das Leben ist eine Wiederholungsschleife
Schlechtgelaunt und mit leichten Kopfschmerzen komme ich heute aus den Federn, werfe beim Gang zur Toilette einen vorsichtigen Blick in den Spiegel. Deine Augen sehen noch müde aus, aber was sind denn da nur wieder für Bartstoppeln überall? Habe ich die Gesichthaare nicht gerade gestern erst entfernt? Jeden Tag das gleiche Rasur-Ritual, das nervt ja wirkich.

Die morgendlich gut gefüllte Blase schreit nach Entleerung, auch diesem natülichen Drang gebe ich unverzüglich nach. Als ob man als Mensch machen könnte, was man wollte. Das Leben besteht in der Wiederholung, hunderte kleine Notwendigkeiten, an denen niemand vorbeikommt und die eigentlich die ganze morgendlichen Sonntagsmenschen einigen sollten: Zähneputzen, Duschen, Abtrocknen, Eincremen, ich werde heute wiederholt auf die Toilette gehen, ich werde Energie in Form von Getränken und Nahrung in meinen Körper befüllen, damit alles halbwegs reibungslos laufen kann. Alles in einem Körper ist unaufhaltsam in Bewegung: der Blutstrom, das Herzklopfen, die Peristaltik (also die Verdauungsbewegungen des Magen- und Darmkanals, die sich auch bewegen, wenn man gar nichts isst - dann verdaut sich zur Not der Magen selbst. Kein Witz). Und dieser ständigen inneren Bewegung und Unruhe setzt jeder kluge Mensch ein wenig äußere Bewegung entgegen, damit man sich im Gleichgewicht befindet.

Ich werde heute, an diesem richtig schönen Sonnentag, nicht faul auf der Couch herumliegen, nein! Ich werde mit meinem Fahrrad durch die Gegend fahren: Menschen beobachten, wie sie sich freuen, wie sie sich missverstehen, wie sie lachen und wie sie sich anschreien. Das habe schon etliche Male beobachtet und werde nicht umhin können, es heute wieder zu sehen. Das Leben bedeutet Wiederholung.

Erstaunlich das sich gewisse Menschen für so viel bessere, edlere Menschen halten, wo unsere Spezies doch so viel eint. Es gibt so wahnsinnig viele wiederholende Handlungen, die jeder Mensch tut, dass die Unterschiede eigentlich doch eher klein sein müssten. Gut, dieser Differenzen sind entscheidet dafür, ob man sich mag oder lieber aus dem Weg geht, aber diese eher geringen Differenzen sollten doch eigentlich den gegenseitigen Respekt fördern und uns nicht, wie es derzeit der Fall zu sein scheint, gegenseitig bezichtigen, von einem anderen Planeten abzustammen.

Bevor ich zum lebensnotwendigen Schlafritual komme, welches satte nein Stunden meines Lebens umfasst, genieße ich noch ein wenig mein Leben: den tollen Sonnenschein heute, das ich keine Schmerzen habe und das ich im Grunde zufrieden mit mir und der Welt bin. Wenn ich mich jetzt nicht nur schon wieder rasieren müsste ... also das nervt wirklich.