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Tuesday, 16. April 2024
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 1910-01-31 hh:mm
Abreise 10.05 nach Genua, wir ...
Abreise 10.05 nach Genua, wir kommen gerade noch recht zur Bahn, der Zug war völlig überfüllt. In Ventimillia hatten wir Wagenwechsel u. 1 Stdt. Aufenthalt. Wir aßen deshalb im Bahnhof Restaurant Mittag u. suchten uns zeitig ein bequemes Cup´ee.
Wen trafen wir im selben Wagen? Fam. Bucher, sie hatten den frühesten Zug genommen u. mußten noch länger auf den passenden Anschluß warten, wir fanden das junge Paar kauend, in einer Hand ein Stück Salami, in der anderen Brot; der neugebackene Ehemann hatte sich besser ins Restaurant gesetzt, die Frau tat uns ganz leid. Die Fahrt war lustig, Fritzchen frischte mit Bucher einige Jugend Erinnerungen auf, während wir Damen uns unterhielten. Der Schaffner war ein Simpel u. konnte Herr Bucher seine derb rauen – Fachausdrücke glänzend anwenden u. richtig von der Leber weg fluchen, während die junge Gattin errötend ihren schäumenden Mann zu beruhigen suchte. Kurz vor Genua kam der Wagenkontrolleur u. machte uns klar, daß unsere Billets von Ventimillia bis Genua ungültig seien u. wir die sofort nachbezahlen müßten, weil die vom Lloyd bestellten Fahrscheinhefte nicht durchgehend perforiert seien. Alles Reden half nichts, schließlich wollten wir mit dem Flegel nicht länger streiten u. bezahlten 27 frs. nach. Inzwischen war es Nacht geworden (7. Uhr)
Mit einem schweren Omnibus fuhren wir nach dem Hotel de la Ville, das direkt am Hafen liegt. Wir hatten ein nettes Zimmer mit viel Portieren u. Gobelins, das Hotel selbst ist ein alter Palazzo, deren richtige Besitzer schon seit 100 Jahren ausgestorben sind u. nur den alten kostbaren Pomp der Nachwelt hinterlassen haben. Viele Marmortreppen u. ein Labyrint von Gängen ziehen sich durch das Haus. Fenster u. Türen sind geschnitzt u. kostbare Intarsien schmückten die gewölbten Piaponts. Die Zimmer sind kollosal hoch u. teilweise sehr groß alles im venezianischen Stil eingeteilt. Sehr lebhaft war es in den Straßen u. zwischendurch sangen die Leute lang u. laut, trotz der vorgerückten Stunde. –

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