ausgelaugt
Und noch eine lange Partynacht ist zu Ende.

Letztendlich musste ich doch nicht fahren, da sich wie aus dem Nichts ein Freiwilliger fand. Ich kannte ihn nicht mal, Anne auch nicht. Nur ein Freund eines Freundes...
Als ich zu Anne hinüberstöckelte und in die Runde grüßte, sagte er gar nichts. "Oha, der mag dich nicht, " dachte ich mir....

Immerhin fuhr er uns, der gute Flo.

Es war dermaßen heiß im Club, dass Anne irgendwann im Freien auf einer Treppe sitzend ausrief " Glaubt mir, wenn hier irgendwo ein Pool wäre...ich würd reinspringen. Wirklich." .
Die beiden Jungs grinsten sich vielsagend an und deuteten auf etwas hinter uns: ein Whirlpool, über dem das riesige Plakat hing, dass man gerne hineinsteigen dürfe, wenn man nur 10 Euronen Pfand für ein spezielles Club-Badeset zahlen würde.
Da Anne ja bereits geschworen hatte...blieb ihr kaum mehr eine Wahl. Und als gute Freundin war ich dann natürlich auch dabei.

Das feine Badeset bestand aus einer hässlichen schwarz-grauen Boxershorts und einem XXL-Shirt.
Absolut pompös. Das Outfit kam besonders gut zur Geltung als zwei Badenixen mit knappen Bikinis zu uns in den Whirlpool stiegen. Angestellte, die dazu da waren sexy auszusehen und den Leuten Tequila in den Rachen zu schütten.
Neben den zwei Damen auch ein Kerl.
Den meisten Tequila wurde er an Anne und mir los.
Ich hatte jedoch noch immer das Bild von Annes betrunkenem Freund im Kopf, der einst in eine ähnliche Tequila-Falle getappt war und unter Schweißausbrüchen zitternd und kotzend die Clubtoilette heimsuchen musste.
Als ich demnach merkte wie mir allmählich die Sinne zu schwinden begannen...behielt ich jeden zweiten Schluck Tequila so lange im Mund, bis ich ihn in einem unbemerkten Moment in den Pool ausspucken konnte.
Alkohol soll ja desinfizierend wirken und ist daher sicher nicht viel schlimmer als das viele Chlor, das bereits im Wasser war.
Anne dagegen schluckte tapfer alles an Tequila, was der hübsche Mann in Badehosen ihr anbot, was dazu führte, dass sie relativ bald das XXL-Shirt von sich riss und sie sich im bloßen BH im Pool räkelte.

Während diesem ganzen Manöver passten die Jungs brav auf unsere Handtaschen auf. Es gibt sie doch noch, die Gentlemen ^^.

Nachdem wir eine Weile später wieder aus dem Pool herausgekrochen waren und uns wieder so gut es ging in Schale geworfen hatten, bekamen Anne und Flo, der tollkühne Fahrer, Hunger.
Stefan, der vierte unseres Partygrüppchens, hatte mittlerweile Freundschaft mit einem gruselig aussehenden Hardstyleliebhaber geschlossen und war verschwunden.
Der arme Flo saß also zwischen Anne und meiner Wenigkeit, kaute an seinem Cheeseburger als sich eine Lawine Frauen-Probleme über ihn ergoss.
Der ganze Alkohol hatte Anne redselig gemacht und sie breitete die ganze Problemhaftigkeit ihrer Beziehung vor uns aus, all unseren Ausweichversuchen zum Trotz.
Sie würde sicher bald Schluss machen.
Er sei so eifersüchtig.
Er würde lieber in Autos investieren anstatt zu versuchen sich etwas aufzubauen.
Sie habe manchmal Angst, dass er gewalttätig würde vor Eifersucht.
Alles wahrlich irgendwo schon Trennungsgründe.
Aber einfach eine viel zu pikante Angelegenheit, um sie in Alkohollaune zu bequatschen.

Während Stefan und zwei seiner neuen Kumpels sich einen Spaß mit Anne machten und sie aufforderten direkt per Handyanruf Schluss zu machen (was sie zum Glück nicht tat), hielt Flo sich dezent zurück, was mir sehr imponierte.
In dem Moment wäre ich gerne mit ihm ins Gespräch gekommen, war mir aber auf niederschmetternde Weise bewusst wie derangiert ich aussah, dass meine Haut nach Chlor und ich selbst vermutlich nach Tequila stinken musste, dass meine sorgfältig geglätteten Haare sich lockten und dass ich - was am Schlimmsten ist - wegen der Pille mittlerweile vermutlich einem Pottwal glich.
Und so ließ ich es bleiben.

Als wir aus dem Club kamen, war es bereits hell. Ein Zwischenstopp bei McDonalds, die Jungs mampften Cheeseburger, während Anne und ich bleich und fix und alle an unseren Coke Lights nippten.
Flo brachte uns sicher nach Hause und hatte für Anne und mich extra eine McDonalds-Tüte für die Fahrt organisiert, falls es bei uns "eng" würde.
Himmel, wie habe ich mich abturnend gefühlt.

Jetzt....bin ich müde, knabbere schon den ganzen Nachmittag erfolglos an einem Soziologie-Aufsatz, der am Dienstag fällig wird, für Statistik hab ich auch noch nichts gemacht, von dem Germanistik-Kram ganz zu schweigen und ich kämpfe mit dem Gefühl, dass mir alles schonungslos über den Kopf wächst.

Aber...Flo hat mich und Anne im WKW geadded...vielleicht macht man mal wieder was zusammen. Bis dahin kann ich wahlweise an meinem Selbstwertgefühl oder meinem Aussehen oder beidem arbeiten.
Diese abweisende und doch diskrete und dabei irgendwie immernoch freundliche Ausstrahlung hat was, was mich definitiv fasziniert.