...heute sind wir einen Schritt weiter. Auch hier liegt ein Stück Wahrheit drin und das ist auch gut so. Es dauert auch noch eine Weile, bis uns die Trauer nicht mehr ganz so schlimm ist. Wir können noch immer nicht begreifen, was passiert ist. Bis jetzt ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht in Tränen ausbreche. Ich weiß, daß mir das meine Mutter auch nicht zurück bringt, aber es ist schwer, den Blick baldmöglichst nach vorn richten. Nach vier Wochen ist das nicht so einfach. In zwei Jahren wird das auch nicht einfach sein. Von J. wissen wir, daß E. ihm fehlt, obwohl sie schon zwei Jahre tot ist. Die Zeit rennt, aber es ist nichts mehr, wie es mal war. So drückte sich auf Frau D. in ihrer Beileidskarte aus. Ihr Mann ist über neun Jahre tot und sie tut sich noch immer schwer damit. Und dann soll ich nach vier Wochen positiv denken? Wie soll das gehen? Gute Frage, nächste Frage. Ein wenig Freude ist schon da, wenn wir Ende Mai für ein paar Tage nach B. und R. fahren. Wir fahren Ende Juni an den Bodensee, denn es geht mir nicht besser, wenn ich drei Wochen zu Hause bin und Löcher in die Luft starre. Mehr Zugeständisse mache ich an der Stelle nicht, denn ich finde, daß es für den Anfang reicht. Man muß es ja auch nicht gleich übertreiben. Obwohl ich Ostern in  diesem Jahr echt doof finde und die Feiertage aus dem Kalender streichen wollte, haben wir die ersten beiden freien Tage gut verbracht. Gestern haben wir was unternommen und es war toll. Das Wetter war ja auch optimal. Heute haben wir den Nachmittag auf dem Balkon verbracht. Morgen werden wir die Sachen meiner Mutter aus den Schränken räumen. Das wird bestimmt richtig hart, aber da müssen wir wohl oder übel durch. Vielleicht ist was dabei, was ich nehmen kann. Zwei Teile habe ich mir ja schon vor vier Wochen ausgesucht. Ich denke, meine Mutter hätte nichts dagegen.