Mein heutiger Tag war (wie so oft) mit viel Fahrerei verbunden. Meine Tochter war bei einer Freundin eingeladen, die sie seit der Babyzeit kennt. Die Mutter ihrer Freundin war damals mit mir im Geburtsvorbereitungskurs und wir haben uns da entschlossen Freunde zu werden. Irgendwie ist es dann doch passiert, sie ist ziemlich aufs Land gezogen und wir haben uns die letzten 2 Jahre ziemlich aus den Augen verloren. Nun, ich mag sie gern, auch wenn ich ständig spüre, wie viel sie hinter den Berg hält und wenig von sich preis geben mag. Sie spricht über ihre Beziehungen nur oberflächlich und erklärt ihre jetztige Trennung vom neuen Partner auch nur in wirren Phrasen. Wirklich verstehen kann ich das nicht. N. selbst ist eine zierliche, hübsche Frau die mit ihrem neuen Partner einen Sohn hat er inzwischen 2 ist. Er hat ein wunderschönes Fachwerkhaus für die Familie gekauft und renoviert und ich war platt als ich es sah. So schön. N. hat mir mal erzählt, sie kommt aus der Stadt, dass ihr Vater sie jahrelang sexuell missbrauchte. Sie hat mit 12 den Mut aufgebracht und alles ihrer Mutter erzählt. Die sprach den Vater an und der tat nichts anderes als sich vom Hochhaus zu stürzen und hinterließ seiner Tochter einen Brief mit dem Hauptsatz: "Du hättest doch nur einmal NEIN sagen müssen". Schlimm. Ich glaub das wird sie ewig begleiten, einerseits vom Vater so missbraucht worden zu sein, andererseits das Gefühl gesteckt bekommen zu haben schuld zu haben an seinem Tod. Ich mag sie. Ich versteh sie nur oft nicht. Rastlos und ruhelos zieht sie ständig um. Ihre Tochter hat inzwischen (sie ist 10) 8 Umzüge wuppen müssen. Wahnsinn ist das. Wir kamen da an und waren von der ganzen Situation total überfordert. Alles was wir wußten war, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hat. Noch wohnen sie zusammen. Wir wurden dann ganz freundlich von seiner Mutter begrüßt und fühlten uns schlecht. Ich glaub einfach N. gibt zu schnell auf. Alles was sie mir erzählt hat läßt noch nicht darauf schließen, dass alles scheiße läuft. Es hört sich einfach nach Alltag an und dem muss man mal die Stirn bieten, dann läufts auch rund und geschmeidig.Wir haben ziemlich unverschämt ganz schnell das Feld geräumt.

Im Anschluss sind wir dann zum Fahrradmann meiner schlaflosen Nächte gefahren. Ha, ich  fand es wieder mal zum Brüllen. Wir also endlich beide Fahrräder bezählt (meines Marke Express) und mein Freund und ich bekamen beide eine Quittung. Mein Freund und ich warfen uns nur ein Augenzwinkern zu als natürlich bei meiner Quittung nach meinem Kompletten Namen und Adresse gefragt wurde (was bei meinem Freund wenig zur Sache tat). Schön war das. Ach herrlich, dass mein Männchen und ich inzwischen das Mittelmaß gefunden haben und uns so kleine Flirts gerne gönnen und drüber gemeinsam lächeln. Kein Blatt passt mehr zwischen uns.

Im Anschluss dann heim und Mails gecheckt. Ein Freund und alter Verehrer hat mir schon die Woche geschrieben, dass er sich ausgebrann fühlt und vor einiger Zeit eine Geistheilerin kennenlernte (er ist schon sehr esoterisch, auch wenn das 0 zu seiner lauthalsgröhlenden, lustigen und heiteren Person passt). Er fühlte sich ausgebrannt und restlos überfordert und wollte sich damit wohl nicht recht abfinden. Jedenfalls war er die Woche bei ihr und sie hat wohl tiefes in ihm losgetreten. Genaueres will er mir persönlich flüstern, aber es muss wohl zu einer Begegnung mit seiner Mutter und Oma gekommen sein. Er heulte wie ein Schlosshund (so seine Worte). Tja, ich wäre dumm würde ich sagen: so etwas gibt es nicht. Ich bin von Natur aus dazu erzogen worden, wenn ich so etwas höre zu schmunzeln. Aber letztlich ist es dumm davon auszugehen es wäre unmöglich, denn es nimmt einem ja selbst die Option an ein Weiterleben oder ein Aufeinandertreffen zu glauben. Manche Dinge sind vielleicht noch nicht bewiesen und es gibt sie doch.So war es immer. Die Erde ist eben doch keine Scheibe.

Vorgestern rief mit Babette an, meine liebst Bauersfrau der Fränkischen. Sie war ganz aufgeregt, den auf meinem Grundstück müssen über Nacht zig Maipfiffer geschossen sein und ich solle sie schnell pflücken, damit sie nicht eingehen. "Mensch, ich hab doch keine Zeit das Wochenende Babette. Dein Enkel hat den Schlüssel. Wenn Du magst, geh rein und pfück sie alle." Am Abend dann wieder ein Anruf. Sie teilte mir mit, sie hätte satte 4 Körbe voll und sie friert mir die Hälfte ein. Sie ist so süß. Ihr würdet sie alle so lieben. Sie war im Gespräch völlig fertig, weil sie mir wieder mal sagen musste, dass sie jetzt 90 wird. Das ist unglaublich schön für sie und uns alle. Sie ist so eine gute Seele und ich wünsche ihr und uns allen sie lebt noch viele Jahre. Sie ist in ihrem Alter immer noch auf ihre Art hübsch. Ihre Augen sind braun und untermalt von einer Wärme und Güte. Sie lächelt und meist und ihre kleine Person ist so stark und von Arbeit getränkt. Sie kennt in ihrem Sprechen kein Alt und Jung, keine Gier, keine Ausländer oder nicht, kein Verheiratet oder nicht. Ihr geht es nur ums Wesentliche und deshalb ist sie nach meiner Mama mein größtes Vorbild. Diese Bauersfrau, die wöchentlich 60 - 90 Holzofenbrote backt, die alleinerziehende Mutter war, das ihr Mann sie schlug und trank (sie trennte sich), die im erzkatholischen Dorf lebte und trotzdem ihr Ansehen wahren konnte durch ihre Liebenswürdigkeit ist eine Hymne wert...

So, nun schließ ich schnell und flüchte in die Nacht