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2007-05-01 21:58
ein kläglicher versuch...
das zu beschreiben, was ich (und wahrscheinlich einige andere ...) auf einem "konzert" (wenn man's denn dann so nennen will) erlebe oder fühle... ich will einfach nur mal ausprobieren, ob ich in der lage bin, sowas in worte zu fassen... das kann ich nämlich sonst gar nich... quasi übung in kreativem schreiben ^^

gestern war eigentlich wieder n konzert wie jedes andere (auch wenn wir dieses mal extrem lahmarschige stücke spielen mussten, aber das seh ich nich so eng... angesichts der tatsache, dass es mein letztes konzert mit dem verein war... das gefühl bleibt dasselbe... "concert-feeling" )
man kommt auf die bühne oder nimmt zusammen mit den anderen die plätze ein... vorher hat man alles gründlich vorbereitet, hat sich den kopf zerbrochen, was wohin kommt, damit es auch gut aussieht UND gut klingt... man ist soweit zufrieden und verspricht sich vom erarbeiteten das beste. jetzt muss nur noch die leistung beim konzert stimmen...
du nimmst platz und du weißt, dass alle leute, die mit dir spielen, jetzt von dir eine leistung erwarten, die du auf jeder probe erbracht hast, wenn nicht mehr... wenn du dich verspielst, isses gelaufen... aus erfahrung weißt du, dass du besser spielst, wenn du angeschickert bist (nicht besoffen... ein, zwei bierchen...^^ )... das ist einfach nur gut, damit du unnötige gedanken streichen kannst und dich voll auf's spielen konzentrierst.
während du deinen platz eingenommen hast, haben dich alle zuschauer schon angestarrt wie einen aussätzigen, obwohl sie dich kennen. sie wissen, dass du das jeweilige instrument spielst, aber in dem moment scheinen sie's doch schon wieder verdrängt zu haben und sind, wie's scheint, wieder mal überrascht, dass gerade DU jetzt da sitzt. du bereitest dich trotzdem, wie immer, vor und sprichst noch details mit den anderen ab. dann geht's los.
erstes stück. ausgerechnet eins, bei dem du mit nem solo anfängst, ergo hast du nicht mal zeit, um dich irgendwie "warm zu spielen", sondern musst direkt voll loslegen. auf den proben hast du oft zu schnell gespielt... du denkst über jede einzelne probe nach, gleichzeitig gehen dir läufe und soli durch den kopf, die du vorher vielleicht noch nie gespielt hast, aber die du unbedingt mal ausprobieren und einbringen willst (auch wenn du weißt, dass sie dich dafür hassen werden, weil sie das von dir erwarten, was du auf der probe gemacht hast...). du fängst also an. alle sind auf dich fixiert (ganz normal... du machst nen höllenkrach und sonst tut sich gerade nix. alle anderen sind ruhig, also wo sollen die menschen sonst hingucken?)... 8 takte solo (nich besonders lang, aber die werden in vollen zügen genossen. später hast du ja noch was, wo du was einbauen kannst. n paar lücken kommen noch...)... zählen brauchst du allerdings nicht, du weißt zwar, dass es 8 sind, aber du hast das ding schon so oft gespielt, dass du nach dem 8. takt einfach weißt, dass es gelaufen ist...
die anderen setzen ein, der anfang ist getan. du bleibst trotzdem im mittelpunkt, und es gibt dir ne art kick, scheißegal, wie lahm das stück ist. die leute sehen dich an und du genießt es, zwischendurch scheiße zu machen, leute zu verarschen, indem du grimassen schneidest oder mit irgendwas wirfst... tu einfach was, womit sie nicht rechnen... es spielt keine rolle, was es ist...
du spielst den gig runter, genießt den applaus (auch wenn du weißt, dass er nicht nur dir gewidmet ist oder du im schlimmsten fall sogar davon ausgeschlossen bist oder applaus aus mitleid bekommst) ... während des konzerts genießt du die tatsache, dass jeder zweite dein spiel als zu laut empfindet und es dir (anscheinend) nichts ausmacht. du hämmerst einfach rein, weil's dir spaß macht und spielst, als wär's das letzte mal (dieses mal war's auch "das letzte mal"...) ... am meisten genießt du die "insider" (dinge, die du nur für andere musiker spielst, weil nur sie sie verstehen können. du spielst ein solo aus einem vollkommen anderem stück oder einen beat, der eigentlich nicht zum stück passt, der aber in dem moment einfach nur komisch wirkt... und andere erkennen ihn, weil sie den titel kennen, und grinsen dich an oder singen den songtext ... ) ...
während des gesamten konzerts denkst du an alle möglichen bands und musiker, an die du dich anschließt... swing, blues, blue grass, rock... vollkommen egal... du setzt etwas fort, das sie angefangen haben, selbst wenn du vollkommen andere musik spielst, du spielst immerhin das gleiche instrument. und du bist in der lage, wenigstens in ansätzen ihre musik zu reproduzieren, um ihnen respekt zu erweisen oder um andere an sie zu erinnern. also coverst du... egal, was du spielst, du spielst immer ein cover. niemand kann von sich behaupten, dass etwas sein eigen ist, jedenfalls nicht in der musik... jedes solo, jeder takt ist schon mal "gespielt" worden, wenn man ihn genau auseinanderpflückt... (wenn auch nicht genau dieser takt, vielleicht nur teile davon, aber ein teil ist immer ein cover)... du ignorierst die tatsache, dass du es nicht als "deins" ansehen kannst (abgesehen davon, dass ich vermutlich einer der wenigen menschen bin, die das so sehen...) und spielst einfach so gut, wie du kannst...
ok, hier hör ich jetzt auf, das gefühl selber beschreib ich nämlich nicht, sondern nur das, was ich tue... ich krieg's einfach nicht geschissen. es ist jedenfalls bisher unübertroffen... vielleicht bin ich ein narzist und analysiere mich gerade selbst ohne mir dieses ergebnis selbst schon eingestehen zu wollen.
naja, der titel "ein kläglicher versuch" ist jedenfalls voll zutreffend, ich krieg's wirklich nicht hin... aber wann konnte ich schon mal ein gefühl ausreichend beschreiben?

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