kalt..taub
Ich bin nicht ich. Zumindest nicht mehr. Das, was ich mir tätowieren wollte…tja. Genau das, wovor ich immer Angst hatte, ist eingetreten. Ich wollte ein Tattoo mit „Love never dies“.

Zum einen, weil ich die Personen oder Tiere die ich liebe oder geliebt habe, niemals vergessen will und zum anderen, weil es mich erinnern sollte, dass ich immer die Person bleibe, die ich bin. Eine Person, die sehr sensibel, warmherzig und einfühlsam ist. Eine Person, die Mitleid empfindet. Eine Person, die fühlt. Fühlen. Genau das tue ich grade nicht mehr.

Es ist mir bei der Matura klar geworden. Kein Mensch geht zur Matura ohne zumindest ein bisschen nervös zu sein oder gar Angst zu haben. Ich habe NICHTS dabei empfunden, rein gar nichts. Als ich die Scheiße mit Rüdi durchgemacht habe, tat es nie richtig weh. Ich bin irgendwie taub. Es verletzt mich bei weitem nicht so sehr, wie es mich eigentlich verletzten müsste. Wie kann ich sagen und auch meinen, dass es ok für mich ist, so behandelt zu werden. Wie kann es ok für mich sein, dass er mich nur als Sexobjekt gesehen hat und ich nie, nie nie nie mehr für ihn war. Noch nicht mal menschlich, als normale Freundin. Wie kann das alles mich nicht verletzen?

Ich rauche. Ich wollte nie eine Person sein, die raucht. Jetzt bin ich so. Ich ziehe in Betracht, einfach mit einem Typen ins Bett zu gehen, ohne Verpflichtungen.

Habe ich aufgegeben? Ist die Hoffnung, auf etwas Schönes und Tolles für mich, in mir, gestorben?

Wenn ich an etwas denke, das mich in der Vergangenheit verletzt hat, blockt mein Gehirn das sofort ab. Es zwingt mich, an etwas anderes zu denken, damit ich mich mit dem Schmerz nicht auseinandersetzen muss.

So blöd es auch klingt, ich glaube der springende Punkt war Flitzi. Als ich in Island war, konnte ich es nicht fassen. Ich habe mir eingeredet, dass sie noch lebt. Bis heute, 9 Monate danach, habe ich seitdem kein einziges Mal geweint. Wenn ich versuche daran zu denken oder mich an sie zu erinnern, verdrängt mein Kopf die Gedanken. Ich habe es nicht realisiert und meine Emotionen sind off.

Wenn schöne Sachen passieren, bin ich nicht mehr richtig glücklich. Wenn schlimme Sachen passieren, bin ich nicht mehr traurig.

Es ist alles irgendwie gleich. Ich empfinde einfach nichts mehr. Ich hab‘ Angst.