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Tagebuch staunistauni
 1989-09-28 hh:mm
Dirk`s Weg in den Westen

 

Glücklich, zwischen seinen Eltern im gemütlichen Wohnzimmer von Hans-Jörg und Ingrid sitzend, erzählte Dirk, wie es ihm in den letzten Wochen ergangen war.

Er war am Grenzübergang DDR/CSSR kräftig durchsucht worden. Besonderen Wert hatten die Zollbeamten auf Westgeld gelegt. Als hätte es Dirk geahnt, hatte er noch kurz vor der Abfahrt die 200,--DM, die er von seinem Onkel als Startkapital erhalten hatte, wieder ausgepackt. So konnte er ungeschoren weiter über die CSSR nach Ungarn gelangen. Dort suchte er sofort ein Lager auf, in welchem etwa 4000 Menschen, meist Jugendliche, schon darauf warteten, in den Westen entlassen zu werden. Die Telefonnummer von Onkel Hans-Jörg hatte er auswendig gelernt und beim Anruf konnte ihm sein Onkel mitteilen, dass die beiden Söhne von Hansens auf dem Weg nach Ungarn waren, um Dirk evtl. bei der Flucht zu helfen. Die drei jungen Männer starteten auch einen Versuch, den sie aber dann zum Glück wegen der damals noch gefährlichen Situation bleiben ließen. Dirk hatte schon im Kofferraum des Autos von Maik gelegen, um an einer günstigen Stelle über die Grenze zu gehen. Doch überall standen damals noch bewaffnete ungarische Grenzsoldaten, es gab wenig Wald und es waren Hunde an der langen Laufleine zu erkennen. So entschieden sich Dirk, Maik und Thoralf doch für einen Abbruch des Fluchtversuches und hofften auf eine friedliche Möglichkeit, Dirk in den Westen zu bekommen. Wieder im Lager angekommen, bemerkte Dirk, dass man ihm sein fast neues Motorrad geklaut hatte.

Am Eingang vom Lager stand ein Wohnwagen, in dem sich Leute von der DDR-Stasi aufhielten. Diese Leute versuchten, die jungen Menschen von ihren Fluchtplänen abzuhalten, was ihnen aber wohl kaum gelang. Mehrere Tage lebten die Wartenden im „Pionierlager Zanka“ in Zelten und Baracken, bis sie am 12.09. 1989 alle zusammengerufen wurden. Dann verkündete ein Sprecher:

Liebe Damen, liebe Herren!“ „H a l l o B u n d i s!“

Die weiteren Worte verhallten in lautem Jubel und Geschrei.

Zwei Tage später, am 14.9. wurden etwa 80 Busse bereitgestellt und alle Ausreisewilligen über Österreich nach Deutschland gebracht. Dirk drängte sich nicht gleich in die ersten Busse. Er hielt sich meist etwas im Hintergrund, damit ihn die vielen Fotografen nicht erwischten und er vielleicht in der DDR gesehen werden konnte. Das hätte dann für seine Familie gefährlich werden können.

Dirk kam vorerst ins Lager Trostberg, dort verteilte man die Flüchtlinge über die gesamte Bundesrepublik.

Im Lager gab es dann noch eine Terrorwarnung, die aber falscher Alarm war und wahrscheinlich von Gegnern der Ausreisewelle ausgelöst worden war.

Dirk erhielt dann eine Fahrkarte nach Hamburg und 100 DM Friedlandhilfe und hoffte nun, in Hamburg angekommen, darauf, dass auch seinen Eltern die „Flucht“ gelingen würde.

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1989-09-28 hh:mm