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Tagebuch Pandora
2011-02-25 20:39
Tag der Entscheidung
Wie viel sich doch in so kurzer Zeit ändern kann. So plötzlich. So unerwartet. Und es fühlt sich endlich wieder gut und richtig an. In meinem Kopf werden schon wieder Pläne geschmiedet. Ich bin zurück. Ich bin wieder ich. Und ich weiß endlich wieder was ich will. Wen ich will. Anscheinend habe ich mich entschieden und festgelegt wie es weiter geht. Das sah bis vor kurzem noch so anders aus und hätte mir fast den Verstand geraubt.

Letzte Woche war ich mit meiner Freundin, mit der ich quasi aufgewachsen bin endlich mal wieder aus. Nur wir zwei. Keine Männer, kein Kind. Nur zwei Frauen, die endlich mal alles aus sich raus reden konnten. Es war wirklich befreiend. Ich habe ihr alles erzählt. Habe von IHM erzählt, von den Flirtereien, ich habe es einfach mal laut ausgesprochen. Dann habe ich ihr auch die ganze Geschichte erzählt, wie es sich mit meinem Freund verhielt. Die Zombie-Zeit, als er nur hinterm Rechner saß, die absolut beschissene Zeit, als ich unsere Beziehung in Frage gestellt habe und quasi schon kurz davor war meine Koffer zu packen, die Zeit seiner Verwandlung, als er feststellen musste, dass er ohne PC und Zocken ganz schön in der Luft hing, wo er wirklich hart an sich arbeiten musste, um wieder ein normaler Mensch zu werden, der auch am Leben teilnimmt und es nicht einfach nur so an sich vorbei ziehen lässt, die Zeit, als er sich endlich einen neuen Job gesucht hat und endlich den Job bekommen hat, den er eigentlich schon immer haben wollte. Er hat seine Freunde zurück erobert, versucht regelmäßig Sport zu treiben und es mir recht zu machen. Und ich habe mir immer wieder etwas Neues gesucht, an dem ich mich hochziehen konnte. Wollte ihm gar keine Chance geben. Man ich bin so ein Arsch gewesen. Da ist da einer, der für mich alles tut, der mir wirklich zeigt, dass er mich will, und ich trete das mit Füßen. Meine Freundin hatte die Idee, was sie mit ihrem Mann auch schon mal gemacht hat, ein Buch zu schreiben. Eins für beide. Wo jeder seine Gefühle aufschreiben kann und der andere kann es dann lesen. Man kann Dinge ausdiskutieren. Entweder gewinnt oder verliert man, oder man hat einen Kompromiss. Doch man weiß nicht, wie sich der andere fühlt. Ich habe mich oft als Verlierer gefühlt bei Diskussionen, die seine Familie betreffen. Woher soll er wissen wie ich mich fühle? Woher? Die Idee mit dem Buch finde ich super. Wenn man es nicht aussprechen kann, so kann man es schreiben und sich jedes Wort überlegen.

Nach diesem Abend habe ich erst bei meinen Eltern übernachtet und habe mir noch so meine Gedanken gemacht. Aber als ich nach Hause gekommen bin, habe ich mich schon richtig gefreut ihn zu sehen. Seit diesem Abend ist alles irgendwie anders. Das ganze große Thema wurde in ein anderes Licht gerückt. Es geht nicht um seine Familie. Es geht um uns. Und das habe ich ihm gesagt. Dass wir Entscheidungen gemeinsam treffen müssen. Nicht im Alleingang. Dann habe ich ihm gesagt, dass er nicht immer seine Familie in den Fordergrund stellen soll, wenn ich doch mal seine werden soll. Ich glaube, das hat er kapiert.

Ich habe mich für meinen Freund entschieden. Das fühlt sich gut an. Es fühlt sich richtig an. Im meinem Kopf rumoren schon wieder Pläne. Ich habe endlich wieder Pläne. Ein Haus, Kinder, heiraten. Als hätte da jemand einen Schlüssel gefunden und eine Kiste voller längst vergessener Dinge geöffnet, die nur so da raus purzeln.

Was mach ich nun mit IHM? Ich weiß es nicht. Diese Woche habe ich den Kontakt so knapp wie möglich gehalten. Natürlich hat er ein Geschenk von mir zum 40. bekommen. Das hatte ich ja schließlich extra besorgt. Und ich würde auch gerne auf irgendeine Art und Weis mit ihm befreundet bleiben. Mal sehen, ob das geht. Passiert ist ja nichts. Nur ein Flirt und das fast immer per Mail. Am Telefon waren wir eigentlich immer brav. Mal sehen, ob es überhaupt zu einer solchen Diskussion kommen wird. Müsste es eigentlich, da ich in den letzten Wochen doch recht offensiv geworden bin, da ich noch dachte das ganze würde anders ausgehen. Irgendwie seltsam, aber ich fühle tatsächlich, dass es jetzt endgültig entschieden ist. Von einen auf den anderen Tag. Seltsam.

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2011-02-25 20:39