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Thursday, 28. March 2024
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 1945-07-14 hh:mm
Sonnabend, den 14.7. So lange ...
Sonnabend, den 14.7.
So lange bin ich nicht zum Einschreiben gekommen. Nun will ich alles rasch niederschreiben. Nur den vorherigen Sonntag nicht gekürzt, denn da kam er wieder. So unverhofft. Von Moskau sprach er, nur dass er das Bild seiner Mutter gezeigt habe. Nach dem Sonntag war eine Woche Arbeit. Aber mit einem bedeutsamen Einschnitt. Am Dienstag meldete sich Mutti als in Frage kommend für Lehrerin. Nach Knigers Anweisung stellte ich mich Mittwoch beim Bezirksschulrat Weber vor, der mich ohne weiteres als hauptamtliche Lehrerin für Eden einsetzte. Herr Kossah als Schulleiter mit den Klassen 3-4 führte mich zunächst gar nicht ein, sondern meinte, man müsse ins Wasser geworfen werden und dann schwimmen. Am Donnerstag musste ich sofort den Dienst voll antreten. K. stellte mich mir vor, dann schwamm ich, wirklich „ohne Grund“ zu spüren, leider im unangenehmeren Sinne. Seitdem habe ich einiges über Methodik nur gelesen. Es geht etwas plötzlich, doch hoffe ich, morgen Vormittag einen vernünftigen Wochenplan aufstellen zu können. Es ist eigentlich mein größter Kummer, dass ich gezwungen bin weniger an Slawa zu denken. Nun gut, dass Gornbachers Russischkursus jetzt angefangen hat. Sonst wäre ich in der Woche ganz außer Übung gekommen. Wenn ich allerdings den Fortschritt von Donnerstag zu heute bedenke, habe ich Aussicht in 1-2 Wochen mehr tatsächlich Zeit zu haben als bei Frl. P., wo nur meine Gedanken freier waren. Jetzt habe ich Dienst von 8.2. ununterbrochen täglich, was von den Fachkräften für sehr viel angesehen wird. Zumal ohne Pause, von den Schulpausen abgesehen, in denen man sich natürlich nicht irgendwie entspannen kann. Nachmittags habe ich in der Schule zu tun (Da der Schulrat in Aussicht ist, müssen alle Unterlassungssünden gerade jetzt von mir gesühnt werden) oder „belerne“ mich. Scheußlich müde macht mich das. Gut, dass ich mein liebes Zimmer habe. Dadurch wird’s grade erträglich, später sicher nett. Die Disziplin besonders der 1. Klasse ist ja schauderhaft, aber Frl. P. und G. Kossah meinen so was käme auch allmählich. Das tröstet mich ja. Am Donnerstag aßen wir Bonze’schen Leute ein zweites Mahl. Schwarze Johannisbeeren. Diesmal mit Reibekuchen (Kartoffelpuffer in dick). Es gab sogar Zigaretten. Frau H. echten Tee. Neben mir saß Frl. P. und wir lümmelten uns satt auf der „Knautsch“. Viel lachten wir. Aber da ich einige Gedichte vorlas, wurde es mir auch mal wackelig in der Pantinen. Es war mein Abschied und An-schied für den neuen Beruf. Frau M. meinte, ich könne öfter von ihnen weg gehen. – Ja, aber das Beste der Woche war doch, der vorige Sonntag. Nur bin ich jetzt sehr müde und den will ich nicht so behelfsmäßig schildern. Wenn morgen nur auch so schön wird.

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