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Tagebuch Tyche
2006-07-17 21:48
Angst
Mein Sohn behauptet, ich wäre ein Angsthase, weil ich mich nicht traute von den Steinen, die wie ein Keil in die See ragen, ins Wasser zu springen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns schon weit, weit entfernt von unserm bunten Sonnenschirm, denn mein Sohn sah einen gleichen Sonnenschirm einige hundert Meter weiter und wollte unbedingt dorthin. Ich lies mich überreden, wir gingen zu diesem Sonnenschirm, krabbelten auf die dort unmittelbar ins Meer ragenden Steinen. Es war wirklich schön mit ihm auf den Steinen zu sitzen, ihm zuzusehen wie er auf ihnen rumkletterte, an mir vorbei kletterte, sich abstützte und dann zu mir kam, um sich auf meinem Schoß zu setzen, um so, mir endlos vertrauend, diesen Sommertag in größter Vater-Sohn-Zweisamkeit mir zu teilen. So gut kennt mein Sohn mich, dass er auf meine Sorge, dass unsere Sachen ja ganz alleine am Strand liegen würden, antwortete: " Ach Papa, die Sachen haben keine Angst". Mein Sohn denkt zwar, ich wäre der Klügere, aber wie so oft, war er mal wieder der Klügere. Also saßen wir noch länger auf den Steinen und nichts konnte uns (mich) aus der Ruhe bringen dank der Weisheit meines Sohnes.
Später trafen wir seine Mutter am Strand. Sie sagte, ich könne ihn ja gleich hier bei ihr lassen. Ich trug ihn auf dem Arm und wollte hievte ihn hinüber auf den Arm seiner Mutter, denn er war plötzlich sehr schlapp geworden, wollte eigentlich nur nach Hause. Ich übergab ihn also im heissen Sommersand seiner Mutter, er streckte mir seine Hand entgegen, zog sie zu sich und seiner Mutter heran und fragte: " Seid ihr jetzt verbunden?" In mir kam es in diesem Moment zu einem für zu diesem Zeitpunkt keinen Seismographen wahrnehmbaren See(len)beben. Die Welle, die durch so ein Beben entsteht, ist zuächst einmal nicht sichbar und nun türmt sie sich immer stärker auf, denn sie beginnt an das flache Ufer meines Bewußtseins zu stranden. Was ist passiert? Zuvor erzählte er mir immer mal wieder von dem neuen Freund seiner Mutter.Ich fragte vorsichtig nach. Er erzählte mehr und ich gewann den Eindruck, er wisse diesen Freund seiner Mutter nicht einzuordnen in seine kindliche Welt. Wenn ich doch wüßte, was er empfindet. Er ist jetzt 6 und er ist das erst Mal, dass seine Mutter seid der Trennung einen "richtigen" Freund hat, den er kennenlernt. Er kann diese neue Situation nicht "bedenken". Es kann Zufall sein, es kann das Alter sein, ich weiss es nicht, aber er kuschelt sich auffällig oft an mich an, er sucht die Nähe. Wenn ich doch wüsste, was er empfindet.
Zuvor kannte er nur Vater und Mutter und er wusste nicht, dass seine Mutter jemals einen neuen Freund haben könnte. Mama und Papa haben zwar verschiedene Wohnungen, aber es gibt eben nur Mama und Papa. Wer ist dieser neue Mensch an der Seite von Mama? Unsere Sachen haben keine Angst. Hab keine Angst mein Sohn, ich bleibe immer dein Papa. Niemand wird mich je klauen.

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leben 

Kommentare


unbekannt
15:29 18.07.2006
Dieses Seelenbeben kann ich nachvollziehen...und der dringliche Wunsch, in das kleine Geschöpf schauen zu können, um seine Empfindungen zu wissen; denn es ist uns Großen anvertraut worden und nichts soll sein Seelenheil gefährden....er hat wie immer Recht; ihr seid verbunden, durch ihn und das wird sich nie ändern.

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2006-07-17 21:48