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Tagebuch Doc12
2010-07-26 08:26
Der weinende Clown - 6

Es war Sonntag.

Bruno saß in seinem Auto und fuhr in Richtung Innenstadt, das Autoradio dudelte einen alten Schlager von Howard Carpendale. Bruno sang, oder besser: Er versuchte mitzusingen, doch es wollte ihm nicht so richtig gelingen; immer lag er einen halben Ton zu tief. „Deine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand ...“

Ein idiotischer Text! Außerdem kann dieser Kerl überhaupt nicht singen. Was der hat, ist keine Stimme, sondern eigentlich ein Defekt, dachte er ärgerlich, aber auch ein wenig neidisch. Und mit so einem Scheiß verdient der auch noch Geld. Unglaublich ...

Howard Carpendale wurde jäh durch eine Verkehrsmeldung unterbrochen. „Achtung Autofahrer! Auf der A8 in Richtung München zwischen Adelsried und Odelzhausen befindet sich eine trächtige Milchkuh auf der Fahrbahn. Bitte verringern Sie Ihre Geschwindigkeit und fahren Sie vorsichtig!“ Sofort nach dieser Meldung sang Howard Carpendale weiter – und Bruno hatte eine teuflische Idee ...

Er parkte den Wagen am Straßenrand und sein Gesicht nahm einen diabolischen Ausdruck an, als er sein Handy aus der Jackentasche zog und mit leicht zitternden Fingern die Nummer wählte, die er von dem Anrufer, der angeblich Gott war, erhalten hatte. Jetzt war es an der Zeit, einen kleinen Test zu machen –.

„Hier Anschluss Gott Vater – Sie sprechen mit der heiligen Therese. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine weibliche Stimme. Obwohl sie sehr formell klang, war dennoch ein warmer Unterton in ihr zu spüren.
Bruno war überrascht. „Mit wem spreche ich, bitte??“
„Sie sprechen mit der heiligen Therese.“
„Unglaublich – äh – äh, ja“, stotterte Bruno, „ich wollte eigentlich Ihren Chef sprechen. Ist der zufällig da?“
„Nein, da muss ich Sie leider enttäuschen. Gottvater ist momentan beschäftigt. Heute ist Sonntag, der Tag des Herrn und soweit ich weiß, ist er mit der Heiligen Familie beim Picknick. Ich sah ihn heute Morgen nur ganz kurz und dann entfleuchte er – ich meine, er wandelte ziemlich eilig hinweg. Ich bin lediglich die Telefonvertretung und mache das nur halbtags.“
„Vermutlich auf 400-Euro-Basis. So ein Mist!“, entfuhr es Bruno.
„Wie bitte??“
„Äh – ich meine – die Sache wäre aber ziemlich dringend!“
„Um was geht es denn? Kann ich ihm was ausrichten?“
„Es geht um Leben und Tod“, antwortete Bruno.
„Ich könnte versuchen, Sie mit dem Erzengel Michael zu verbinden – der ist für die Abteilung Tod, Vergeltung, Rache, Bestrafung und all das zuständig.“
„Nein, nein, danke. Ich brauche den Chef persönlich“, raunzte Bruno mit einem ärgerlichen Unterton in der Stimme. „Die Sache ist wirklich ernst!“
„Gut“, antwortete Therese. „Wenn es wirklich so dringend ist, versuche ich, Gottvater zu erreichen. Ich schicke sofort einen Suchengel aus. Er wird Sie so bald wie möglich zurückrufen.“
„Genau. Machen Sie das. Danke.“
„Ich danke Ihnen für Ihren Anruf“, entgegnete Therese. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag! Nehmen Sie meinen Segen und sündigen Sie nicht!“
„Danke – ebenfalls.“ Bruno beendete das Gespräch, ließ das Handy wieder in der Jackentasche verschwinden und grinste hämisch. Jetzt bin ich mal gespannt, dachte er, was passiert ...

Kommentare


unbekannt
08:43 26.07.2010
sehr amüsant..ich bin auch gespannt. dass er howie hört und neidisch ist, gefällt mir besonders

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2010-07-26 08:26