Würzburg u. Bad Soden
Sonntag, 09.06.1991 / Montag 10.06.1991
Beizeiten machten wir uns heute morgen auf, um recht viel von dem neuen Tag zu haben. Wir fuhren nach Würzburg und machten Bekanntschaft mit der Suche nach Parkplätzen. Als wir endlich einen gefunden hatten, befiel uns beide mal wieder die alte DDR-Hektik.
Wir brauchten Geld und es war Sonntag. Würden die Sparkassen auch geöffnet haben? So ein Leichtsinn aber auch, mit so wenig Geld loszufahren! Wir stürzten hektisch durch die Stadt, sahen dabei jede Menge von Banken, aber keine Sparkasse. Daß wir direkt mit dem Rücken zu einer solchen standen, hatten wir in unserem Streß übersehen. Der Automat gab uns sogar am Sonntag etwas! Jetzt erst konnten wir unsere Umwelt wieder genießen. Den schönsten Überblick auf Würzburg hatten wir nach dem Aufstieg zur Festung Marienberg.




Die gepflegte Altstadt mit ihren vielen Doppeltürmen beeindruckte uns sehr.
Die Vorstellung, die ich von Würzburg hatte, wurde weit übertroffen. Ich kannte die Stadt allerdings nur aus den Nästhäkchenbänden meiner Mutter.

Das nächste Ziel hieß Bad Soden. Dort hielten sich gerade unsere Erdinger Freunde Irmgard und Klaus (unsere lieben Starthelfer im Westen) zum Kuraufenthalt auf.
Auf der Fahrt von Würzburg nach dort ging es an weitläufigen Weinhängen vorbei durch den Spessart. Trotz Platzregen, Donner und Blitz erfreute uns das für DDR-Leute ungewohnte Willkommensschild: „Hessen grüßt seine Gäste“. Etwas derartig Nettes kannte die DDR nicht!
In Bad Soden suchten wir dann erst mal ein Zimmer und gelangten zu der Erkenntnis – Kurorte sind teuer! Dafür bekamen wir aber auch ein weißes Bett mit Ornamenten, wie für ein Königspaar. Zwei Tage verbrachten wir in diesem Kurort gemeinsam mit unseren Freunden. Die netten Orte Schlüchtern und Steinau an der „Märchenstraße“ nahmen wir in Augenschein. Zum ersten Male sahen wir einen ICE und Teile dieser Strecke.
Mit noch weiteren Bekannten, die aus Riesa kamen, verlebten wir zusammen einen fröhlichen Abend in voller politischer Übereinstimmung in der „Kupferkanne“ von Bad Soden.