...würden es ganz bestimmt schaffen, der ständigen Streikerei endlich ein Ende zu setzen. Die bekämen es auch hin, daß sich der Typ von der GDL vom Acker macht. Man ahnt es sicher schon, worauf ich hinaus will: es wird mal wieder gestreikt. Ich werde vermutlich Glück haben, daß ich gut ins Büro komme, aber ein Dauerzustand kann das alles nicht sein. Als wäre der Streik nicht schon schlimm genug, kann ich in den Osterferien gucken, wie ich zur Arbeit komme. Es gibt nämlich wieder einen Baustellenfahrplan. Für mich heißt das, daß ich mich in den SEV nehmen darf. Begeisterung sieht anders aus, aber nun gut. Es gibt auch eine einfache Begründung, warum die Bauarbeiten immer in Ferien statt finden: weil in den Ferien weniger Leute unterwegs sind. Und die Leute, die unterwegs sein müssen, müssen halt sehen, wo sie bleiben. Das ist wieder so typisch, aber leider nicht zu ändern. Ich mag meinen Job, aber in solchen Situationen hasse ich es, so weit fahren zu müssen. Dann denke ich mir, wie toll es doch wäre, wenn ich einen Job hätte, den ich fußläufig erreichen könnte. Aber da das Leben keine Ponyhof ist und ich mit dem zufrieden bin, was ich habe, muß ich nehmen, was kommt. Und irgendwann lernt man auch, mit der ganzen Streikerei zu leben, auch wenn ich das für übertrieben finde.

S. hat gestern die Zusage für die Wohnung bekommen, die sie sich am Donnerstag angesehen hat. Zum 01.07. kann sie die Wohnung haben. Das heißt, wir würden uns mit dem Urlaub überschneiden. Dann ist das eben so, man kann es nicht ändern. T. wird dann in den sauren Apfel beißen und dann allein die Stellung halten müssen. Mein Vater meinte, ich können doch einen Kompromiß vorschlagen: ich könne am 09.07. wieder arbeiten gehen. Dann hätte ich ein paar Tage gespart und wir können dann im Herbst ein paar Tage länger an der Nordsee bleiben. Ich kann es auch lassen. Warum muß ich immer Kompromisse machen? Weil ich ja immer auf meine Mitmenschen Rücksicht nehme. Das ist auch so, aber man muß es auch nicht übertreiben. Ich sage immer zu allem Ja und Amen, wenn es darum geht, daß man die Homeofficetage tauschen muß. Ich habe im letzten Jahr die Stellung gehalten, als C. und T. zur gleichen Zeit krank waren und S. Urlaub hatte. Es kann niemand was dafür, wenn man krank wird, das wollte ich damit jetzt nicht sagen. Aber bei mir hat man einen Aufstand gemacht, als ich wegen der Gallen-OP ausgefallen bin. Da konnte es T. nicht schnell genug gehen, daß ich wieder ins Büro komme. Wenn ich auf dem Zahnfleisch gehe, weil mir alles zu viel ist, soll ich mich nicht so anstellen. Dafür muß ich Verständnis haben, wenn es anderen nicht gut geht. Das ist so typisch. Ich will kein Mitleid, aber fair ist das echt nicht. Und jetzt soll ich Kompromisse machen? Warum? Irgendwann muß es doch auch mal gut sein.