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Tagebuch Rosie
2016-04-25 20:28
Eintrag Nr. 2

Vorwort: Ich habe diesen Eintrag schon am Vortag verfasst, bitte nicht über zeitliche Ungereimtheiten wundern.

 

Hey Leute da bin ich schon wieder.

 

Ich hab ja heute Mittag meinen ersten Blogeintrag gemacht und hab mir eigentlich schon gedacht dass ich vielleicht heute Abend noch das ein oder andere zu erzählen haben werde. Ich versuche es chronologisch und sinnvoll zu schreiben, aber ich kann nichts versprechen. Bitte verzeiht mir auch den ein oder anderen Rechtschreibfehler, ich schreibe gerne schnell und dann passiert mir das schon mal und nicht alle fallen mir beim noch mal durchlesen auf.

 

Heute ist Sonntag und ihr müsst wissen, dass ich jeden Sonntag mit meiner Oma zu ihrer Schwester ins Altenheim fahre. Die Schwester meiner Oma, also meine Großtante, hat Demenz. Das Ganze hat 2012 angefangen, wenn ich mich recht entsinne. Es hat damit angefangen, dass ihr Ehemann krank wurde und ins Krankenhaus kam. Ich habe leider nie genau erfahren was er hatte. Auf jeden Fall sind meine Oma und ich mit meiner Großtante immer zu ihrem Mann ins Krankenhaus gefahren. Diese waren immer ein Stückchen weg, weshalb es meist den ganzen Nachmittag in Beschlag genommen hat. Ich habe dann meine Schulsachen mitgenommen und in dem jeweiligen Krankenhaus gemacht. Schließlich sollte die Schule ja nicht vernachlässigt werden. Ich selbst hatte nie wirklich große Lust mitzufahren, aber meine Oma ist doch schon etwas älter und fährt recht ungerne weite Strecken. Ich war sozusagen die moralische Unterstützung. Leider verstarb ihr Mann im September 2012. Schon damals haben wir bemerkt, dass meine Großtante recht vergesslich war, weshalb wir nach den Krankenhausbesuchen noch kurz bei ihr blieben. Sie hat ihre Schlüssel verlegt, ihr Geld, konnte nichts mehr kochen usw. Es war schon traurig zu zusehen, wie es ihr geistlich immer schlechter ging. Hinzu kam, dass ihr Sohn sich nicht wirklich um sie gekümmert hat. Das hat alles meine Oma gemacht. Im Endeffekt kam es dazu, dass meine Großtante leicht bekleidet im Winter auf der Straße herum lief und ein Mitbürger, der es wirklich nur gut gemeint hat, den Krankenwagen gerufen hat und sie vermutlich mit einer leichten Unterkühlung ins Krankenhaus kam. Das war Ostern 2013. Schon damals war eig schon mehr oder weniger klar, dass sie nicht viel länger hätte alleine wohnen können. Sie konnte keine Bürokratie erledigen und sich auch nicht mehr wirklich um sie selbst oder um ihre Finanzen kümmern. Meine Oma und ich mussten bzw haben sie auch gebadet. Naja, sie war also im Krankenhaus und wir sind zu ihr gefahren, haben sie besucht und ihre Wäsche mitgenommen, gewaschen und auch wieder Wäsche mitgebracht. Leider wollte sie nicht im Krankenhaus bleiben, hat versucht nach Hause zu gehen, weil sie schon damals nicht mehr verstanden hat, warum sie dort war und warum sie nicht gehen konnte. Dazu kommt, dass sie vorher auch Alkohol konsumiert hatte, wir wussten leider nicht wie viel, aber die Vermutung ist da, das es nicht wenig war, und sie es im Krankenhaus nun nicht mehr konnte. Die Schwestern und Pfleger mussten sie deshalb fixieren, was sie natürlich gar nicht toll fand. Die Neurologin hat daraufhin beschlossen, dass sie auf eine geschlossene Station in einem Altenheim muss, da sie eine Weglauftendenz besitzen würde. So kam meine Großtante ins Altenheim, ein gutes Stück entfernt. Zu der Zeit habe ich gerade meine Mittlere Reife gemacht. Wir befinden uns immer noch im Jahre 2013. Mein Glück war dass ich im A-kurs war, also Abiturkurs, und somit nur in die mündliche Prüfung musste, da meine Noten gut genug waren. So war es nicht so tragisch dass wir zweimal die Woche zu meiner Großtante gefahren sind. Ich wüsste nicht wie ich sonst hätte lernen sollen. Auf jeden Fall kam dann mein Wechsel in die Gymnasiale Oberstufe, ich wollte schließlich Abitur machen. Ich hab auch sonst nicht gewusst was ich hätte machen sollen. Ein Jahr darauf, also 2014, wurde uns um Muttertag rum gesagt, dass meine Großtante verlegt werden würde, da das neue Altenheim billiger sein würde. Ich muss dazu sagen, dass ihr Sohn ihr Betreuer war und sich so um alles kümmern sollte, Bürokratie, Finanzen, usw. Anscheint hatte er es nicht wirklich gut gemacht, denn es gab Schulden in dem Altenheim. Naja, sie wurde am anderen Tag noch ein Stück weiter weg in ein  Altenheim verlegt, und wir sind nur noch sonntags hin gefahren, weil es zum einem wegen meiner Schule nicht anders ging und zum anderen meiner Oma der Stress zu schaffen machte. Ich muss mal kurz überlegen worauf ich noch mal hinaus will, weil ich möchte euch halt die Hintergrundgeschichte erzählen, damit ihr alles versteht. Nach einiger Zeit hat sie sich auch im Altenheim eingelebt, und es gab immer mal wieder Hochs und Tiefs. Aber das ist normal. Ich denke mal dass ihr alle zumindest ungefähr wisst was Demenz ist. Heute waren wir sie also erneut besuchen, wie jeden Sonntag und schon länger ist mir aufgefallen und auch meiner Oma, dass sie immer schlechter geht und unsicher ist. Das kann damit zusammen hängen, dass sie schon das ein oder andere Mal gefallen ist, und meiner Meinung nach nicht mehr sehr gut sieht. Ist aber auch vielleicht normal, sie ist über achtzig. Auch dass ihr Gedächtnis immer weiter nachlässt, aber das ist bei dieser Krankheit normal. Das vor letzte Mal als wir sie besuchen waren, also jetzt im Jahre 2016 angekommen, war es dann soweit, dass sie mich nicht mehr erkannt hat. Sie hat mich mit Schwester angesprochen. Dass sie mein Gesicht keinem Namen mehr zuordnen kann, ist mir nicht neu, das ist schon länger so, aber sie wusste normalerweise dass ich zur Familie gehöre, aber selbst das hat sie nicht mehr erkannt. Das hat mich schon etwas erstaunt und auch erschreckt. Ich meine, ich bin jetzt schon so lange und so oft mitgefahren und auf einmal weiß sie nicht mehr genau wer ich bin. Ich weiß das ist der normale Verlauf der Krankheit und trotzdem hat es mich schockiert. Zu dem kommt, dass sie auch meine Oma einmal verwechselt hat, bzw vom Gesicht her nicht mehr richtig erkennt, sondern eher an der Stimme. Das traurige ist, sie sind die Einzigen, die noch leben. Ihre zwei Brüder und ihre Eltern sind schon verstorben. Sie kann nicht mehr richtig gehen, sondern schlurft nur noch, kann nicht mehr alleine auf Toilette und ist inkontinent. Dieser, nennen wir es Verfall, eines Familienmitglieds zu beobachten und genaue zu erleben, ist etwas, was einem Nahe geht. Und ich weiß, dass es für meine Oma noch viel schlimmer ist.

 

Ich schließe diesen Teil mal, es gibt noch mindestens eine Sache die ich euch erklären/ erzählen möchte, da sie mich heute beschäftigt hat und ich morgen vermutlich keine Lust mehr habe das alles genau aufzuschreiben. Ich bin Jemand der muss so etwas direkt erledigen, außerdem gibt es bestimmt morgen andere Dingen dich ich euch erzählen möchte. Und da dies meine ersten Blogeinträge sind, muss bzw will ich euch auch immer die Hintergrundgeschichte zu jeder Sache erzählen und das ist doch ein bisschen was zu schreiben ;)

 

Wir lesen uns also gleich wieder, beim nächsten Teil.

 

Lg Rosie

Kommentare

03:00 28.04.2016
Ja, die Altersdemenz ist schon traurig und problembehaftet. Ähnliches erlebe ich auch seit einiger Zeit recht intensiv, da ich meine 90jährige Tante in ein Pflegeheim bringen musste und sie nun dort fast täglich besuche und motiviere, da sie "natürlich" auch immer mal wieder zurück in ihr Zuhause möchte und nicht immer einsieht, dass dies nicht mehr möglich ist. Zum Glück hilft dann in aller Regel irgendeine Ablenkung, wirklich "besprechen" kann man dies dann ja leider nicht. Besonders schlimm ist das Wissen, dass es nicht besser wird, im Gegenteil. Aber wir hoffen trotzdem, gemeinsam mit ihr, dass wir es ihr noch lange so schön und angenehm wie möglich machen können (Ohne Sitzfußball, das hasst sie und findet es kindisch )
Schön jedenfalls, dass Deine Oma doch noch so fit ist und - wie es den Anschein hat - als gute Seele der Familie fungieren kann Und schön, dass Du sie dabei ja doch wirklich gut unterstützt!
Good luck !
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2016-04-25 20:28