An einem Dienstag, Ende September war der eigentliche Tag der Silberhochzeit von Ingrid und Hans-Jürgen. An diesem Tag waren noch nicht alle Gäste da, weil die große Feier erst am kommenden Freitag, stattfinden sollte. So kamen außer den Töchtern des Silberpaares noch einige Bekannte von der Straße und das Vermieterehepaar der Hamburger Wohnung.

Als alle so schön beisammen saßen, fing doch Hans-Jürgen an, den Bekannten von der Absichten seiner Schwester, im Westen zu bleiben, zu erzählen. Elvira wollte es doch aber der Mutti ganz behutsam beibringen! Nun war es raus! Die alte Frau stand ohne ein Wort zu sagen auf und verschwand weinend für eine ganze Zeit in der oberen Etage der Wohnung. Elvira wartete betroffen eine Weile, denn sicherlich wollte Mutti erst mal mit sich selbst klarkommen. Als sie dann zu ihr ging, hatte die tapfere kleine alte Frau sich schon wieder gefasst und sprach zu ihrer Elvi: „Vatel wäre ganz bestimmt auch dafür gewesen, dass ihr bleibt. Ich bin ja schon alt und ihr könnt nicht wegen mir auf eure Kinder verzichten!“ Über soviel Selbstlosigkeit war ihre Tochter total verblüfft. Das hatte sie niemals so erwartet. „Du bleibst natürlich auch und wir ziehen zusammen in eine Wohnung!“ Doch davon wollte Mutti vorerst nichts wissen. „Ich will das nicht mehr und außerdem kann ich euch als Rentnerin jederzeit besuchen.“ Das mussten Elvira und Helmut vorerst akzeptieren. Sie einigten sich dann, dass Mutti erst mal wieder zurück nach Dresden fährt und sie dann, wenn Tochter und Schwiegersohn eine Bleibe gefunden haben, bei einem Besuch entscheiden sollte, ob sie zu ihnen ziehen möchte.

An den nächsten Tagen kamen dann die anderen Gäste, Peter und Karin, Rolf und Sabine aus Essen. Als Rolf hörte, dass Helmut und Elvira auch im Westen bleiben wollten, flippte er fürchterlich aus und sagte: „Wehe, wenn Jörg jetzt wegen Euch nicht rauskommt, dann könnt ihr was erleben!“ Sie antworteten ihm sachlich, dass das eine Familienangelegenheit sei und alles so mit Jörg vereinbart wäre.