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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch stauni
 1991-06-17 hh:mm
Ein Tag, wie es nicht viele gibt....
Montag, 17.06.1991
Da wir Schleswig-Holstein und Hamburg in einem der nächsten Urlaube unter die Lupe nehmen wollten, sollte es am ehemaligen „Tag der Deutschen Einheit“ weitergehen. Dieser war ja nun kein Feiertag mehr, denn den feierten wir ja nun seit 1990 am 3. Oktober.
Die Menschen in der DDR waren damals der Meinung gewesen, daß der 17. Juni eigentlich nie ein Feiertag der Westdeutschen gewesen ist, denn, wie ungerecht: Die Westdeutschen hatten keinen Anteil an diesem Aufstand, hatten einen arbeitsfreien Tag und wir saßen noch immer hinter Stacheldraht.
Die weitere Reise sollte uns heute ins Ruhrgebiet führen. Doch als wir die Wohnung unserer Verwandten mit Sack und Pack verlassen wollten, hatten wir ein Problem. Alle waren schon in der Arbeit und hatten uns versehentlich eingeschlossen. Das Telefon funktionierte nur für Anrufe von außen. Panne! Gerade, als wir beschlossen hatten, nun einen Tag länger in Norderstedt zu bleiben, klingelte das Telefon und es war Renate. Sie wollte uns eine gute Weiterfahrt wünschen, nun kam sie schnell, um uns zu befreien.

So brachen wir etwas verspätet auf, doch der Pechteufel verfolgte uns an diesem Tag noch weiter. Nachdem der Geldautomat auch nicht funktionierte, machten wir uns auf in Richtung Ruhrgebiet. Selbst von diesem unwirtlichen Teil Westdeutschlands waren wir überrascht. Zwischen den Großstädten, die dort ganz dicht beieinander liegen, waren große Grünflächen und wir suchten wenigstens entlang der Autobahn, den Schmutz und Dreck den wir vermuteten, vergebens. Wir fuhren unter der Wuppertaler Schwebebahn und fanden uns erstaunlicher Weise trotz des großen Wirrwarrs von Autobahnen und Straßen zurecht.



Unser Ziel war es, an diesem Tage hier irgendwo eine Übernachtung zu finden, um am nächsten Tag die Tochter meines Dresdner Bruders in Mönchengladbach zu besuchen. An diesem Tag scheiterten alle Versuche, die wir unternahmen, um eine Übernachtung zu finden. Wir hatten in Erkelenz Halt gemacht. Ein Hotel hatte geschlossen, ein weiteres vom ADAC verlangte für die Nacht 140,- bis 200,- DM. Bevor wir weiter suchen wollten, brauchte ich erst mal dringend eine Toilette. Wir marschierten in Richtung Bahnhof, da hörten wir aus einem Wohnhaus lautes Geschrei und kurz vor mir flog ein Schuh aus dem Fenster. Als wir am Bahnhof nicht mal eine Toilette fanden, beschlossen wir, nachdem ich schnell im „Grünen“ verschwunden war, unsere Nichte anzurufen. Vielleicht konnte sie uns noch ein Nachtquartier besorgen.
Endlich - ein Telefon! Hatte ich mich verwählt oder die falsche Nummer aufgeschrieben oder waren die jungen Leute in Feierlaune gewesen? Es meldeten sich am Apparat abwechselnd unter ausgelassenem Gelächter „Altersheim Station 6“ oder die „Müllabfuhr“.
Jetzt hatten wir den Kanal voll. Der Abend kam immer näher und so verließen wir ziemlich gefrustet das Ruhrgebiet in Richtung Mosel.
Die Landschaft wurde von Kilometer zu Kilometer schöner, allerdings dunkelte es nun schon langsam. Es wurde Zeit für eine Quartiersuche. So nahmen wir gleich die erste Unterkunft, die wir nach Koblenz fanden. Diesen aufregenden Tag beschlossen wir mit einem guten Essen und einer Flasche Moselwein in einem Dieblicher Restaurante direkt am Ufer der Mosel.

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