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2008-07-26 13:51
Stromausfall und kleine Erleuchtung
Heute nacht: Siitze vorm PC guck nen Film. "Stirb langsam 4", irgendwie passend, wie sich rausstellen sollte. Um ca. 2:41 Uhr war es dann soweit. Ein letztes Schnaufen vom Computer und *BäBäm*.. Dunkelheit und Stille. Mein ganzes Kaff, wie ich später erfahre, findet sich im Mittelalter wieder. Taste nach meinem Feuerzeug oder Handy, finde nichts und geh ans Fenster, um näher an die einzig verlässliche Lichtquelle zu kommen: den Mond. Es war schön aus meinem Dachfenster zu gucken. Die Straßen leer und dunkel, als hätte die letzte Grippeepidmie große Teile der Menschheit ausgelöscht.
Ca. 3:19 Uhr: meine Straße erwacht zum Leben. Ja, die Leute stehen auf.. um halb vier Uhr morgens an nem Samstag. Vergewissern sich, dass alles okay ist. Autos springen an. Ehemänner werden von ihren Frauen in den Ort geschickt, um sicherzustellen, dass unsere idyllische kleine Straße nicht als einzige die Arschkarte gezogen hat. Es herrscht regelrechte Panik. Angst, als wären die Menschen dauerhaft ihrer Zivilisation beraubt worden. Eine Frau steht zitternd im Pyjama am Straßenrand.. ein Auto hält neben ihr. "Mach dir keine Sorgen. Es hat ganz [Name von meinem Kaff] erwischt." Ich liebe diese Art von Schauspiel. Eine Gemeinschaft wird geschlossen mit einer Ausnahmesituation konfrontiert. Ihre kleine perfekte Welt, hört plötzlich auf zu existieren und was passiert?! - die Leute verlieren den Verstand.
Grund und Zeit genug mir einige Gedanken zu machen und kleinere Sezenarien durchzuspielen. Denn auch ich war vorerst meines ganzen Beschäftigungspotentials beraubt: jede Art von Flimmerkiste war aus und hatte nur noch die Funktion etwas Elektroschrott darzustellen, ich hatte keine Kerzen, die mir das Lesen erlaubt hätten, war aber über diese kleine Schicksalsfügung, die ganze Zeit nichts besseres zu tun zu haben, als aus dem Fenster zu sehen, überglücklich. Denn so war das Leben. Es spielt sich auf den Straßen vor meinem Haus, in meinem Kaff, auf der Welt ab. Erkenne, dass das Leben nicht in virtuellen Scheinwelten von Computerspielen, nicht in einem guten Hollywood-Film und auch nicht in irgendwelchen Personendatenbanken im Internet (e.g. studivz, wer kennt wen) seine Gestalt entfacht. Ich kündige meinen AoC-Account und kehre den Computerspielen fürs erste mal wieder Rücken, denn obwohl diese Scheinwelten vielleicht den Anspruch erheben, perfekt zu sein, sie sind es nicht und ein nicht-perfektes Dasein hab ich auch so: Das Leben.. fehlerhaft, real und deswegen umso lebenswerter.
Gehe um ca. 3:57 Uhr außerplanmäßig ins Bett. Der Anrufbeantworter meines Telefons piepst und signalisiert mir, dass der gemeinschaftliche Status-Quo alsbald wieder einkehren wird. Was geblieben ist, ist ein schönes Gefühl der Lebensfreude und die Erinnerung daran, die Welt trotz ihrer Montonie und weiß-Gott-was-alles irgendwo doch nicht langweilig ist.

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2008-07-26 13:51