Nürnberg zwischen den Fronten
Auf den Straßen, wo bis 1939 die braunen Heere der Partei Adolf Hitlers marschierten, liegt heute der Schutt anglo-amerikanischer Terrorangriffe. Gefangene und ausländische Arbeiter sind mit den Räumungsarbeiten beschäftigt. Am Wall der Stadt sind Löschwasserbecken errichtet. Noch steht bis auf kleinere Breschen das Bahnhofsgelände und tausende von Soldaten fluten täglich im Durchgang durch die Stadt. Nürnberg liegt heute zwischen den Fronten. Aus allen Himmelsrichtungen hat der Feind eine nur relativ kurze Anflugzeit. Trotzdem steht aber noch ein guter Teil dieser schönen Stadt. Vielleicht gerade darum trägt auch die Bevölkerung diese Wartezeit mit einem unverschämten Galgenhumor. Aber man braucht nur tiefer in die Augen von Dir, Nürnberg, zu sehen, dass man weiß, du bist an der Pest erkrankt. Auch hier wie in allen anderen Städten jedes zweite Wort vom „Alarm“. In den Wartesälen schlafen ungezählte Durchreisende und ängstliche Nürnberger, die bei Luftgefahr sofort mit der Bahn die Stadt verlassen. Nürnberg wartet auf den Schlag der Tatze.