Willkommen auf Tagtt!
Monday, 29. April 2024
Alle » News, Bilder, Videos - Online
2006-05-10 19:47
In seiner Welt
Acht Tage lang hatte ich nach ihm gesucht.
Hatte seine Welt gesehen, die riesigen hellgrünen Hügel, das glitzerne Wasser zwischen den harten Felsen, dass dort hervorschoss und sich in die Tiefe stürzte, prachtvolle hohe Türme und kleine Häuschen.
Und einen Himmel mit Sternen die heller leuchten als Kerzenschein in der Finsternis.
Schließlich traf ich auf Endower. Er war ein alter Reisender, der auf seiner Harfe spielte und dazu sang. Er kanntee Geschichten aus der ganzen Welt und erzählte sie den Pilgern und Reisenden in seinen Liedern.
Ich saß am warmen Feuer und hörte zu, wie er mir von einem Jüngling erzählte.
Der Jüngling, so hieß es, sei in ein Mädchen aus einer anderen Welt verliebt gewesen, sie sei jedoch nicht mit ihm gekommen, weil sie zu zerrissen war.
Hin und her gerissen zwischen zwei Welten, zwischen Traum und scheinbarer Wirklichkeit.
Seither säße er jeden Abend auf der Spitze des höchsten Hügels und hielte nach ihr Ausschau.

Noch am selben Abend bestieg ich den höchsten Hügel, achtete nicht auf die Steine,die unter mir in die Tiefe rollten und auch der Braune zeigte kaum Scheu, als schiene er zu wissen, dass wir unser Ziel fast erreicht hatten und, dass auf dem Gipfel sich unser Traum erfüllen würde.
Und dann waren wir plötzlich oben und ich sah ihn am Rande des Gipfels sitzen, hörte ihn auf seiner Flöte spielen und ging mit zitternden Knien auf ihn zu.
Fagri schnaubte leise und wahrscheinlich riss es ihn aus seinen Träumen, denn auf einmal drehte er sich um und ich blickte in seine überraschten grünen Augen.
Nur langsam ging ich näher, denn jetzt wo ich bei ihm war, hatte ich beinahe Angst davor ihn zu berühren, Angst davor, dass meine Hände vielleicht verbrannten, wenn sie seine erreichten.
Auch er näherte sich vorsichtig, in seinen Augen sah ich nun Tränen glitzern.
Schließlich stand er direkt vor mir und musterte mich, als könne er es immer noch nicht fassen. Dann endlich, nahm er meine Hand, strich mir sanft durch die Haare und wischte unendlich zärtlich eine Träne weg, die an meinem Kinn perlte.
Als er meine Lippen berührte, schein er aus einem tiefen Schlaf zu erwachen, nahm mich in den Arm und auch ich erwachte und drückte ihn an mich, voller Glück und Erleichterung.
Irgendwann öffnete ich die Augen und sah den hübschen Braunen immer noch vor uns stehen. Vorsichtig löste ich mich aus Perrins Umarmung und ging zu Fagri.
Er wieherte leise, als ich die Riemen seiner Trense öffnete und ihn ein letztes mal in meine Arme schloss.
Ich nahm ihm die Fessel, die er sein ganzes Leben schon gehabt hatte und er schüttelte seinen schweren, großen Kopf, stieg leicht in die Höhe und galoppierte mit weiten Schritten den Hügel hinab.
Ich sah zu Perrin und er lächelte.
Ich hatte ihn niemals zuvor so lächeln gesehen, so befreit, so glücklich, so erleichtert.
Er zog mich mit auf Nevaeh und sofort galoppierten wir Fagri hinterher, sahen wie ihn seine neue Herde willkommen hieß und ritten schließlich nach hause.

Tags

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Kommentare deaktiviert

2006-05-10 19:47