...und das ist auch gut so. Das soll nicht heißen, daß ich den Urlaub total uncool fand oder nicht zur Ruhe gekommen bin, im Gegenteil. Aber wenn man wieder zu Hause ist, ist das auch ganz schön. So kann ich noch ein wenig mehr runter kommen und die Dinge machen, auf die ich mich eine halbe Ewigkeit freue. Dazu gehört der Sport und der Termin bei der Kosmetikerin. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, daß ich den Termin absagen wollte. Zum Glück habe ich mich anders entschieden, weil ich mehr als einmal einen Termin abgesagt habe und mir blöd vorgekommen wäre, hätte ich jetzt wieder abgesagt. Außerdem wäre der Neid durch gekommen, wenn ich im Zug gesehen hätte, wie es hätte anders sein können. Also lasse ich alles so, wie es ist. Man muß sich ja mal was gönnen. Immerhin habe ich Urlaub. Das ist überhaupt ein gutes Stichwort. Der Urlaub war gut, das Wetter war perfekt. Es gab auch mal Regen, aber das war nicht der Rede wert. Zumindestens hat es mal dann nicht geregnet, wenn man zum Auto ging. Und es gab jede Menge Mückenstiche. Als wenn ich davon nicht vorher schon genug hatte. Da hat mich in meiner letzten Arbeitswoche eine Mücke so in den Finger gestochen, daß meine Hand eine 3D-Form hatte. Teilweise hatte ich Ähnlichkeit mit einem Streuselkuchen. Doch wie sage ich immer? Einen schönen Menschen kann nichts entstellen. Und was ist schon so ein blöder Mückenstich? Ein Klacks. Es gibt Schlimmeres. Und das sind für mich ganz eindeutig die Diskussionen, die meine Eltern ab und zu geführt haben. So kam meine Mutter auf die Idee, im Auto zu bleiben, wenn mein Vater und ich laufen wollen. Daß meine Mutter mit dem Gedanken bei meinem Vater falsch war, hätte sie eigentlich wissen sollen. Sein Kommentar: wenn sie sich jetzt so anstellt, kann sie in vier Wochen gar nicht mehr laufen. Genau das sage ich seit über einem Jahr, aber ich mache den Mund schon gar nicht mehr auf. Und wenn ich was sage, kann ich mir anhören, daß ich mit dem Meckern aufhören soll. Sagt das nicht alles? Ich finde schon. Daß meine Mutter was am Herzen hat, läßt sich nun mal nicht von der Hand weisen und daß sie Schwierigkeiten hat, kann ich ja verstehen. Aber das heißt bestimmt nicht, daß sie sich still in die Ecke setzt und sich gar nicht mehr bewegt. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, aber was macht sie, wenn mein Vater nicht mehr ist? Dann ist sie total aufgeschmissen. Dann kriegt sie es noch nicht mal hin, alleine ins Geschäft zu gehen, weil ihr eine Kleinigkeit fehlt. Das bleibt dann an mir hängen. Ich denke mir meinen Teil und fertig ist die Laube.

Daß mein Vater am Bodensee geblitzt wird, ist schon fast Tradition. So mußte er am Sonntag dran glauben und es sieht danach aus, als wenn es ihn auch gestern erwischt hat. Auf dem Heimweg meinte meine Mutter, daß es geblitzt hat. Wir dürfen uns überraschen lassen. Und da aller guten Dinge drei sind, ist meinem Vater letzte Woche seine Brille abhanden gekommen. Ob er das Teil verloren hat oder ihm das Teil geklaut wurde, läßt sich jetzt nicht mehr feststellen. Das wäre ja alles kein Problem, wenn er sich eine Brille ausgesucht und auf den Sehtest verzichtet hätte. So kam man zu der Erkenntnis, daß die Sehkraft auf dem rechten Auge bei 30% liegt und mein Vater sofort zum Augenarzt muß. Was auch kein Problem ist, denn der Augenarzt ist nämlich nicht weit weg vom Optiker. Was ein wenig unverschämt ist, ist der Termin, den mein Vater bekommen hat: er muß am 31.10. um 10.30 Uhr da sein und nach Möglichkeit ohne Auto kommen. Ganz ehrlich: bis dahin ist der Antrag für den Blindenhund schon längt genehmigt. Aber so ist das in Deutschland. Mein Vater will nun morgen in einer Augenklinik anrufen, weil er hofft, daß er dann schneller an einen Termin kommt. Ich glaube zwar nicht dran, lasse mich aber gerne überraschen. Es ist echt der Wurm drin. Das gilt übrigens auch fürs Wetter. Wo wir in den letzten Tagen teilweise vor lauter Hitze gestorben sind, kommen wir jetzt um vor Kälte. Seit ich vom Sport wieder da bin, regnet es ohne Ende und es ist einfach nur kalt. Am liebsten möchte ich mich so ins Bett legen. Und was habe ich davon? Nichts, außer daß ich dann die halbe Nacht im Bett liege und nicht schlafen kann und darauf kann ich verzichten. Wenn mir der Regen jetzt schon auf die Nerven geht, dann möchte ich nicht wissen, wie das wird, wenn der Herbst so richtig ungemütlich wird. Dann kann ich nur noch auswandern. Vielleicht kommt die Sonne ja doch noch raus. Augen zu und durch. Apropos Herbst: ob wir im Oktober an die See fahren, entscheiden wir ganz spontan. Anfang Oktober muß meine Mutter zum Kardiologen und dann kann es sein, daß sie vielleicht ins Krankenhaus muß. Wenn man gebucht hat, steht man da und ärgert sich, daß man wieder so voreilig war. Sollten wir nicht fahren, gehe ich am Vormittag zum Sport und gut ist. So wichtig ist der Urlaub nicht. Vielleicht sollte ich ein paar Tage alleine fahren, wenn mir nach einem Tapetenwechsel ist. So blöd ist der Gedanke gar nicht. Mal sehen.