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Tagebuch Vrune
2008-12-15 14:02
62. Weltuntergang
Ich habe es geschafft. Ich habe tatsächlich mein eigenes Grab geschaufelt. Ich habe einen Dolch genommen, und ihn mir höchstpersönlich ins Herz gestochen. Ich habe mit einer Keule meine Kniescheiben weggeknüppelt. Ich bin jetzt blind, taub, stumm und impotent....

Zumindest fühlt es sich so an. Ich habe es tatsächlich geschafft mir selbst den Motor – den Antrieb – zu nehmen, oder besser gesagt: das steht mir alles noch bevor! Denn ich bin gegen die Wand gefahren... symbolisch natürlich! (so wie auch das oben genannte... there’s no way i’d ever lose my manhood :P Aber ihr lieben Leser seid ja alle pfiffig, also weiter im Text.. ) Jedenfalls sind mir dieses Wochenende 3 Dinge klargeworden...

1.) Rieke ist die Frau, mit der ich wirklich glücklich sein könnte
2.) Aufrichtigkeit ist der einzig richtige Weg, selbst wenn er nicht an das gewünschte Ziel führt.
3.) Ich bin ein Vollidiot, mit einem krankhaft verzerrtem Gefühlsbild (die Modewort-bildung „emotional verkrüppelt“ passte irgendwie nicht), der seinem Glück jeden Tag auf’s Neue selbst im Weg steht. Na herzlichen Glückwunsch!

Setzen wir das Puzzle doch mal zusammen – wir fangen an mit Notizen, die ich in einer Karokebar in Hamburg gemacht habe – Volltrunken selbstverständlich, in Gesellschaft von Rieke und Daniel (zur Erinnerung: ein sehr guter Freund, sowie Mit-Azubi in meinem Ausbildungsbetrieb, sollte man Ihn in drei Worten beschreiben, wären das: Dick, kindisch/albern, extrem lustig. Gut, das sind 5 Worte, aber die reichen eigentlich auch nicht, um ihn zu beschreiben. Außerdem bin ich scheinbar der einzige Mensch, der auch von ihm genervt sein kann..), und hier präsentiere ich nun eine Premiere... meine Gedanken, bei mind. 2 Promille - ungekürzt:

Zettel 1: 05:37 Uhr. Gegenüber Rieke – Betrunken. Leichte Beute. Neben mir Daniel. Bester Freund. Konkurrent. Karaoke Bar. Wir singen „Rick Astley – Never gonna give you up“..... Rieke, Rieke, Rieke.. ich kann an nichts anderes mehr denken. Irgendwo Kristina... ganz weit hinten in meinem Kopf... Betrunken ... Warum? Bei jeder Bewegung von Rieke schlägt mein Herz schneller – immer, wenn sie Daniel berührt, sterbe ich 1000 Tode!
Zettel 2: Wieso?! Ich könnte mit K. glücklich sein, stattdessen sehnt sich jede Faser meines Körpers nach der Anderen. Mein Herz ist ein Scherbenhaufen. Das wird nie etwas, NIE!... ICH WILL SIE....!
LIEBE! ..... Meine Fresse, wenn das so weitergeht, nimmt das ein böses Ende...


o.O
Ich gebe zu, ich bin gerade etwas schockiert. Ich laß den Text gerade beim Abschreiben zum 1. Mal seit dem ich in der Bar saß. Ein böses Ende.. Hm. Klingt dramatischer als es ist. Genau wie der Anfang dieses Eintrags hier. Allerdings sieht das mein Verstand um einiges anders als mein Herz – und vor allem mein Darm, wie es scheint. Denn da kribbelt und blubbert und zieht sich alles zusammen, beim Gedanken an dieses delikate Thema. Ich weiß nicht, ob das Aufregung, Lampenfieber, Verliebt sein, Angst oder Nervosität ist.. oder was es sonst noch alles gibt. Aber es kotzt mich an. Aber am besten fange ich weiter vorne an, denn meine Gedanken unter Alkoholeinfluss in den frühen Morgenstunden nach einer Nacht ohne Schlaf sind nicht gerade repräsentativ. Vor allem während man noch in einer Kneipe sitzt. Ha!

Freitag Vormittag – Berufschule. Daniel ist krank, also sitze ich an seiner statt neben Rieke. Ich alber’ den ganzen Morgen mit Juliane – Riekes Sitznachbarin – rum.. Rieke ist ziemlich genervt... am Ende des Vormittags werde ich wütend und schreie sie an, weil sie sich stur verhält. Sie nimmt mir zur Strafe mein Glasherz mit eingebettetem Kleeblatt – ein Glücksbringer, den sie mir für die Abschlussprüfung schenkte – weg, nun schalte auch ich auf stur. Extrem schlecht gelaunt fahre ich nach Hause, leg mich schlafen.
Um halb 7 stehe ich wieder auf, das Vorglühen findet selbstverständlich bei mir statt. Ich hatte an dem Tag nur gefrühstückt, bin recht schnell betrunken. Wir ziehen zu viert los, Jonas, Daniel, Wolfgang und ich. Eine kuriose Truppe.. mit Wolfgang habe ich seit fast 2 Jahren nichts zu tun gehabt, und mit Jonas war meines Wissens nach noch nie ohne meinen Mitbewohner unterwegs.... Das Ziel war das Alexander Marcus Konzert in Hamburg.. es ist immer ein guter Grund zu trinken, wenn Alexander M. in der Stadt ist... Im Club angekommen war der Alkohol selbstverständlich schon aufgebraucht, das Konzert möchte ich gar nicht mit zu vielen Worten beschreiben... In einem Raum für 200 Leute waren ca. 500 schwitzende Menschen eingepfercht. Konzertbeginn sollte 22:00 sein, tatsächlich fing es aber um 23:00 an, und so befand ich mich 90 Minuten lang zwischen stinkenden, rangelnden Hamburgern... man konnte die Füße einziehen und fiel trotzdem nicht hin... Das Konzert dauerte dann 20 Minuten. Oha! Dafür bin ich jetzt EINIGE blaue Flecke reicher, na ja, jedenfalls sind wir nach dem Konzert aus dem Club raus, denn der war viel zu voll... Wolfgang hatten wir längst verloren. Dafür hat unser Grüppchen Zuwachs bekommen, denn Jonas hatte ein kleines Blondes Flittchen aufgega-HALT! Blondes Flittchen stimmt nicht. Sie war zwar blond und sah auf dem ersten Blick echt wie ein Flittchen aus, aber in Wirklichkeit war sie ganz schön nett und hat super mitgefeiert :D
Also Jonas hat eine attraktive Blondine aufgegabelt, die dann mit uns weitergezogen ist. Natürlich ging es in die tollste Straße auf dem Kiez.. der Hamburger Berg... Da sind wir dann durch diverse Bars und Clubs gezogen, wie immer halt. Um 1 rief Rieke das erste mal an. Sie sei schon ganz schön betrunken (sie war auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma), und sie mache sich jetzt auf den Weg in Richtung Kiez. Kein Wort von dem Streit am Vormittag. Alkohol sei Dank. Tjaaa... wir haben weiter gebechert, getanzt und sogar gekickert – von Rieke keine Spur... Ab 3 rief sie dann im Zehnminutentakt an.. Sie konnte den Kiez nicht finden, zu betrunken... Sie hat sich dann per Taxi auf den Hamburger Berg kutschieren lassen. Dann sind wir in die besagte Karaoke-Bar gegangen. Es war toll... Rieke war zwar viiiiiel zu betrunken, aber wir hatten Spaß... jede Menge Spaß.. Aber dann passierte etwas, was mir sonst eher fremd war. Wann immer Rieke ihre Hand auf Daniels Arm gelegt hat, während sie redeten (wie das nun mal so üblich ist, wenn man voll ist), durchfuhr es mich wie ein Blitz! Selbst darüber zu schreiben sorgt dafür, dass sich irgendetwas in meinem Bauch furchtbar verknotet...

Aber es ist ja eigentlich nichts dabei.... Das einzige, was Daniel mir Voraus hat, ist seine lustige Art... aber er ist zwei Jahre jünger, und somit noch unreifer als ich (und geschlagene 9 Jahre jünger als Rieke), er kann mir weder intellektuell, noch körperlich auch nur ansatzweise die Stirn bieten. Außerdem kennt er sich mit Frauen überhaupt nicht aus, die einzige Erfahrung mit Frauen hat er mit der Dorfmatratze gesammelt, die „Entjungferin“ könnte man sie auch nennen.. sie schnappt sich ältere Typen, die kein Mädel abkriegen, verführt sie für ein paar Wochen und lässt sämtliche Ausgaben vom Mann decken. Eine Vorstufe der Prostitution, wenn man mich fragt, aber dennoch ein fairer Handel --- Dienstleistung gegen Bezahlung. Jedenfalls spielen Daniel und ich in einer völlig anderen „Liga“, obwohl man natürlich nie weiß, wo die Liebe hinfällt... Aber – und jetzt zitiere ich Rieke und ihre Sitznachbarin – „Daniel ist zu nett... Ein bisschen Arschloch muss schon sein... Wenn ich jemanden will, der nach meiner Pfeife tanzt, kauf ich mir ein Hündchen“. Hm. Ich schweife ab..

Je später/früher es wurde, desto unglücklicher wurde ich mit meiner Situation... Und dann habe ich einen gewaltigen Fehler gemacht. Denn in der Karaoke-Bar gab es Zettelchen + Stift, um Lieder mitzuteilen. Und wenn man mir Zettel und Stift gibt, schreibe ich auf, was ich denke. Und so schmiss ich insgesamt 3 Zettelchen in Riekes Tasche, während keiner hinsah...

Was auf dem ersten Zettel stand, erinnere ich nicht mehr...
Auf dem zweiten Zettel stand „there are many things that i would like to say to you...“ (Das kommt natürlich von Oasis’ Wonderwall, eines ihrer Lieblingslieder.. :X )
Und der dritte Zettel enthielt etwas – eine unausgesprochene Wahrheit – die eine normale Freundschaft zu Rieke nur ermöglichte, indem niemand von uns beiden dieses jemals aussprach...: „Ich liebe Dich..“

Das war definitiv der letzte Sargnadel, um mein Glück entgültig zu beerdigen. Wie komme ich auf die Idee einer anderen Frau meine Liebe zuzugestehen? Ich liebe Kristina nämlich auch, das habe ich festgestellt, aber da gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen den beiden...
Kristina ist 1 Jahr jünger als ich, eine sportliche, temperamentvolle Powerfrau, eine Kampfsportlerin, mit dem schönsten Körper, den ich jemals sah. Ich wusste auf den ersten Blick, dass ich sie haben MUSS, leider konnte man mit dem Blick nicht sehen, dass sie im Schulleben nichts gebacken kriegt, und zwar gerne bei Themen der Wirtschaft, Politik oder Philosophie mitredet, aber dabei von persönlichen Erfahrungswerten und Hörensagen ausgeht, als von fundierten Tatsachen und Fakten. Für einen eiskalten Statistiker wie mich ist das ein Albtraum. Unsere Beziehung begann mit dem besten Blow-Job, den ich jemals genießen durfte. Sie war damals noch mit jemand anderes zusammen, einem Schwarzgurt in Karate, und ich hab nach wie vor Angst zu sterben, sollte ich ihm je begegnen. Neben meinen Gefühlen für Kristina kann ich mich außerdem nie entgültig von ihr trennen (wir hatten schon 6 oder 7 Trennungsphasen), weil ich für sie der „Mann für’s Leben“ bin und sie sich jedes Mal Kopfüber in einen Drogensumpf von Kokain bis LSD stürzt, wenn wir Auseinander sind. Ich kann es mit meinem Gewissen irgendwie nicht vereinbaren, Kristina so im Stich zu lassen, deswegen werden wir nur getrennte Wege gehen können, wenn sie stirbt, ich Europa verlasse oder sie mich nicht mehr lieben sollte – und das wahrscheinlichste davon ist die Auswanderung.

Meine Zuneigung für Rieke hingegen basiert auf ganz anderen Dingen. Sie ist 27, hat bereits ein Studium absolviert und macht die Ausbildung zur beruflichen Neuorientierung. Sie ist blond, Minuspunkt. Sie ist pummelig, Minuspunkt. Sie ist viel älter, Minuspunkt. Sie wohnt fast eine Stunde entfernt, Minuspunkt. Sie ist garantiert weniger talentiert und viel weniger aufgeschlossen in Sachen Sex, verglichen mit Kristina, Minuspunkt. Und trotzdem, irgendwann machte es Klick, und mir wurde klar, dass diese Frau alles ist, was ich in diesem Leben jemals von einer Frau erwarten werde. Fakt. Der Vergleich mag kitschig sein, aber wenn tatsächlich ein anderes Wesen für jemanden wie ein warmer Sonnenstrahl sein kann, dann ist das Rieke.

Und trotzdem bin ich eigentlich vorsichtig, denn das selbe dachte ich vor nicht mal 6 Monaten von Nadine. Ich kann nur hoffen, dass Rieke diese Zettelchen niemals findet. Dabei sind die Zettelchen nicht mal halb so wild.

Das wirklich schlimme, was an mir nagt, ist die Erkenntnis, die mir der Abend bereitete. Denn eigentlich sollte ich etwas tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen, und je länger ich es aufschiebe, desto schlimmer wird die Bürde, und desto heftiger wird der Effekt, den das auf alle Beteiligten haben wird.

Ich sollte zu Rieke gehen und ihr sagen: Rieke, es tut mir Leid, aber ich habe dir etwas verschwiegen. Denn in den 2 Jahren, die wir uns kennen, war ich – abgesehen von zwei, drei Unterbrechungen – die ganze Zeit weiterhin mit Kristina zusammen, und nicht solo, wie ich dir erzählt habe. Und was das ganze noch schlimmer macht, ich habe Daniel dazu genötigt, dir diese Tatsache ebenfalls zu verschweigen. Das macht mich auf dreifache Art zum Mega-Arschloch.
Ich habe einen guten Freund zum Lügen verleitet, und wenn er nicht schon längst das Vertrauen zu mir verloren hat, dann verachtet er mich zumindest dafür..
Ich habe meine Freundin verleugnet, obwohl ich eigentlich stolz darauf sein sollte, so eine tolle Frau an meiner Seite zu haben..
Und ich habe dich belogen. Die Frau, von der ich mir nach wie vor sicher bin, dass sie mich für immer glücklich macht. Ich habe dich belogen, weil ich keine Chance verpassen wollte, der Mann an deiner Seite zu werden. Ich habe dich belogen, weil ich wusste, dass ich Kristina ohne mit der Wimper zu zucken verlassen würde, sobald du mir dein Herz schenkst, obwohl mir bewusst ist, dass sie sich daraufhin selbst ins Unglück stürzen wird.
All das habe ich auf mich genommen, nur um eventuell irgendwann mit viel Glück einmal die Gelegenheit zu bekommen, dein Herz zu erobern. Dabei habe ich das gar nicht verdient... ich bin ein schlechter Mensch... es tut mir Leid..


Oder so etwas in der Art. Aber ich bin einfach zu feige.. diese paar Zeilen kann ich ihr weder sagen, noch schreiben. Stattdessen schrieb ich „ich liebe dich“ auf einen versifften Barzettel... Ganz großen Kino.. Und das Schlimmste ist, selbst mit meinem Geständnis, würde ich im tiefsten Innern darauf hoffen, dass ich damit nun doch schlussendlich ihr Herz erreiche. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Im Mittelalter wurde man für weit geringere Vergehen gehängt!

Und jetzt ist es wieder da... manchmal... ganz subtil .. wenn Kristina in meinen Armen liegt.. Das Gefühl, dass dort die falsche Frau liegt... ein eiskaltes Schaudern, ein Moment in dem meine Gesichtzüge zu einer verurteilenden Maske erstarren und mein Blick soviel sagt wie „Verpiss dich, du gehörst nicht hier her!“
Das ist das schlimmste, was mir passieren kann, dass sich dieses Gefühl in mir breit macht. Denn normalerweise bin ich an Kristinas Seite glücklich und zufrieden, obwohl sie nicht die große Liebe ist... nur wenn sie nicht bei mir ist, dann wandert mein Herz... aber wenn ich selbst schon in ihrem Schoß nur noch von ihr wegwill, dann ist etwas nicht in Ordnung.

Ich hasse das.

Tags

liebe 

Kommentare

16:14 15.12.2008
Mach reinen Tisch!
Ist für dich besser - und für die Frauen!
Auch wenns weh tun wird. Aber das bist du ihnen schuldig!
Du weißt bestimmt mittlerweile das ich von dem nichts halte - oder?
Also - mach reinen Tisch, auch wenn es dir weh tun wird und dich Mut kosten wird!
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15:25 15.12.2008
Hach...komischerweise befinde ich mich in einer ähnlichen Situatuion.
Falls Du einen Ausweg findest... sag bescheid!
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Vrune Offline

Mitglied seit: 06.06.2008
DE mehr...
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Ja | Nein

2008-12-15 14:02