Ich glaub', ich kotz' gleich...
Wie ich so was hasse ...

Das geht so was von mal gar nicht klar und diese Übergriffigkeit und man kann nichts dagegen sagen.

Seit dem Frühjahr freue ich mich schon auf den letzten Feiertag, den wir hier in Berlin vor Weihnachten haben. Das ist der 3. Oktober. Ein Donnerstag. Freitag ein Brückentag.

Nachdem ich am Freitag nach Christi Himmelfahrt arbeiten musste, war für mich klar, dass ich den nächsten Brückentag frei haben will.

Im Mai oder Juni habe ich mir den 04.Oktober schon reserviert. Im Juli habe ich dann den Urlaubsschein ausgefüllt.

Seitdem freue ich mich so auf dieses lange Wochenende. Vier Tage nur für mich und das, mit nur einem Urlaubstag.

Ich habe darauf hingelebt, schon die ganze Zeit.

Die Urlaubstage, die ich mir bisher genommen habe, waren alle irgendwie für andere Leute.

An Pfingsten war ich für eine halbe Woche zu Hause und in der anderen Hälfte war mein Dad mit mir hier. Also nix da, Zeit für mich.

Ende Juni wollte mich eine Freundin besuchen kommen. Dass sie im letzten Moment abgesagt hat, konnte kein Mensch ahnen. Da hatte ich dann zwar zwei Tage mehr für mich, aber es war anders geplant und hätte ich das damals gewusst, hätte ich mir dieses Wochenende auch nicht freigenommen.

Im Juli war dann meine Ma zu Besuch. Das war auch super und toll und alles. Ich habe mich echt gefreut, weil sie das ganze Berlin-Projekt nur sehr passiv begleitet hat und noch gar nicht hier war. Aber auch da war der Urlaub nicht für mich.

Anfang September habe ich meine Eltern besucht. Wieder zwei Tage weg und wieder nicht nur für mich.

Mal ganz davon ab, dass so kurze Sachen ja auch immer stressig sind, wenn man dann noch die Fahrten mit einplanen muss.

Jetzt habe ich erfahren, dass mein lieber Herr Vater von 29.09 bis zum 03.10 nach Weimar möchte und weil das ja um die Ecke liegt, kommt er dann gleich noch bei mir vorbei.

Für ihn steht das schon fest. Dabei hat er mich nicht mal gefragt. Wenigstens der Form nach hätte er doch fragen können. Ich habe es gerade von meiner Ma am Telefon erfahren. Sie packt schon mehr oder weniger das Auto mit Dingen, die er mitbringen soll.

Ich dreh gerade total durch. Panikattacke ole, ole. Oder so.

Ich habe nichts gegen seinen Besuch an sich. Das ist zwar für mich auch immer der pure Stress, in so vielerlei Hinsicht, aber es gibt auch schöne Momente.

Aber ausgerechnet an diesem Wochenende.

Im August hatten die meisten von uns Urlaubssperre. Weil schon zu viele Urlaub genommen hatten. Das hieß für uns alle dann jede Menge Mehrarbeit. Ich hatte noch zwei Wochen lang meine Volontärin am Hals und ich habe es ja auch gerne gemacht und es ist gut gelaufen und alles, aber es war eben doch Mehrarbeit. Dann sind in der Zeit auch noch einige krank geworden. Der Bewerbungskram war im August, der hat mich zusätzlich belastet. Diese Woche, die heute zu Ende gegangen ist, war die erste seit sechs Wochen, in der ich nur meine eigene Arbeit machen musste. Seit zwei Wochen bin ich dabei, die Rückstünde, die sich im August angesammelt haben, aufzuarbeiten. Eine endlose Aufgabe, die ich vielleicht Ende Oktober mal gemeistert habe.

Vier Tage mal raus aus allem, runterkommen, den Sommer verarbeiten ...Ich hätte es so nötig gehabt.

Wenn er eine Woche später käme, wäre das auch schon wieder etwas anderes. Aber so ...Mir reichen die zwei Tage Wochenende kaum und das letzte Septemberwochenende darf ich dann mit Putzen verbringen

Nicht, dass er eine saubere Wohnung voraussetzt, aber ich fühle mich selber nicht wohl, wenn nicht alles blitzeblank ist, wenn er kommt.

Das ist echt grad einfach ein bisschen viel. Ich bräuchte so dringend eine Auszeit und jetzt so etwas.

Ich kann ihm ja nicht mal sagen, dass der Termin nicht so ganz glücklich ist. Wenn ich etwas sage, dann kann ich froh sein, wenn er an Weihnachten wieder mit mir redet.

Ich hasse es so, dass ich das einfach so hinnehmen muss.

Wenn ich auch nur einen Ton sage, ist man beleidigt. Dann rechnet man mir erst vor, was man alles für mich tut und dann bin ich die undankbare Göre, die es nicht zu schätzen weiß.

Sie tun ja auch jede Menge für mich. Finanziell sowieso, denn leider kann ich trotz Beförderung immer noch nicht komplett für mich selbst aufkommen. Aber auch sonst...Mein Dad hat sich den Arsch aufgerissen für den Umzug. Ich weiß nicht, wie ich es ohne ihn hätte machen sollen.

Vier Tage frei für mich an einem Stück...Das wäre Luxus für mich gewesen. Zwei zum ausruhen, weil sie Feiertage sind, zwei zum Dinge erledigen, die schon ewig liegengeblieben sind. Perfekt.

Gut, ist halt jetzt anders gekommen. Dann muss ich mir wann anders eben frei nehmen. Blöd nur, dass das erst Ende Oktober oder Anfang November wieder möglich ist. Meine Chefin, mit der ich meine Urlaubszeiten nun abstimmen muss, ist zwei Wochen später für eine Woche weg. Direkt das nächste Wochenende frei ist blöd. Da bleibt ja noch mehr liegen. Also wird es wohl November werden.

Da kann man nichts machen. Es kotzt mich nur einfach so an, dass ich jetzt noch einmal sechs, sieben Wochen lang die Zähne zusammenbeißen muss, bis ich mal endlich durchatmen kann. Danach kann man sich dann schon wieder für Weihnachten wappnen. Yay. Urlaub geht, klar. An manchen der Tage. Aber in der Zeit bleibt die Arbeit liegen. Und Feiertage mit der Familie sind ja auf der anderen Seite auch nicht nur Entspannung pur.

Verdammt. Ich wollte doch nur vier freie Tage. Wahrscheinlich war das echt zu viel verlangt.


Tja...Und wieder einmal darf ich nun am eigenen Leib erfahren, welche Nachteile es hat, wenn man keine Freunde mehr hat. Tja, dumm gelaufen, ist deine eigene Schuld, Mädchen! Mit Freunden hätte ich Verabredungen für dieses Wochenende als Ausrede vorschieben können. Mit einem Partner an meiner Seite hätte man sagen können, dass wir einfach mal Zeit für uns haben möchten. Aber so glaubt mein Dad am Ende wahrscheinlich sogar noch, dass er mir einen Gefallen tut mit seinem Besuch. Denn sonst ist das arme Kind ja wieder einmal an einem Feiertag ganz alleine. So kommt es wenigstens mal vor die Tür und erlebt ein bisschen was an Kultur und so...

Ja, danke auch....