört man seit einigen Tagen: Krieg. Wir verlangen das Gebiet der ziemlich unterdrückten Sudetendeutschen, und auch Polen verlangt ein Teil. Wie wird sich Europa nun zu einem Gewaltakt stellen, haben wir wieder wie 1914 eine Welt von Feinden gegen uns? Es könnte ein Weltbrand entfacht werden, der in kurzer Zeit Millionenvölker vernichtet. Gott wolle ein Blutvergießen verhindern. Meine Vermutung hat sich bewahrheitet, mit verheirateten Geschwistern kann man nicht viel Verbindung haben. Auch der einst so rege Briefwechsel mit Martha schläft immer mehr ein.