Charme muss man haben!
Unruhig geht Sabrina durch ihr Zimmer. Obwohl sie vorhin eigentlich aufgeräumt hat, sind schon wieder alle Kleidungsstücke, die sie auftreiben konnte, über ihren Boden verteilt. Am Nachmittag war es doch noch etwas wärmer geworden und jetzt brodelt draußen die letzte Abendschwüle und wenn Sabrina nicht seit ein paar Monaten von so was immer Kopfschmerzen bekommen würde, hätte sie dieses Mal wirklich nicht am Sommer rum zu nörgeln. Es knarrt, die Tür ihres Zimmers wird aufgeschoben, was wirklich schwer geht, mit den ganzen Klamotten davor. "Willst du eigentlich, dass ich dich hin bringe? Und wer ist eigentlich dieser Thomas?" Mit forschendem Blick rettet sich Frau Sturm auf das eigentlich sichere Bett. Jetzt muss das schon wieder los gehen. Wo willst du hin, wann kommst du zurück, wer kommt alles, kenn ich die. Nein, verdammt noch mal, du kennst sie nicht. Ich ja auch nicht. Aber Sabrina muss ja ganz cool tun, denn sonst würde die ganze Scheißtarnung auf fliegen. Sabrina geht zu ihrer Mutter rüber. Legt ihr die Hand auf die Schulter. Ein bisschen schleimen ist immer gut, die einzige positive Sache bei komplexe habenden Müttern. "Ach, weißt du Mama, du kennst den, ... eh, ich meine die, die die Party macht gar nicht. Ist neu. Ich kenn sie auch kaum." Frau Sturms Gesicht verfinstert sich. Scheiße, warum kann ich nicht einfach sagen, dass ich zu nem alten Kumpel geh. Nein, ich muss hier irgend was erzählen, wo ich doch so wieso keine Ahnung hab, was ich eigentlich mache. "Ich dachte, dass die Party von einem Thomas ist?" Ähh. "Ja, aber eigentlich macht er sie nur für die Neue!" Obwohl ihre Mutter ihr nicht gerade glauben kann, gibt sie doch auf, was man gut an ihrer Miene sehn kann, die sich langsam wieder entspannt. "OK, aber sei um 3 Uhr spätestens wieder da!, Versprochen?" Wow, ich bin begeistert! "Ja, klar." Mit diesen Worten schiebt Sabrina ihre Mutter aus ihrem Zimmer. Schließlich muss sie sich noch anziehen, denn so, wie sie gerade da rum steht, kann sie unmöglich zur Party gehen. BH, Slip und Seidenstrumpfhose. Schnell kramt Sabrina ihren schwarzen Minirock aus dem Berg und streift sich ihr Lederschnürtop über. Zieht ihre Stiefel an und kämmt sich die Haare. Hoffentlich werde ich in dem Aufzug nicht für eine Nutte gehalten, da muss die Schminke wohl arbeiten, aber die Schuhe gehen echt nicht. Also, noch mal alles ausgezogen und die neue Bluse an. Der Minirock bleibt, der soll schließlich anziehend wirken. Anstatt der Stiefel schlüpft sie in ihre neuen Sandalen. Auch nicht schlecht! Und die Bluse macht sie etwas braver. Die Haare steckt sie hoch. Nein, so geht das nicht. Ich sehe ja aus, wie ein Schulmädchen auf der Fahrt nach Hause. Ohne lange darüber nachzudenken, werden die Haare wieder aufgemacht, ein bisschen Schaum rein und die Bastenmütze aufgesetzt. Skeptisch betrachtet sie sich im Spiegel, aber ohne sich selber loben zu wollen, findet Sabrina doch, dass sie umwerfend sexy aussieht. Jetzt muss sie nur noch an ihrer Mum vorbei kommen, denn sonst kann sie das Outfit gleich vergessen. Da, das Telefon klingelt. Man, heute sind die Engel wohl auf meiner Seite. Noch ein bisschen Rusch und schon hüpft Sabrina die Treppe runter, an der angelehnten Tür vorbei und trällert noch ein fröhliches. "Ich geh jetzt!" So, das wäre geschafft. Jetzt ab zum Bahnhof.