Verabredung
Na, wie geht"s? Der Junge setzt sich Sabrina gegenüber und stütz seinen Kopf aus deine Hände. Jetzt sag schon was, man sonst fällt dir doch immer was ein. Eh, beschissen. Der Junge schaut verdutzt. Er hatte wohl eine andere Antwort erwarten. Er lehnt sich zurück und mustert Sabrina von der Seite. "Schule?" Sabrina nickt. Sie schlürft ihren Kaffee. Die Bedienung schaut rüber, anscheinend mag sie es gar nicht wenn Leute im Cafe sitzen die nichts kaufen, sie hat aber auch noch keine Anstalten gemacht zu kommen und die Bestellung auf zunehmen. Kennt sie ihn, wieso denn nicht, er ist bestimmt öfters am Bahnhof und quatscht junge Mädchen an. "Hat es dir die Sprache verschlagen oder ist irgendwas?" Jetzt fällt es ihr wieder ein, er hatte was gefragt, Schule! "Ja, die Lehrer kotzen mich so an und meine Alten!" Wieder schaut sie der junge mit einem undefinierbaren Blick, hält der sich für total cool oder ist der einfach nur schwer von begriff, Hallo, Schule Lehrer, Eltern = Scheiße! Sabrina wird ungeduldig. Die Gegenwart des Jungen macht sie wahnsinnig unsicher. Sie merkt wie sie unsicher mit ihrem Löffel spielt und legt ihn schnell wieder auf den Tisch. Klirr! Scheiße, so etwas kann doch nur mir passieren. Durch die ganze Aufregung hat Sabrina den Löffel einfach losgelassen und er ist runter auf die Erde gefallen. Schnell bükt sich Sabrina und will den Löffel aufheben, beim wieder hoch kommen stößt sie sich den Kopf an der Tischkante, der ganze Tisch wackelt. Der Junge bringt ihn wieder zum still Stand. "Du scheinst ja echt ein bisschen durch einander zu sein, willst du reden? Können ja zu meinem Lieblingsplatz gehen, wenn du Lust hast!" Hä? Ich habe mich gerade an der Tischplatte angehauen, den Tisch zum schwanken gebracht und mir ist mein Löffel runtergefallen, und der Kerl will mit mir reden? Ich glaub ich bin im falschen Film. So etwas schreckt doch jeden normalen Jungen ab, oder? " Was ist jetzt? Kommst du? Der Junge ist aufgestanden und hält Sabrina die Hand hin. Soll ich soll ich nicht. Sabrina legt ein zwei Euro stück auf den Tisch und schnappt sich ihren Rucksack, die Hand des Jungen ist immer noch ausgestreckt. Weil Sabrina noch zögert greift er einfach ihre Hand und zieht sie mit sich. Sie durchqueren die Bahnhofshalle und steigen die Treppe runter zu den U-Bahnen. Wo will der den hin? Will der mich entführen? Die Treppe zu Gleis 5 hoch, oben angekommen, dreht sich der Junge um. "Umweg oder Risiko?" Was soll das schon wieder heißen? Man, der spricht in Rätseln. Sabrina zögert und antwortet dann "Risiko!" Ohne weiter zu überlegen springt der Junge auf die Schiene. Spinnt der oder was? Die Menschen schauen den beiden nach. Es kommt anscheinend nicht so oft vor, das hier jemand auf die Schienen springt. Sie überqueren mehrere Schienen und erreichen schließlich den Rand des Bahnhofes und steigen über eine Mauer. Es hat aufgehört zu regnen und die Luft ist kalt. Das Oberteil der Jungen ist durchnässt. Man sieht seine Haut. Plötzlich stehen sie vor einer Brücke. JA und jetzt? Verlaufen? Doch da zieht sie der Junge schon weiter. Nicht etwa über die Brücke, nein er steigt einen kleinen Weg hinunter. Unter der Brücke angekommen bleibt er stehen. Kisten, Decken und ein paar Flaschen stehen herum. Der Junge setzt sich auf eine Kiste und schaut Sabrina herausfordernd an. Was, soll ich mich jetzt auch noch setzen, mir ist kalt! Der Jungen scheint Gedanken lesen zu können und nimmt eine Decke hoch, obwohl man eigentlich erwartet, das eine Decke an diesem Ort schmutzig ist, wirkt diese doch recht sauber. "Komm schon, oder willst du stehen." Sabrina geht zu ihm herüber. Sie zittert. Es hat auch wieder angefangen zu regnen. Er zieht sie zu sich und wickelt sie in die Decke, dann holt er eine Zigarette raus und zündet sie an. "Du auch?" Sabrina schüttelt den Kopf, sie hat vor einigen Wochen aufgehört, seitdem hat sie immer der Versuchung widerstandne. Der Junge scheint zwar irritiert, aber er zuckt mit den Schultern. "Dann erzähl mal, wenn du willst!" Ich soll dem jetzt wirklich meine Gedanken ausschütten? Sabrina überlegt kurz, dann fängt sie an zu erzählen. Sie erzählt von ihren Eltern und der Scheidung, von ihren Brüdern die sie verlassen haben, von ihrer Klasse, von ihrer Schule und von den rapide fallenden Leistungen, von der Sache mit dem Zettel und von ihrem Referat. Der Junge hört nur aufmerksam zu, nickt zwischen durch oder schüttelt den Kopf, als Sabrina fertig ist, herrscht Stille. "Scheiß Lehrer!" zerbricht er das schweigen. "Ja, da kann man nichts machen, sie wird es immer geben, und sie sind alle gleich doof!" Sabrina nickt. Sie fühlt sich erleichtert und langsam wird ihr auch wieder warm "wie heißt du eigentlich?" will sie wissen. "Thomas!" und du? "Sabrina!" ""Hast du Lust am Wochenende auf eine Party zu kommen? Mein Freund feiert seinen 18 ten. Wie alt bist du eigentlich?" Scheiße, diese Frage hasse ich, normalerweise endet da jedes Gespräch. Aber was soll"s! 16! "Aha, ich bin 17 dann passt es ja, kommst du also?" Thomas schaut sie forschend an. "Überleg"s dir, ich warte auf dich am Bahnhof Cafe um 19 Uhr, am Samstag. Würde mich freuen wenn du kommen könntest!" Mit diesen Worten steht er auf und klettert den Weg hoch. Sabrina springt auf und klettert hinterher. "Hey, warte mal, was für eine Feier ist das?" Thomas bleibt stehen und dreht sich um. "Eine einfache Party!, komme wie du willst!" Damit läuft er die Straße entlang und verschwindet hinter der nächsten Hausecke. Es regnet immer noch in Strömen und Sabrina zieht sich ihre Kapuze wieder über den Kopf. Langsam schlendert sie die Straße entlang. Sie schaut auf die Uhr. 12.30 Uhr, langsam kann sie sich zu Hause blicken lassen.