Duftende Dandys
Ein warmer Frühhlingstag, der es verdient hätte wie Sterneneis zur Ewigkeit zu gefrieren... , ein duftender Funkenschlag 13 Millarden Jahre danach. Mein Sohn ist schlauer. Er verewigt die Gegenwart und "duftende" Toiletten betreten wir noch gemeinsam. Er sitzt, ich stehe, er verwandelt den banalen Ort der Stoffwechelbeseitigung zur Geburtsstätte jungfäulichster Erkenntnisse. Sein Papa bleibt nur die Rolle des Requisiteurs, der den Käse auf dem Waschbecken platziert. Der Sohn erkennt: Papa, wenn Du auf den Käse tritts, dann hast Du Käsefüsse. Ergriffen umarmte ich meine Sohn und spendierte ihm ein Schlumpfeis so blau wie der gestrige Frühlingshimmel, mit Streuseln so bunt wie unsere Welt.....
Und so bunt wie meine blumenbemusterte Kladde in der ich die Erkenntnisse meines Sohnes notiere, in der Hoffnung irgendwann einmal den Zustand der Weisheit zu erlangen.
So von meinem Sohn aufgebaut lieh ich ihm mein Lustiges Taschenbuch Nr.229. Er kann noch nicht lesen, aber er kennt Dagobert Duck und erklärte mir vor unserem Abschied noch schnell, der Typ sein geldgierig.
Später widmete Papa sich wieder Düften. Diesmal waren sie geistig. Schuld war kein Lustiges Taschenbuch, sondern ein lustiges Buch von Jean-Paul-Satre über Baudelair. Monsieur Baudelair liebte Düfte. Weil sie Abbilder sind einer unfaßlichen Existenz, der sie entrömen. Dagobert Ducks Reichtum ist vielleicht so unfassbar wie der Sternenhimmel und wie das eigene Bewußtsein. Ihnen gemeinsam ist der Duft, den wir nicht festhalten können, den wir nur ein- und im nächsten Moment wieder ausatmen könnnen und der so unsere Sehnsucht nach dem Unerreichbaren jeden Frühling erneut erblühen lässt.
Diese unfassbaren Existenzen ertaunen uns und bringen uns aus der Fassung wie der Dandy Baudelaire seine Zeitgenossen, wenn er überkorrekt, tadellos gekleidet unter die Leute trat.