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Tagebuch tao
2005-03-23 01:17
Erbsünde und Sozialismus
Es ist dieses "Du bist ein schlechter Mensch"-Syndrom, das die Kirche ihren Gläubigen verpasst - bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und bei Kindern ganz besonders gerne und mit besonders fatalen Folgen.
Doch für die Kirche gibt es schlechterdings keine guten Menschen. Allesamt Sünder durch und durch, die Sonntag für Sonntag auf Knien um Vergebung betteln müssen, und für die Erbsünde gibt es überhaupt keinen Ablass, mal abgesehen von der Taufzeremonie für Kleinkinder; das hält dann aber auch nur bis zum Kommunionunterricht, wo den Kids dann wieder klargemacht wird, wie schlecht sie sind.
So sieht die Wirklichkeit (noch immer) aus, und das ist einfach nur traurig.
Die Erbsünde gesehen als notwendige Basis, den Menschen allzeit seines Lebens als Sünder zu halten, für den es keinerlei Erlösung aus sich selbst heraus gibt, sondern seine einzige Erlösung durch Gott geschehen kann, lässt den Gläubigen am Glauben festhalten. Die Erbsünde gesehen als Abwendung von Gott, das „Leben in Sünde" gesehen als die Bemühung, die Befreiung (am Ende) von der Sünde eben durch jenen zu erfahren. Erbsünde in dem Sinne der latenten, immanenten Bereitschaft des Menschen „schlechtes" zu tun, sprich nicht nach Gottes Geboten zu leben, sich von ihm abzuwenden.. aber ohne den Ausweg ganz von ihm lassen zu können, da ohne „ihn" am Ende nix läuft.
Die Erbsündetheorie, die Augustinus, einstiger Bischof von Hippo, unter Berufung auf diverse Paulus-Briefe in die Welt setzte, besagte vor allem, dass der Mensch schuldbeladen auf die Welt kommt und es auch bleibt, dass der Mensch grundsätzlich also böse ist und man ihn daher nicht sich selbst überlassen kann, er also einer Führung bedarf. Auf diese Weise wurden die damaligen herrschaftlichen Verhältnisse legitimiert. Jedes auch nur im Ansatz vorhandene demokratische Ansinnen wurde so abgeschmettert.
die These, dass der Sozialismus deswegen nicht funktionieren könne, weil der Mensch böse und eigensüchtig sei, ist im Grunde nichts anderes als die Erbsündetheorie in neuem Gewand. Und auch heute dient diese Ansicht dazu, die bestehenden Verhältnisse zu legitimieren, weil anderes ja aufgrund der Natur des Menschen angeblich nicht möglich sei.
es gibt Diskussionen, die sind mindestens 1500 Jahre zu alt.

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2005-03-23 01:17