June
The decision to kiss for the first time is the most crucial in any love story. It changes the relationship of two people much more strongly than even the final surrender, because this kiss already has within it that surrender.

Man kann sich selbst im Weg stehen, ich weiß, aber in der Regel ist es doch so, dass jedes Zögern, jede weitere Überlegung einen Grund hat. Unsicherheit. Zweifel. An ihm, an mir, der Kompatibilität. Aber wo zum Teufel war die Zurückhaltung bei Michi, Joe? Folglich ist diese Zurückhaltung also kein Teil meines Verhaltens, sondern kommt nur bei gewissen Typen zum Vorschein. Erstaunlicherweise bei den Netten, den Guten, die sich erst verabreden und nicht gleich aufs Ganze gehen. Gordi, Chris, Manuel und jetzt Toby. Verdrehte Welt. Mein Selbstschutz funktioniert offensichtlich ein bisschen falsch, verkehrt. Aber vielleicht ist dem auch gar nicht so und er funktioniert vollkommen richtig. Ich meine, was ist am empfindlichsten, was braucht am meisten Schutz? Nicht der Körper, niemals der Körper. Vom Körper kann man sich trennen, lösen. Ein Körper hält fiel aus. Aber wie ist es mit dem Herzen? Michi und Joe waren in dieser Hinsicht niemals eine Gefahr. Sie waren für den Zeitvertreib, das Selbstwertgefühl, Spaß. Mit Toby ist das anders. Toby hört mir zu, erzählt mir von seinem Tag, fragt nach meiner Meinung. Er ruft mich an, schreibt mir SMS, erkundigt sich. Er kauft Müsli ohne Rosinen und schaltet für mich die Sitzheizung ein. Er will mich das ganze Wochenende bei sich haben, es schreckt ihn nicht ab. Er ist eine Gefahr. Ohne Frage, ohne Zweifel. Vielleicht die größte Gefahr meines bisherigen Lebens, denn er ist älter, reifer, abgeklärter, weiß was er will. Er will mich. Dumm nur, dass mir dieser Gedanke einen Schauer über den Rücken jagt, anstatt meinen Herzschlag ein paar Takte höher zu treiben.
Ich bin ein Feigling, ich bin vorsichtig, zu vorsichtig. Oder wie anders könnte man es sich erklären, dass ich schon vor dem Beginn einer Beziehung, vor dem ersten Liebesschwur, Angst habe nicht heil heraus zu kommen. Angst vor Enttäuschung. Angst vor einer Niederlage.
So setzt mein Herz weiterhin einen Schlag aus, wenn er Wörter wie "Freund" und "Beziehung" benützt. Kälte in mir, um mich herum. Anfänge sollten schön sein und nicht mit so viel Angst verbunden. Angst. Alles erfüllende Angst. Angst vor Enttäuschung. Angst vor Verletzung. Angst vor Treue. Angst vor Verpflichtungen.
Ich werde sie besiegen, früher oder später werde ich sie besiegen. Muss ich doch oder? Ich kann mich doch schließlich nicht in die Knie zwingen lassen, ich bin ein Kämpfer und werfe bei ein paar kleinen Problemchen doch nicht gleich das Handtuch.
Und dennoch, ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Kampf gewinnen werde! Zum zweiten Mal in meinem Leben bin ich mir einfach nicht sicher. Aber ich muss, muss, muss. Denn eine Niederlage geht einfach nicht, nicht in diesem Fall, nicht mit ihm. Die Schuld von Chris. Die Schuld von Andi. Die Schuld von Manuel. Nein, sie werden nicht triumphieren. Niemals. Ich kann es schaffen, werde meine Angst überwinden.
Ich habe die Nacht kaum geschlafen, nachgedacht. Ich weiß jetzt, wovor ich Angst habe, was mich derart belastet. Und vielleicht ist es ein Vorteil, zu wissen gegen was man kämpft. Ich hoffe wirklich, dass es ein Vorteil ist und die ganze Sache nicht noch schlimmer macht. Jetzt auf jeden Fall werde ich meine Sachen für das Wochenende zusammen tragen und ich werde Mut sammeln, Mut schöpfen. Denn irgendwann hat die Geduld ein Ende!

May, time of first love.
June, time of growing.
May is gone now,
June has come.
Time of growing.