Die Kriegsostern sind ruhig vorübergegangen! Auf Anordnung des Ministeriums war es verboten worden, Kuchen zu backen und Ostereier zu färben. Die Kämpfe im Westen dauerten immer noch an, zum dritten Mal scheint die franz. Offensive zu scheitern. Bei Port Mousson besonders tobt der Kampf und fordert viele Opfer auch von uns! Am Ostersonntag trafen wir in Trier mit Elisabeth zusammen. Fritz hatte sich vergeblich bemüht, Rudolf als Fahnenjunker bei der Artillerie unterzubringen und so blieb uns nichts anderes übrig, als ihn, schweren Herzens, zur Infanterie zu lassen. Heute sandte er sein Gesuch z. Eintritt in das 69. Inf. Reg. in Trier ab! Ich habe immer die leise Hoffnung, daß er mit seinen 18 Jahren noch nicht angenommen wird.

Wir haben wieder viele Verwundete bekommen, meist Kopfschüsse od. rechter Arm verletzt, im Schützengraben! –

Die hies. Soldaten ziehen täglich zum Ueben auf die Wiese am Dreieck und Viele sehen den Uebungen zu. Es geht oft sehr heiter zu, unser Bataillon sind meist Kölner, voll Witz u. Humor.

Bei Combres und im Priesterwalde dauern die furchtbaren Kämpfe immer noch. Vom oestl. Kriegsschauplatz werden kleinere Kämpfe gemeldet, der Ueberfall der Russen in Tilsit wurde glänzend abgeschlagen. –

Wir haben geschäftlich die größten Kämpfe zu bestehen, hatten schon 3 Maschinenmeister, nun geht der Vierte Ende dieser Woche fort und wir haben noch keinen anderen, sodaß dann kein Mann für die Maschine mehr im Geschäft ist! Und was dann tun? Wir schlafen schon nächtelang nicht mehr vor Sorgen und dazu noch die Unruhe um Rudolf! Ich werde täglich älter, graue Haare und schlechte Farbe und auch mein Mann, der sich bis jetzt so frisch u. jugendlich hielt, ist sehr gealtert. Mit dem Jungen zieht alles Jugendliche aus unserem Haus und Leben fort und sind wir dann im Alter allein Gott weiß, was dieser Krieg uns noch Alles bringt!