Alle » News, Bilder, Videos - Online
1967-11-11 hh:mm
Sorgen, Angst und Panikattacken
Dr. Müller meinte: Wenn das Kind nicht essen und nicht mehr schlafen würde, dann könnte er es befürworten, dass der Junge aus der Krippe genommen wird. So meinte er, sei es die Trotzreaktion eines zweijährigen Kindes auf die veränderten Verhältnisse. „Wenn Sie jetzt nachgeben, werden Sie immer nachgeben müssen! Ihr Sohn ist sehr willensstark!“ Der Arzt legte den Eltern aber ans Herz, den täglichen Weg in Kauf zu nehmen, damit Jörg seine Eltern jeden Tag sehen konnte. Das machten diese dann auch ab sofort. Ihnen gefiel es ja auch viel besser, wenn sie ihr Kind nicht nur am Wochenende hatten. Die Fahrerei war allerdings eine Tortur. Elvira kämpfte oft mit den Tränen, wenn sie mit ihrem müden und hungrigen Kind auch im dritten Bus keinen Platz bekam. Um etwas mobiler zu sein, kauften sie vom ersten dazuverdienten Geld einen gebrauchten Motorroller „Wiesel“ und befestigten darauf einen Kindersitz. So konnte oft auch der Papa seinen Sohn bei Wind und Wetter von der Krippe abholen. Das war das Größte für Jörg, wenn Papa ihn mit dem Roller abholte. Nachdem Jörg merkte, dass er jeden Abend geholt wurde, gefiel es ihm schon viel besser in der Krippe. Gefühlsmäßig ging es Elvira wieder besser, aber eine gewisse Unruhe hatte sich in ihr festgesetzt. Wenn sie unterwegs war und an ihr Kind dachte, bekam sie, oft unerklärliche panische Angstgefühle. Sie ging wieder zum Arzt, der verschrieb ihr zuerst ein Mittel zum Blutdruck steigern und später Beruhigungspillen. Um alles „unter einen Hut“ zu bekommen, wäre Elvira sehr gern nur ein paar Stunden arbeiten gegangen. Aber das gab es nicht. Voll oder gar nicht, das war die Devise. So quälte sie sich durch die Panikattacken, ohne mit jemanden drüber zu sprechen. Ihre Tage waren so gefüllt mit Arbeit, Einkauf und Hausarbeit, dass sie kaum Zeit zum Nachdenken hatte und alles Negative immer wieder verdrängte. Kommentare |
1967-11-11 hh:mm |