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Thursday, 25. April 2024
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 1895-03-13 hh:mm
Am Montag hatten wir eine Einl...
Am Montag hatten wir eine Einladung für heute Abend zu Pelzers erhalten. Es war aber Papa so schlecht, daß wir noch bis gestern keine Antwort geben konnten. Papa hat es uns aber erlaubt. Ich habe nicht die geringste Lust hinzugehen, denn wenn man den ganzen Tag spitze Redensarten hören muß, ist man nicht aufgelegt, mit gleichgültigen Menschen, wie diese Offiziere, die jedenfalls da sind, sich zu unterhalten. An Johanna habe ich geschrieben, sie hatte eine schöne Angst. –
Wir zogen uns um 7 Uhr an u. marschierten hin. Frl. Leisgen, Frl. v. Goba, Frl. v. Marschall u. wir beiden waren die jungen Damen. Herrn waren da, Leut. Pfaffratt, Leut. Staats, Hauptmann Schmidt u. Assessor v. Unger. Letztrer hatte Boba zu Tisch, was mich sehr freute u. ich hatte Leut. Staats. Ich hatte ihn noch nicht näher kennen gelernt u. mir war er auch höchst gleichgültig, nun merkte ich aber, daß wir sehr viele gemeinsame Interessen hatten. Besonders Jugendschnuren erzählten wir uns u. lachten sehr viel. Ich amüsierte mich köstlich mit ihm. Nach dem Essen begaben wir uns wieder in den Salon u. Frau Pelzer sang einige Lieder. Ich wurde auch aufgefordert u. nach einigem Zögern sang ich dann „Wenn sich zwei Herzen scheiden u. Noch ist die blühende goldne Zeit, noch sind die Tage der Rosen.“ Von Unter und Paffrath waren im Salon geblieben und hörten zu. Es hat ihm natürlich sehr gut gefallen, die andern Herrn waren im Besuchzimmer verschwunden. Nach diesem Genuß begab man sich wieder in das Eßzimmer, wo mittlerweile abgedeckt war u. schrieb Protokoll. Es kamen die größten Dummheiten natürlich heraus. Wir gingen sehr spät weg, es war aber auch zu reizend gewesen. Staats saß wieder neben mir, wir haben uns sehr angefreundet, Schade, daß die Wintersaison herum ist. Im Sommer ist nichts los.

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