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Tagebuch Tyche
2006-08-21 09:25
Mittelnein
Es war die letzte Gelegenheit eine gemeinsame Zeit zu verbringen, bevor Sohnemann am Mittwoch eingeschult wird. Bremen war toll.
Wie sehr ihm nicht nur Bim Bim, einer der beiden Papageien von F. und L. , begeistert hat, zeigte der gestrige tränenreiche Abschied.
Ich bot seiner Mutter an, dass wir uns alle gemeinsam die ca.250 Bilder auf dem Bildschirm noch einmal angucken. Während mein Sohn seine Mitzi begrüßte, von der er wusste, dass sie ihn bestimmt sehr vermisst hätte, liefen die Bilder dieses langen Wochenendes bei Freunden in Bremen noch einmal über den TV-Bldschirm. Seine Mitzi im Arm haltend, sich zu mir setzend, sagte er immer wieder zu seiner Mama, er müsse sich erst mal wieder gewöhnen zuhause zu sein. Doch dann war kam das letzte Bild und plötzlich stand hinter mir ein trauriges,weinendes Kind.
In Bremen ging es natürlich auch nicht ohne Weinen. Gelebte, spontane Emotionalität ist für Kinder noch fraglos. Diese Tränen flossen als der Riesenhund Bruno einmal laut bellte, um zu signalisieren, dass er seine Ruhe haben möchte. Da war der Schrecken groß, denn mein Sohn stand unmittelbar neben dem riesigen, schwarzen Brunohund. Am Schlimmsten aber, das vertraute er mir lieber nicht vorm ersten Schlafengehen an, sondern erst am nächsten Morgen, sei für ihn die Vorstellung von zwei geisterhaften roten Augen in der Dunkelheit. Inspiriert wurde er zu dieser Vorstellung wohl auch von der ihn fasnzinerenden Straßenbahn in Bremen. So mussten wir noch am ersten Abend zur glücklicherweise nur ein paar hundert Meter entfernten Haltestelle gehen, um dieses elektrische Eisenhahn für die Stadtmenschen, aus der Nähe bestaunen zu können. Dort standen wir an der Haltestelle ohne Fahrtziel und bald tauchten in der schon eingetretenden Dunkelheit die "zwei roten Augen" der Straßenbahn auf.
Gewohnt haben wir in einer Einliegerwohnung, die nur für uns war. Wir hatten unser eigenes Reich. Zwischen der Einliegerwohnung und dem Haus von F.und L. ist ein großer Windfang, in dem die Voliere mit den Papageien Bim Bim und Paulchen steht. Bim Bim leitete jeden morgen mit seinen Sprachkünsten, begleitet von seltamsten Geräuschen, die nur Papageien produzieren können, ein. Die Tage in Bremen konnten nur gut werden, wenn jeder Morgen von Bim Bim mit einem freudigen "Juchuuu" begonnen wird, wenn Bruno, der tolpatschige Riesenhund vor lauter Übermut, dass seine menschlichen Freunde aufgewacht sind, sich einen Hauslatschen schnappt und ihn nicht nur durch jedes Zimmer trägt, sondern auch gleich den Garten mit ihm erstürmt.
Aber auch der Rest des Tages war gut, besonders für meinen Sohn, denn F. und L´s Tochter C., die 11 ist und Sohnemann verstanden sich blendend und spielten stundenlang miteinander entweder das "Spielhaus" oder mit der Carrerastraxbahn, die C.noch von früher hatte. Besonders als Sohnemann erfuhr, dass er diese Bahn geschenkt bekommen würde und mitnehmen könne nach hause, bescherrte ihm einen permanenten Glückszustand, der wohl nur zu vergleichen ist mit den Weihnachtsfreuden, an die er auch immer wieder erinnert wurde durch Bim Bims in aller Regelmäßigkeit artikulierte Vorliebe für das Wort "Tannenbaum".
Dieser freudige und zufriedene Gemütszustand meines Sohnes bewog ihn am zweiten Abend vor dem Schlafengehen zu einer erwartungsfroh, aber auch ängstlich vorgetragenden Bitte, die er mit der Beschreibung meiner möglichen Antwort einleitete. Er sagte mir, er glaube auf seine Frage, würde ich wohl mit einem "Mittelnein" antworten. Ich entgegnete,er solle es doch einfach mal versuchen, denn ein Mittelnein wäre als Antwort wohl sehr unwahrscheinlich. So war es denn auch. Ich sagte ganz klar und deutlich, mit einer kleinen Verzögerung, die ihm vorgekommen sein muss wie die lästige Verpackung eines heiss begehrten Geschenks: Ja, auf seine Frage, ob wir denn noch einmal Bremen übernachten könnten.
Fortsetzung folgt....

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