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Tagebuch Lartox
2008-11-15 16:54
Katersülze
Ahh, der liebe Kater. 1,5l Wasser hab ich schon getrunken und etwa ne halbe Packung Sammy's Super Sandwich Toastbrot gegessen, und nach zwei Stunden des Zusammenreißens vorm Laptop gehts mir auch deutlich besser. Von meinem Brechreiz und dem unangenehmen Ziehen in den Armbeugen ist nur noch ein etwas ungutes Gefühl und ein flauer Magen übrig.

Wie kam es dazu? Gute Frage! Bis zu dem Zeitpunkt, als ich nicht mehr richtig sprechen oder stehen konnte, war ich eig der Meinung, dass ich absolut nüchtern war. Ich hätts mir ja denken können, auf einem Studiheim-Fest mit gratis Bar und außer mir niemanden, der den Tequila anrührt, aber ich war wirklich überrascht, als ich merkte, wie besoffen ich war. Ich hoffe, ich bin Stella nicht zu sehr auf die Nerven gefallen und hab keinen allzu schlechten Eindruck auf sie gemacht. Ich ruf sie nachher an und entschuldige mich.
Linda und Markus sind natürlich früh gegangen.

Schon am Vortag hab ich getrunken. Die letzten Tage ist es mir immer schlechter gegangen, weil ich schlichtweg mit der Gesamtsituation unzufrieden bin
Donnerstag morgen ging es mir wirklich nicht gut. Zu Griechisch musste ich da PV, aber ich schrieb nicht mit und starrte nur auf den Boden. Zu allem Überfluss fragte die Tsialis mich dauernd irgendwas, ich hatte meine (gemachte!) HÜ zuhause gelassen, mitsamt Block, und ich musste wieder vorlesen. Ich hatte nicht geübt und stotterte, was sie wieder als sprachliche Inkompetenz ansah. Erkennt sie keinen Stotterer wenn sie ihn hört, die Frau Professor? Naja, jedenfalls war ich mit mir, meinem Leben hier und allem unglücklich und wollte etwas ändern. Ich beschloss, den Nachmittag (trotz Foucault-Streit) und den Freitag ganz zu schwänzen, und zu saufen, endlich wieder seit ewig, um allein zu sein mit meinen Gedanken, und mit mir selbst eins zu werden.

Mein Ziel, den totalen Absturz hinzukriegen, damit ich mit mir selbst ins Reine kommen kann, vllt etwas schreiben oder so, über mein Dasein in Wien nachzudenken... hab ich nicht erreicht. Ich war einfach immer unter Menschen!
Angefangen bei Maria ausm 5., die nach der HVV meinte, ich wolle mich profilieren. Ich wollte von ihr als Musikreferentin nur den Schlüssel für den Klavierraum, aber irgendwie ergab es sich dann, dass ich 2 Stunden lang mit ihr sprach. Und wie! Wir verstanden uns sehr gut, und sie legte ihre Gewohnheit, mich zu beleidigen, ab, um mir stattdessen Komplimente über mein Aussehen und mein Klavierspiel zu geben..? Später ging ich mit Kati in den Tischtennisraum, wie schon am Mittwoch, um zu wuzzln und zu reden. Ich war sehr darauf bedacht, so platonisch wie möglich mit ihr umzugehen, nach dem Eindruck, den sie am Mittwoch auf mich gemacht hatte. Zwar gehen wir wieder freundschaftlich und lustig miteinander um, aber ich hab das leise Gefühl, sie hat Verleibtheitsgefühle für mich. Spätestens seit sie gefragt hat, wo für mich (allg gesprochen natürlich) die Grenze zwischen "mögen" und "lieben" ist. ...
Nach meiner Schilderung von Gabriela war sie aber recht missmutig, und auch vorher hatte sie ein paar so vergriffene Sachen zu mir gesagt, dass ich sie - zum ersten Mal in unserer Geschichte - zurechtweisen musste. Und wieder fiel mir auf, dass tatsächlich niemand so respektlos mit mir redet. Im Gegenteil, und ich bin mir nicht sicher, wie ich das gemacht hab? Irgendwie lustig!
Nach 10-11 kamen noch mehr Leute dazu, auch Maria und ihre Zimmergenossin Vero, und ich stürzte wieder ab. Nur auf sehr unkonstruktive Art und Weise - ich saß an der Wand und beobachtete sie, vor allem diesen einen, diesen Tiroler, der mich bis zum Mundverziehen, zum Fäusteballen ekelte. Diese Art zu sprechen, dieser Gesichtsausdruck! Oh ich hasse sie, diese niedere Existenz, dieses nutzlose Sichselbstsein, die reinste, purste Form der Dummheit! Ihr das Gesicht mit Benzin übergießen und anzünden, den ganzen Körper in einen Hexler und das ganze ins Weltraum schießen würd ich! Ich kann sie in mir spüren. Ich sehe sie, wenn ich die Augen zumache. Wie kann man sich nur nicht seiner eigenen Widerlichkeit bewusst sein, wenn man so davon durchtränkt ist wie diese Leute? Vllt würden sie es, wenn sie einen Moment innehalten würden zwischen männlichen Spielen spielen (natürlich mit Teamgeist), schlechte Witze erzählen und primitiv lachen, sich schlecht anziehen und für BWL lernen, so wies die Eltern gesagt haben. Aber nicht vergessen, das alles auf die Schippe zu nehmen, wann immer jemand zu lange hinsieht, und ein kleines Reservoir an Zeug zusammenlegen, das man erzählen kann, wenn man gebildet, kritisch und fortschrittlich/sozial wirken muss, weißte, so lässig am Rande, aber selbstverständlich mit Heimatbezug. !!

Ich sehe gerade, dass der Himmel heute sehr schön ist. Ich hatte einen böswilligen erwartet, aber da ich langsam aktiver werden sollte, wenn ich nachher trainieren gehe, hab ich den quietschenden Rollo auf meiner Seite aufgezogen, um einen pastellfarbenen Abendhimmel zu sehen, der etwas müde von einem blassen blau in ein zartes rosa übergeht, und direkt über dem Donauturm, bei den dünnen Kaminen und den Weingärten, sitzt ein dunkles Orange.

Heute Abend ist eine Party bei Elena. Sie hat mich gestern eingeladen, als wir nach Griechisch zusammen gefrühstückt haben, wieder im Weltcafe. Mit ihrer Freundin, die am Ende kam, stellte ich mich sehr effektiv gut, und ansonsten gibt es nichts Spezielles zu erzählen außer das hier:
Ich meinte dazu, dass sie mit ihrem Freund zusammen wohnt, dass man in unserem Alter eine sehr besondere Beziehung dafür braucht, und sie, dass sie eine solche haben. Sie sagte es langsam und schüchtern, und in mir zog sich mein Herz zusammen. Ich unterbrach tatsächlich, und legte meine Hand an den Mund, um über das Gefühl nachzudenken - es war enttäuschte Liebe. Mein Lieblingsgefühl!

Wuäh, ich muss das Geschirr wegstellen. Gestern hab ich endlich wieder mal richtig gekocht, Spaghettini mit improvisierter Soße. Fleisch, Paprika, Basilikumsugo, Rotwein und Avocado. Es wäre sehr gut gewesen, wäre das Fleisch Fleisch gewesen und nicht Sülze. Tja leider kenn ich mich mit diesen Dingen nicht so gut aus, weil ich nunmal 17 Jahre lang Vegetarier war, und niemand mit mir einkaufen geht, um auf mich aufzupassen. Ich dachte, es würde schon gehen, und bratete die Hälfte der Sülze an, aber sie bratete nicht. Dieses Schleimige löste sich brodelnd und zischend auf, und stank noch bis in die fertige Soße hinein. Ich bekam es einfach nicht weg. Als ich die (wie gesagt sonst sehr guten) Spaghettini aufgegessen hatte, war mir schon etwas übel.

Überhaupt ist mir nur noch übel. Sebastian ist Gott sei Dank übers Wochenende nach Hause gefahren, und ich kann wieder etwas atmen. Dieser Typ wird mir immer schlimmer. Ich muss hier raus!! Ich halts nicht aus mit einem Menschen auf dieser Distanz, ich brauche meinen Raum. Was sage ich Mensch, ein Schwein ist er! Ich kann nicht aufhören an etwas anderes zu denken als an ein Schwein, er ist wie geschaffen dafür, eins zu sein. Wie diese konstruierten Romanfiguren, bei denen Charakter, Verhalten, Aussehen usw zusammenpassen zu einem Motiv. Und Sebastian ist ein Schwein.

Der Himmel ist jetzt lila. Ich mag lila. Tolle Farbe.

A propos Schwein. Am Dienstag in meiner Hassvorlesung, romantische Literatur und Geschlechterbeziehungen, mit den irrational kampfemanzipatorischen Weibern, hatte Gabriela Referat. Sie war mir vorher nie aufgefallen (da drin seh ich mir sowieso keine genauer an), aber als sie da vor mir saß, war ich wie perplex. Sie war wunderschön! Nicht geil, hübsch oder süß, sondern nur: schön. Wie ein Gemälde sieht sie aus, mit langen, hängend sitzenden, vollschwarzen Haaren, geröteten Wangen und großen, warmdiamantenen, reichdunklen Augen.
Ich will schon seit Längerem malen anfangen, so wie Mama. Bisher kritzle ich nur, mache Manga und son Zeug, aber ich würd wirklich gern malen können, auf Leinwand und mit Pinsel, und allem anderen was man so machen kann als Künstler.
Ich weiß, wie bescheuert das klingt, aber ich musste es tun. Ich hielt sie nach der VO auf, um sie zu fragen, ob ich sie malen darf. Sie kicherte! Ja, sie war geschmeichelt, und das nichtmal auf geübte Art und Weise, sondern süß. Ich wollte ein Foto von ihr mitm Handy machen, aber sie verstand mich falsch und wollte mir ihre Nummer geben. Ich nahm sie, und schrieb ihr tags drauf eine SMS, ob wir und mal treffen wollen. Sie antwortete zwar erst am nächsten (oder übernächsten) Tag, entschuldigte sich aber dafür und meinte, sie würde sich gern anschließend an die nächste VO treffen. Ich nehm meinen Camcorder mit, und vllt borg ich mir ne Kamera aus. Das wird ein Spaß!

Wegen Schönheit und Hässlichkeit hab ich mir etwas überlelgt. Wenn eine hässliche Person (ich rede nicht nur von Aussehen) beschrieben wird, dann wird sie zu etwas anderem personifiziert. Sebastian zB wird ein Schwein. Man nimmt Merkmale heraus und gibt ihnen einen tierischen Ursprung, oder sonst irgendeinen. Bei schönen Menschen oder Dingen passiert das anders, man stellt Merkmale mit anderen, mit allgemeinbegrifflichen Ideen parallel. Es wird nicht personifiziert, sondern verglichen.
Oder hab ichs umgekehrt gemeint? Hm. Ich glaube nicht...Bleiben wir dabei. Es wird also nicht gesagt "Sebastian ist ein Schwein", sondern "Gabriel sieht aus wie ein Gemälde", oder ein Sonnenuntergang, oder was auch immer.
Wieso sind denn moralisch besetzte, gesellschaftlich erfundene Begriffe schön? Man kann zwar auch, wenn man Reinheit oder Unschuld oder sowas beschreibt, Materielles verwenden, aber dann nur die Idee dahinter, zB "kleine Blume".

Ich glaube, ich sollte niemals mit einem Menschen zusammenwohnen, auf jeden Fall nicht im selben Zimmer.

Wie gerne ich mit Alex zusammenwohnen würde! Ich vermisse ihn so sehr, dass ich aufpasse, nicht schwul zu wirken. Im Ernst, ich glaub manchmal kriegt er das Gefühl. Im Sommesemester kommt er vllt nach Wien, bis dahin trag ich ihn mit mir rum brauch sonst keine Freunde.

Jetzt ist es schon so dunkel draußen, wie es in Wien werden kann. Ein bisschen trink ich noch, dann geh ich runter trainieren. Deichkinds "Arbeit nervt" ist auch schon fast runter. Sollte sie bis dahin nicht geantwortet haben, ruf ich Elena an wegen der Party. Was wäre ein Fest ohne John Porno? Ein Gelage ohne den geilen Harald? Eine Party ohne die Partyzentrale?

Doch nur wie Migräne ohne Kopfweh, Kutsche ohne Pferd, Saufen ohne Kater!

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Kommentare

17:11 15.11.2008
PS:
Ich hab für die nächsten zwei Projekte nach "Barklospiegel" schon Ideen. Das zweite soll in "Stiller"-Manier von freier Identität handeln, und die Protagonistin soll transsexuell sein. Das dritte soll mit experimenteller Kunst zu tun haben und dem Leben in der Stadt und "Die schwarzen Tasten des November" heißen. Maria hat mich auf diesen Titel gebracht.
Wobei, eig könnnte auch das zweite so heißen.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2008-11-15 16:54