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Tagebuch TT
2010-01-19 20:56
Krieg der Eispiraten

Nein, das soll keine Hommage ans Wetter sein. Und wie das Eiskratzen und Schneeschippen ätzt.

Da wäre ich auch ein paar Tage zu spät dran, ist ja gerade Tauwetter und so.

Nein, Krieg der Eispiraten war einer der grandiosesten 80er-SciFi-Filme. Also für uns Kinder damals. Da gab es ja Star Wars nur im Kino. Und auf teuren Kaufvideos, die wir uns nicht leisten konnten. Videothek gab’s ja auch nur, wenn man mal ernsthaft krank war. Und nur auf diesem Wege habe ich Indiana Jones kennen gelernt, davor musste ich mich jahrelang mit Pater Ralph’s Quatermain abspeisen. Krieg der Eispiraten war also neben Kampfstern Gallactica und Buck Rogers einfach das Nonplusultra für uns 80er-Kinder.

Tja ja, früher… da hatten wir ja gar nix.

Was jetzt die Eispiraten mit diesem Eintrag zu tun haben? Nun, mal abgesehen davon, dass ich die DVD als Weihnachtsgeschenk bekommen habe (= mir kaufen durfte, weil eigentlich schenken wir uns Erwachsene ja nix) und sie somit auch in den Jahreswechsel-Beitrag gepasst hätte, für den ich jetzt noch mehr zu spät bin, war es der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich bei der Stippvisite beim nächsten Arzt meines Vertrauens war.

Auch wenn wir uns in den letzten Wochen immer peinlich genau an die Vorgaben unseres Hausarztes gehalten haben, sind wir nun mal auch nur Menschen und haben’s dann Anfang des Jahres mal wieder richtig krachen lassen. War ja nicht auszuhalten diese laborartige Sterilität. Und für 15-Minuten-Rein-Raus-Nummern sind wir ja eigentlich auch noch nicht lang genug verheiratet. Stört mich in 5 oder 10, lieber aber 25 Jahren vielleicht auch nicht mehr.

Bei nem Sturm tut’s bekanntlich ja auch jeder Hafen. Aber wir sprechen ja auch von Binnenschifffahrt.

Wie dem auch sei, die Rechnung bekam der Papa dann schon am nächsten Tag präsentiert.

Nein warte, den vergleichsweise witzigen Teil der Rechnung gab’s ja noch in der gleichen Nacht. Unser Dreieinhalbkäsehoch hats nämlich zum allerersten Mal geschafft, zum Schäferstündchen reinzuplatzen. Bisher war es ja immer so, dass er wohl zwar wachgeworden ist, dann stattdessen aber seine CD noch einmal angemacht und weitergeschlafen hat (vermutlich mit Kissem aufm Kopp und laut summend, um ja nix zu hören). Und die Große war ja schon immer zu ängstlich und ist in ihrem Zimmer geblieben (vermutlich mit Kissem aufm Kopp und laut summend, um ja nix zu hören).

Wie dem auch sei, die Neugier war dieses Mal wohl größer oder aber er wurde dieses Mal mehr als sonst aus dem Schlaf gerissen, jedenfalls stand er auf einmal bei uns in der Tür. Wenigstens kann man ihm ein Klasse-B-Timing attestieren. Will heißen, dass wir gerade bei einem Zwischenstopp waren - die verschiedenen Besorgungen für Mutti waren schon erledigt, nur für Papi fehlte noch eine Kleinigkeit. Aber wenigstens waren wir gerade nicht auf der Reise, sondern lagen entspannt in der Sonne am Straßenrand.

Bis heute wissen wir nicht, was genau Filius meinte, aber sein erster Kommentar war:
„Mama, warum kuckerst Du so laut?“

Filius sondiert die Lage und lässt seinen Blick durchs Zimmer schweifen, woraufhin er den eingeschalteten Fernseher erblickt (Deluxe Music - oder wie dieser neue Musiksender heißt - zur Hintergrundbeschallung). Nächster Kommentar:

„Aber Mama, warum ist denn der Fernseher so laut, so kann ich doch gar nicht schlafen…“

Wie dem auch sei, das kurze und unerklärte Gespräch endete damit, dass Sohnemann zwischen uns Platz nahm und dass Papi ohne Abendbrot schlafen musste. Gut, kein Vergleich zu den unsäglichen Traumata, die uns Sohnemann noch durchmachen wird, wenn er sich eines Tages an die Sache erinnert und bewusst erfasst, was der eigentliche Pudelskern war. Armer Kerl.

Aber, das mag ich rein egoistisch anmerken, die 2 Minuten länger hätte er ja ruhig schlafen können – das wäre Klasse-A-Timing gewesen.

Nun ja, selbst das alles wäre ja vielleicht oder eigentlich oder irgendwie noch ganz lustelig gewesen, wenn mich das brotlose, wenn auch bis zu diesem Zeitpunkt recht spaßige, Spektakel danach nicht zum Urologen gebracht hätte.

Da bin ich nämlich hin, weil ich wieder die altbekannten Beschwerden hatte. Dabei dachte ich wirklich währenddessen, dass es eigentlich wie geschmiert läuft und dass es sich eben nicht komisch/anders/schmerzhaft anfühlt.

Aber gut, je höher man kuckert, desto tiefer fällt man.

Da ich also nicht schon wieder zu unserem Hausarzt rennen wollte, der uns dann obendrein bestimmt vorgehalten hätte, dass wir uns doch hätten schützen sollen (auch mitm Mund), so die nächsten 5-10 Jahre, bin ich dann zum Urologen gegangen.

Junge, was bin ich noch jung. Also wenn ich an das Publikum, ähm an die Patienten dort denke. Außer mir nur 70+, die an den Händen der fürsorglichen Ehefrauen/Geliebten recht hörresistent durch die Gänge tappseln. Später, als ich mir den Kontrolltermin habe geben lassen, kam noch ein 40er dazu. Noch ein Exot, der sich sichtlich unwohl fühlte. Vermutlich auch wegen des Alters. Oder aber wegen seinem auszufüllenden Erst-Patienten-Bogen, auf dem stand, dass er in den letzten drei Tagen Blut im Sperma hat. Arme Sau.

Wobei… weiß ja keiner, wie er das so rausgefunden hat mit den 3 Tagen. Muss ja nicht im Selbstversuch gewesen sein. Vielleicht hat er es ja auch die letzten Tage morgens, mittags und abends zur Untersuchung auf den Bäuchen von wechselnden, blutjungen, schwedisch bis französischen Austauschstudentinnen verteilt. Wer weiß das schon.

Na gut, vermutlich ist er wirklich die ärmere Sau.

Aber auch nur dann, wenn er vom Onkel Doktorchen die gleiche liebevolle Behandlung bekommen hat wie ich.

Aber gut, mit über 30 war es ja auch höchste Eisenbahn für die erste homoerotische Erfahrung - wenn man doch sonst schon alles bis das Meiste erlebt hat, muss man sich seine Kicks darüber holen.

Okay, natürlich ist es nur rein technisch bzw. medizinisch gesehen eine Erfahrung. Und erotisch war es schon mal gar nicht. Es sei denn man steht auf Latexhandschuhe (okay, das wäre nicht soooo viel anders als zu Hause) und kann seinem Unterbewusstsein einreden, dass es sich bei dem unnätürlichen Pochen im Unterleib um die Libido handelt und nicht um einen völlig ramponierten Liebesprügel kurz vor dem K.O.- bis Ex-itus (harharr) .

Nachdem er das Trümmerfeld zur Urinabgabe desinfiziert hat (au,au,auuu, auaa; still in Gedanken), meinte das lustige Doktörchen, das ich mich mal auf die Seite drehen sollte. Da er zuvor schon meine Nieren/Blasen/Wasweißich geultraschallt hatte, dachte ich an nichts Böses, vielleicht will er noch mal hinten klopfen oder so.

Sein Klasse-A-Timing bestand jedenfalls darin, dass er, schon während er sagte „Und nun möchte ich kurz...“ einfach zur Tat schritt und eben jenes tat: „…ihre Prostata abtasten“. 2004 hatte ich so was ja schon mal, da war ich aber wenigstens bei einer behutsamen Assistenzärztin, die mich seelisch-moralisch darauf vorbereitet hat. Vielleicht hatte sie auch einfach dünne Finger. Oder nen Extra-Schwung Vaseline. Beim Onkel Doktor hingegen wars anders. Und nicht wirklich angenehm. Ehrlich Jungs, vielleicht mag es ja attraktive Männer geben, aber wenn ich davon ausgehe, dass die meisten Eurer Teile größer-breiter-dicker als ein paar Finger sind, mag ich mit aller Deutlichkeit sagen, dass es nicht mein Ding ist. Echt nicht.

Na, vielleicht war es ja für diese Dekade das letzte Mal, dann habe ich es jetzt schon hinter mir.

Aber wir haben ja immer noch nicht das mit den Eispiraten geklärt.

Nun, was bleibt denn den 1.000 Kindern der 80er, die den Film wirklich sahen, auf immer und ewig in Erinnerung?

Die coolen Kampfroboter, die Kastrationsmaschine (hach, die wäre ja auch fast passend), der Kampf im Zeittunnel… und natürlich, last but not least, der Weltraumherpes.

Und gerade letzterer schoss mir auch durch den Kopf, als mir der Herr Prokto- nein, Urologe, seine und eben jene Diagnose verkündete. Also, ohne den Weltraum.

Mal was Neues, aber da er nah am Geschehen war, vertraue ich einfach mal seinem Urteil.

Für mich (bzw. uns) bedeutet das, dass ich zum einen alle vier Stunden eine Tablette schlucken darf und ebenso oft gesalbt werden muss. Ironischerweise könnte man also feststellen, dass mein Frauchen den kleinen Schniepel wesentlich häufiger sieht als vorher… aber wirklich tröstlich ist das nicht. Wirklich nicht.

Und nicht zu vergessen der ärztliche Rat: bis zum Kontrolltermin sollen wir auf ungeschützten GV verzichten (als ob wir so was jemals machen würden, tzz). Und wieder einmal muss ich meinen Mangel an Originalität und Schlagfertigkeit im Bezug auf die Götter in Weiß bemängeln. Eigentlich hätte ich anstelle des fleißigen Kopfnickens einfach sagen sollen: „Hey Doc, mein Schwanz sieht nicht nur so aus, als ob ich mit nem Gemüsesparschäler onaniert habe, er fühlt sich auch verdammt noch mal so an!“

Oder so was in der Richtung.

Ehrlich gesagt bin ich wirklich froh, dass mir das Teil nicht schon beim Wasserlassen auseinanderfällt, da mag ich gar nicht an andere Aktivitäten denken...

 

Wo das Ganze jetzt her kam?! Wer weiß es, wer weiß es? Keiner weiß es.

Also, grundsätzlich haben viele Menschen Herpesviren in sich, die werden auch munter übertragen auf diversen Wegen, nur ausbrechen müssen sie deshalb bei den Leuten noch lange nicht.

Kann also jetzt daran liegen, dass ich neuerdings eine Katzenallergie (harharr) habe oder daran, dass mich Dr. No mit seinem Bakteriumsgeschwätz kirre gemacht hat oder daran, dass wir nur noch quartalsweise duschen, um Wasser zu sparen… wir werden es vermutlich wohl nicht herausfinden.

Frauchen scheint jedenfalls sauber zu sein. Sagt ihr Frauendoc. Sonst würde sich bei ihr auch schon was tun, juckender-pustelnder-brennenderweis. Na, das ist doch schon mal was. Schaun mer mal, wie es sich entwickelt und was noch so kommt.

Hat ja auch schon der Forrest festgestellt: Poppen ohne Gummi ist wie eine Wundertüte – man weiß nie, was man bekommt. Oder so in der Richtung.

In diesem Sinne: don’t try this at home. Auch wenns Spaß macht.

TT

 

Kommentare

09:32 28.01.2010
Dann sollte ich es besser nicht richtig machen.
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00:05 28.01.2010
@Lore
Nun ja, unter uns... ist er vom Sex wach geworden (also vermutlich), jedoch als er herein kam, dachte er wohl, dass der Fernseher die Wurzel allen Übels sein musste. Hachja, wie schön, wenn man noch so unbefleckt ist.

@Doc
Sex ist im Woody'schen Sinne nur dann gefährlich und schmutzig, wenn mans richtig macht.
Also denn mal Tau!
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09:41 20.01.2010
Ich wusste schon immer, dass Sex gefährlich ist. Aber nach dem Bericht verzichte ich in Zukunft besser vollständig.
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21:05 19.01.2010
den punkt mit dem urologen musste ich überspringen. aber deine erotischen umschreibungen gefallen mir stilistisch sehr ;) nur, warum wird der junge zwar vom sex wach, nicht aber vom fernseher?
das wichtigste zum schluss: gute besserung an euch!
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2010-01-19 20:56