Kindergeburtstag
Mein kleiner Neffe J. hatte am Sonntag seinen 5. Geburtstag. Da wir nachmittags leider keine Zeit hatten, besuchten wir ihn morgens. Wie sein Vater und ich ist er Spider-Man-Fan, also kauften wir ihn eine Figur, über die ich in seinem Alter nur geträumt hätte. Komischerweise kann ich mich auch an meinen 5. Geburtstag erinnern. Und nun erlebe ich das hier auch nochmal. Unter anderem bekam er auch so einen Kreisel, den man mit einer Art von Plastikriemen in Drehung versetzen kann; mein Bruder und ich hatten so einen Ähnlichen vor über 30 Jahren auch, allerdings nicht so futuristisch hochgetunt wie dieser hier. Der ältere Bruder von J. kommt in 6 Wochen in die Schule. Auch an meiner Einschulung kann ich mich noch sehr gut erinnern. Die Sonne schien und ich stand mit meiner Mutter und Tante auf dem Schulhof mit dieser großen Schultüte. Ich trug kurze Hose mit weißen Kniestrümpfen. Und jetzt nach über 30 Jahren ist der erste Sohn meines Bruders dran.

So saßen wir gestern im Garten, die Kinder spielten mit Wasserpistolen (natürlich kein Vergleich zu dem, was wir damals hatten). Nur das Geschrei, wenn einer von ihnen ins Auge getroffen wurde, verändert sich mit der Zeit nicht. Dann wurde ich plötzlich gerufen und mußte zu den beiden Zwillingsneffen (beide knapp über ein Jahr alt... oder schon zwei?). Hatten sie doch auf dem Rasen eine Nacktschnecke gefunden. So erklärte ich ihnen deren Anatomie, und dann legten wir drei sie in den geschützten Schatten eines Busches.

Ich schaute neidisch den Kindern beim Spielen zu. Sie wissen gar nicht, dass sie sich im Paradies aufhalten. In ihrem Alter spielte ich auch den ganzen Tag in der Sonne (wobei ich schon damals mehr den Schatten aufsuchte), fing Frösche und fuhr mit dem Rad über die Felder. Die Sommertage schienen endlos zu sein, eine Stunde war ein halbes Leben. Die ganze Welt schien sich nur für mich zu drehen, ich war sorglos und hatte keine Verantwortung.

Interessant war auch das Gespräch mit meinen nun fünfjährigen Neffen. Er brachte mir die Verpackung von der Spider-Man-Figur. Während ich sie auspackte, fragte er:

„Du, wohnt P. (meine Freundin) bei dir?“
„Ja, das tut sie.“
„Seid ihr verheiratet?

Ich schaute auf zu meiner Freundin, die einige Schritte entfernt mit den Zwillingen auf dem Boden spielte.

„Nein, das sind wir nicht.“
„Warum nicht?“
Jetzt kam ich ins stottern. Wie erklärt man das einem Fünfjährigen? P. fing natürlich an zu lachen, als ich ihr das zurief. Ihre Antwort war: „Ja, warum denn nicht?“
„Genau“, mischte sich nun auch meine Schwägerin ein, die gerade aus der Küche kam, „warum denn nicht?“
Mein Bruder grinste nur im Hintergrund...
Ich murmelte nur etwas von „Naja, weil wir nicht verheiratet sind...“ und bekam endlich diese Figur aus der Packung gefriemelt. Somit hatte ich eine gute Ablenkung gefunden, mein Neffe fing sofort damit an zu spielen.

Gegen Mittag fuhren wir wieder los, die Sonne schien... ein scheinbar endloser Tag.