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2009-09-05 18:23
Urlaub
So, seit gestern sind wir zurück und mal grob überschlagen hatten wir eine richtig schöne Zeit. Aber dazu nachher gleich mehr. Als wir heimgekehrt sind, haben wir noch einen Zwischenstop bei einer kleinen Hausbrennerei eingelegt, um für die Katzenfütterer (Nachbarn) einen Haselnussschnaps zu besorgen. Lecker ist der! Ich hab den dann gleich vor die Tür der Nachbarn gestellt, als wir daheim ankamen, da die nicht zuhause waren. Anschließend bin ich bei uns ins Haus. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie kam mir das alles komisch vor, so als wäre wer im Haus gewesen. Kann nicht erklären wieso ich das Gefühl hatte, aber es war so. Nun, meine Vermutung bestätigte sich. Nein, nicht ein Einbrecher stieg bei uns ins Haus ein, die Polizei höchstpersönlich. Es muss sich so zugetragen haben: Mein Nachbar hat die Katzen gefüttert (außerhalb vom Haus). Meli, die Katzendame hat wohl ein von uns übersehenes gekipptes Fenster genutzt und ist eingestiegen. Prima! Jedenfalls wußten die Nachbarn nicht was tun um die Katze rauszubekommen und so ist die Polizei bei uns ins Haus und hat die Katze befreit und alle Fenster geschlossen. Mensch, wie peinlich!!!

Der Urlaub selbst war toll und auch teilweise sehr skuril! Mein Freund baute die meiste Zeit am Baumhaus und ich war für die Kinder zuständig. Das passte mir dann irgendwann aber nicht so ganz und ich raffte mich auf und fing an an einer riesen Pappmache-Figur zu bauen. All meine handschriftlichen Tagebuchaufzeichnungen hab ich liegen lassen, aber die hol ich die Woche und trage dann schön fleißig nach. Jedenfalls bekamen wir auch öfter Besuch von den Einheimischen und zum Teil von Freunden meines verstorbenen Vaters. Eines Abends stand plötzlich ein dicker Benz mit Ludwigshafener Kennzeichen bei uns auf dem Gelände... Der Typ, ein Apotheker der nun als Chemiker in einem größeren Unternehmen tätig ist, war wohl ursprünglich aus der Gegend und hin und wieder bei meinem Vater. Jedenfalls war der total neben der Spur. Als ich ihm erzählt hab, dass mein Vater leider tot sei, sagte er wenig später: ich erfahre in der letzten Zeit nur Gutes...! Das meinte er gar nicht böse, offensichtlich tat er sich mit dem Zuhören sehr schwer und war zwischenmenschlich eine ziemliche 0! Wir boten ihm trotzdem ein Bier an und hörten seinen Geschichten zu. Mir kam er vor wie ein Vertreter, aber wie ich im Nachhinein erfuhr, waren seine Geschichten wohl doch wahr. Als er ging drückte er meiner Tochter 5 € und meinem Sohn legte er ebenfalls 5€ hin und uns schenkte er 2 Weinflaschen. Komischer Typ!

An einem anderen Abend kam der Maler der damals unser Elternhaus gestrichen hatte vorbei. Er hatte eine Frau, eine Jugendliche, ein Mädchen und einen weiteren Mann im Schlepptau. Wie sich herausstellte war das die neue Mieterin der Wohnung meines Vaters. Jedenfalls war die komplett Assi, unglaublich! Die Zähne braun und ihr verbales Geschick wohl eher von der Dorfkneipe kommend. Sie erzählte mir, sie wolle die "Hüttn" (wie sie mein Elternhaus bezeichnete) kaufen. Oh Gott, die armen Nachbarn, schoss es mir da durch den Kopf. Wenig später bestätigte sich meine Sorge. Ich besuchte unsere Nachbarin von damals und sie sagte mir, dass dieses Volk wohl täglich bis 2 Uhr in der Nacht feiere und Lieder singt. Die Neuzugezogene ist ca. 50 und ihr Lebenspartner Bierfahrer...! Tja, ich riet ihr zu einer Schallschutzwand die sie ja eventuell mit einer Fototapete Motiv Wald bekleben könne...! Was soll ich sagen, heftiges Pack.

Auch war ich einmal mit meiner Tochter und dem Kleinen Spazieren. Wir gingen durch den Wald uns lasen auf einem Wegweiser: "ERFRORENE KINDER". Puh was war das denn, dachte ich mir. Gruselig irgendwie! Eigentlich wäre ich selbst gleich mit meiner Tochter dort hin, aber die jammerte mir die Ohren voll, sie könne unmöglich im Wald sch...! Ah, so kehrten wir um und der Weg war begleitet von ihrem Gejammer, da der Darm kurz vor einer Explossion stand.Am nächsten Tag ging ich dann mit meinem Freund und den Zwergen dort hin, der Weg führte über einen Total zugewucherten Waldweg. Hin und wieder sah man ein paar Herbstzeitlosen, ansonsten nichts außer Wald und Wald und Wald. Irgendwann kamen wir dann an einen Gedenkstein, der die Stelle des Todes der 6 Kinder markierte, die wohl auf dem Schulweg vom Weg abkamen und sich im Wald verliefen. Alle 6 kuschelten sich zusammen und erfroren. Oh, wie furchtbar.

Babett kam immer wieder vorbei, sie ist eine 88jährige Bäuerin mit gelben Kopftuch und einem Minitraktor, der blau ist und Baujahr 54. Sie ist einfach eine Wucht. Sie strahlt eine Ruhe aus und ich lausch so gern ihren Geschichten vom Krieg und von ihren Erfahrungen. Sie erzählte mir, dass sie meinen Urgroßvater noch kenne, sie war oft bei ihm in der Metzgerei einkaufen. ER muss wohl oft seine Witze über die Katholiken gemacht haben, was ihr wohl weniger gefiel. Er lutheraner sie Katholikin. Sie kam mir vor wie eine Brücke zur Vergangenheit, denn ich hatte meinen Urgroßvater nie gesprochen oder kennengelernt.Sie konnte mir schildern,was mein Großonkel überhaupt bei der SS war, was sich zu der Zeit so in meinem Heimatdorf abgespielt hat.Er saß ja nach dem Krieg im Gefängnis. Sie erzählte mir von ihrem Fahrrad, Marke Vaterland und dass ihr Dorf vom Bund Deutscher Mädchen verschont blieb. Ihr Leben war ereignisreich und sie ließ sich in jungen Jahren von ihrem Mann scheiden, da er sie betrog, schlug und soff. Mutig! Jedenfalls fühlte ich, wie mir ihre Ruhe (ob sie vielleicht vom Alter kommt) richtig ins Mark fuhr. Ich bewundere diese Frau, die in ihrem hohen Alter immer noch so fleißig auf dem Feld steht, die einfach aus Großzügigkeit vorbeikommt um mich mit Kartoffeln, Karotten und Brot zu versorgen (sie backt jede Woche 60 Laiber im Steinofen) Um die richtige Temperatur zu testen, legt sie Kornähren in den Ofen und betet ein Vaterunser. Ist die Temperatur richtig, so sind sie nach dem Gebet goldbraun geröstet.

Ach, auch eine alte Freundin hab ich kontaktiert. Hatte eigentlich wenig Hoffnung dass es wirklich ein schöner Nachmittag wird, da sie immer ein wenig träge und langweilig war. Sie kam mit Mann und den 2 Kindern. Diese Familie überraschte mich so, mit ihrem eigenen Witz und ihrer Fröhlichkeit, dass wir uns glatt für nächste Woche zum Grillen verabredet haben. Schön!!!

Weiteres schreib ich dann die Tage. So geballt überschlägt sich eh alles in meinem Kopf.

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2009-09-05 18:23