Flucht nach vorne
Eingehüllt von meinen Herbstgedanken sitze ich auf der Dachterrasse meines Hotels in Prag.
Ein Freund hat mich heute Vormittag angerufen und gefragt ob ich nicht Lust hätte eine Reportage über die Prager Universität zu schreiben.
Da ich Freiberufler bin habe ich spontan zugestimmt und habe am Nachmittag den Flug von Stuttgart in die tschechische Hauptstadt genommen.
Es ist weniger der Artikel der mich dahin gezogen hat, sondern der Wunsch, meine Gedanken an L. hinter mir zu lassen.
Ich kriege diese wunderbare Frau immer noch nicht aus dem Kopf.
Es sind zwar nur 700 km die mich nun von Ulm trennen,
doch diese Kilometer helfen mir etwas abzuschalten.
Ich treffe hier zwei Freunde aus meiner Kindheit, die hier in der Zwischenzeit studieren, wir reden, wir blicken zurück, wir lachen, wir essen gut und wir trinken guten Wein.
Über L. verliere ich kein Wort denn ich möchte nicht, dass meine Gedanken an sie auch in solchen Situationen präsent sind.
Ich habe mir für die nächsten Tage viele Interviews, viele Eindrücke und viel Recherche im Stadtarchiv versprochen. Mein Zeitplan ist streng. Und abends?
Raus in die Prager Nacht, neue Menschen treffen,
das Flair dieser wunderbaren Stadt einatmen und mit ihr leben. Viel zu selten war ich bisher hier (obwohl es von Regensburg lächerliche drei Stunden mit dem Auto sind).
Wie konnte ich so eine tolle Stadt nur für Metropolen
wie London, Barcelona oder Paris sitzen lassen?
Nun nehme ich mir viel Zeit das nach zu holen,
was ich verpasste habe.
Ich werde zwei Wochen hart arbeiten und eine Woche Urlaub machen.
Noch ist L. da, noch begleitet sie meine Gedanken, doch wenn Prag es schafft, diese Gedanken von mir fern zu halten, hat die Stadt sich bei mir ein Denkmal gesetzt.

Unten noch ein kleines Bild, welches ich gerade für Euch aufgenommen habe … Sollt ihr auch etwas zu träumen haben.