´Sterben´
Die Nacht von Sonntag auf Montag hatte ich seltsame Träume. Hatte einen total unerholsamen Schlaf und bin ständig aufgeschreckt. Wahrscheinlich ist das die Methode meines Gehirns gewesen, mit dem Tod umzugehen und die Bilder zu verarbeiten. Denn was man bei so einem Tod zu sehen bekommt, vergisst man nicht. Schön ist es nicht. Grässlich, furchtbar, abstoßend. Bisher hat es allerdings immer ganz gut geklappt, diese Bilder zu vergessen und nur das zu behalten, was ich als letztes von dem Menschen sehe. Wenn er fertig angezogen ist, Augen und Mund zu hat, gewaschen und zurechtgemacht ist und friedlich im Bett liegt. Zum Schluss hatten sie doch alle einen friedlichen Ausdruck im Gesicht. Als ob sie uns noch spüren würden; merken das sie nun fertig sind für die letzte Reise. Ich weiß es nicht, ich muss mir die Gedanken nur gerade von der Seele schreiben, denn das hilft meist doch am besten.

Obwohl wir in diesem Beruf oft mit dem Sterben in berührung kommen und alle immer gefasst und professionell reagieren und man es gut wegsteckt usw., ist es trotzdem nicht so, dass einen das alles kalt lässt. Wir sprechen darüber. Ich rede auch mit Tina oder meinen Eltern oder sonst wem. Die Bilder bleiben trotzdem - und die Namen und die Erinnerungen an diesen Menschen. Zu allen Toten in diesen knapp drei Jahren kann ich noch genaue Details und Geschichten erzählen. Wie sie gewaschen wurden, auf welchem Zimmer sie lagen, wie das Zimmer aussah, ob sie Kaffee schwarz oder mit Milch getrunken haben. Manchmal, wenn ich über all das nachdenke, habe ich das Gefühl, mir platzt der Kopf.

Ich entschuldige mich, falls ich etwas wirr durcheinander schreibe. Ich schreibe einfach nur, was mir gerade im Kopf herumschwirrt und was als erstes bei den Fingern ankommt.

Was ich noch sagen muss ist, dass es mich manchmal erschreckt, wie gelassen ich damit umgehe, wenn jemand stirbt. Wie ich in diesem Moment damit umgehe. Als wäre es alltäglich, völlig normal einen Menschen beim Sterben zu sehen.

..und wie wir unter Kollegen manchmal sprechen. Danach. Wir reißen Witze und klopfen dumme Sprüche. Und sind in der nächsten Minute wieder total betrübt. Bei manchen Fällen auch nichts. Keinerlei Emotion. Irgendwie traurig. Aber vielleicht ein Schutz, um alles zu meistern.