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2007-07-23 20:36
Allgemein
mir fällt immer mehr ein, dass ich gestern schon gehört habe und auch - so weit möglich - verinnerlicht habe oder zumindest drüber nachgedacht hab.

ich hab mal vor einem diskothekenbesuch (ich befürchte, dass es der einzige dieser art bleiben wird, leider) den wunsch geäußert, dass man mich liegen lassen soll, für den fall, dass ich einen krampfanfall habe. selbst damals hab ich schon lange darüber nachgedacht, bevor ich diesen "wunsch" geäußert hab. gott sei dank wurde keine umsetzung notwendig, später hab ich es auch korrigiert und insofern abgemildert, als ich einfach nicht im krankenhaus bleiben wollte.

der hintergrund war der, dass ich krankenhäuser und ärzte hasse, weil ich mich jahrelang von ihnen quälen lassen musste, jede neue pille einfach geschluckt habe, weil ich mich sowieso nicht wehren konnte. meine eltern haben immer gehofft, dass die neuen mittelchen und diese und jene therapie denn dann hilft und haben die ärzte deshalb machen lassen und ich konnte mich einfach aufgrund meiner minderjährigkeit nicht zur wehr setzen. ich habe es gehasst und ich hasse die entsprechenden krankenhäuser heute noch, gehe nicht gerne hin, weil ich immer an spritzen, schlaflose nächte, umstellungen von medikamenten, schwindelanfälle, durchfall und erbrechen, ständiges wiegen, messen, bewerten und beratschlagen denken muss.

ich erinnere mich an eine nacht, in der es mir richtig dreckig ging, ich musste nachts wach bleiben, weil ich morgens ein schlafEEG machen sollte. ich habe nachts im zimmer geweint, habe versucht zu schlafen und bin zwischendurch von der schwester immer wieder geweckt worden. später hat sie mich mitgenommen und ich musste dokumente abstempeln, damit ich wach bleibe.
ich wollte weg, also bin ich aus der kinderstation raus und wollte rüber zur psychiatrie, da hat "glücklicherweise" (in dem moment, freuen tu ich mich natürlich nicht darüber) zur gleichen zeit mein bruder gelegen. ich wollte zu meinem bruder, mich trösten lassen, auch weil er gesagt hat, dass ich rüberkommen soll, wenn was ist, egal wann, mein bruder eben. also wollte ich rübergehen, aber die schwester wollte mich gar nicht auf die station lassen, hat mich rausgeschmissen, obwohl ich ihr erklärt habe, dass es in ordnung wäre. nein, ich durfte nicht. naja, soweit zur einzelnen story, eine von vielen, die mir im gedächtnis geblieben sind, wenn ich an's krankenhaus denke. ich habe es gehasst und hasse es heute noch, ich hasse sogar die kleine praxis des neurologen, zu dem ich heute noch regelmäßig muss, in der regel lasse ich meine rezepte abholen, weil ich nicht hin will.

die frage ist, selbst wenn ich es hasse und noch so verabscheue, habe ich das recht, diese last auf meine freunde abzuwälzen? darf ich überhaupt von ihnen verlangen, dass sie sich derartig um mich kümmern, dass sie mich einfach "liegen lassen" oder mich auch nur ins krankenhaus bringen? mittlerweile bin ich wohl soweit, dass ich von niemandem mehr so viel erwarten würden wollte, dass er mich einfach liegen lässt, zum einen, weil zum einen das risiko viel zu groß ist, dass mir mehr passiert als einfach nur ein krampfanfall, der ja schließlich folgen haben kann. zu dem thema habe ich gehört, wenn ich so leichtfertig damit umginge, hätte ich es nicht verdient, ein so sorgenfreies leben zu führen, eigentlich beinahe das leben eines gesunden menschen. da könnte ich genausogut mit dem nächsten, der wirklich scheiße dran ist, tauschen. und ich muss zugeben, dass das stimmt. wenn ich so leichtfertig mit meiner gesundheit umgehe, könnte ich's auch gleich lassen, mir zwei flaschen fusel auf ex in den kopp knallen, am besten gleich irgendwelche pillen mit einschmeißen und drauf warten, dass meine letzten paar hirnzellen im krampf draufgehen und ich danach sabbernd im rollstuhl hänge und nix mehr mitkriege. nein, so nicht. kann und darf nicht sein, egal wie viel angst ich hätte, den lappen abgeben zu müssen, weil ich krampfe, egal wieviel schiss ich vor ärzten und neuen pillen hab, nein. es gibt menschen, denen es wichtig ist, dass ich vorsichtig mit mir selbst, mit meinem eigenen körper umgehe, und wenn es nur meine engsten verwandten und freunde sind. und zumindest denen zu liebe will ich zukünftig ... nicht in askese leben oder zum antialkoholiker werden, aber vorsichtiger werden und meine grenzen, die ich ja wohl zur genüge ausgelotet habe, respektieren.
ich hatte meinen absturz, hab gekotzt, war peinlich genug, es kann sich nicht besser anfühlen, wenn ich nochmal kotze, ich kann mich nicht cooler fühlen, wenn ich noch nen absturz habe. wie gesagt, ich werd nicht zum antialkoholiker, dafür genieß ich abende bei nem glas whiskey mit chris viel zu sehr, aber ein glas whiskey (oder auch zwei) ist ja wohl n "gesundes" limit. ich brauch nichts mehr auszuprobieren, ich muss keinem beweisen, dass ich "saufen kann", ich weiß, was ich vertrage und was nicht und werd fortan ganz einfach drauf achten. es würde nur lächerlich wirken, wenn ich jetzt noch irgendwas "aufholen" will, das ich (leider, zugegeben. bereuen tu ich's schon) nicht gehabt hab, aber andererseits... wie wirkt es, wenn der 30jährige nicht weiß, wann es gut ist, aus coolness noch säuft oder im schlimmsten fall das kiffen anfängt oder irgendwelche pillen schmeißt? nein, kann ich nicht, darf ich nicht, aus rücksicht auf meine umwelt und auch einfach aus vernunft. andere sollten nicht leiden oder sich peinlich berührt fühlen, damit ich jugenderlebnisse aufholen kann.
außerdem hab ich ne schöne jugend gehabt, vielleicht hab ich nicht so viel scheiße gebaut wie andere, vielleicht auch mehr, ich weiß es nicht. es gab positives und negatives, wie in jeder jugend. alles in allem würd ich sie als "normal" bezeichnen, vielleicht verklärt verklärend, aber ich kann damit zufrieden sein. es ist nun mal meine jugend, die werd ich nicht los, das bin ich. keiner strickt sie sich, keiner sucht sich's aus. jedenfalls muss ich jetzt nicht noch irgendwas beweisen wollen.
kurz, sei zufrieden mit dem, was du hast und was du hattest, es ist schön und richtig so. und tu nicht so, als ob du fünf jahre jünger und vollkommen gesund wärst, um etwas zu beweisen. es geht nicht und darf auch nicht mehr gehen. ich komm nicht aus meinem körper raus und auch das ist gut so. mein hirn hat nun mal seine pannen, kommt vor, hab ich mich dran gewöhnt, aber ich darf es nicht provozieren, nicht auf kosten der gefühle anderer.

meine letzte hoffnung ist nur, dass ich aus all den ratschlägen, die ich als gute aufgefasst habe, auch das richtige entnehme und sie richtig anzuwenden weiß. nicht, weil ich mir etwas vorschreiben lassen möchte, sondern weil es vernünftig wäre, darauf zu hören. ich habe viel zu lange vor so vielen dingen die augen verschlossen und menschen verletzt.

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leben 

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2007-07-23 20:36