Die erste Vertretungswoche ist um und mir bleiben noch 15 Arbeitstage, bis ich Urlaub habe. Es kann sich keiner vorstellen, wie froh ich bin, drei Wochen nicht in die Firma zu müssen. Drei Wochen nicht mit kriegen, daß für meinen Chef andere Dinge wichtiger sind als der Job. Ich muß nicht mit A. darüber diskutieren, ob ich ihr Bescheid sagen muß, daß die Ware noch nicht bei uns ist. Sie wird nicht begeistert sein, wenn ich die Sachen für die Schweiz links liegen lasse. Ich habe mir vier Wochen beide Beine ausgerissen, da ist es wohl erlaubt, wenn ich mal an mich denke. Wem das nicht paßt, dem kann ich nicht helfen. Ich habe ja bald Urlaub und dann können mich die Leute gern haben. Gestern war dann endlich da, der KB-Day. Den Tag hätte man sich echt schenken können. Ich habe gedacht, daß das Essensangebot so groß ist, daß man sich durch die halbe Firma essen kann, aber weit gefehlt. Es gab Hot Dogs und Pommes. Toll. Da hätte man auch zusammen legen und Pizza bestellen können. Das war echt eine Witzveranstaltung. Wir haben gestern noch nicht mal Sachen raus geschickt. Sind das nicht Umsatzeinbußen? Ich finde schon. Aber das liegt nicht in meinem Ermessen. Ich kleines Licht muß meine Klappe halten und so tun, als habe ich mich wahnsinnig darüber gefreut, mich mit den Kollegen zu unterhalten. Das sind die Kollegen, die nichts anderes zu tun haben, als einen in die Pfanne zu hauen. Wie oft durfte ich mich schon anschreien lassen. Ich weiß es schon gar nicht mehr, denn irgendwann hört man auf zu zählen. Es kam auch vor, daß man mir Sachen nach geschmissen hat. Ich durfte mir anhören, daß ich den Leuten nicht auf die Eier gehen soll. Auch sehr schön. Und dann soll man noch mit Leidenschaft an die Arbeit gehen. Bei mir scheitert die Leidenschaft schon am Aufstehen. Das sagt doch alles. Mein Chef wollte wissen, ob ich die Ansprache vom Geschäftsführer verstanden habe. Habe ich nicht, weil ich das eh nicht verstehe, was er von sich gibt. Das gelingt mir auch dann nicht, wenn ich mir Mühe gebe. Mein Chef hat ihn verstanden, denn er hat drei Meter vor ihm gestanden. Soll ich mich jetzt freuen? Ich werde mich nicht freuen, denn darauf habe ich echt keine Lust. Eins steht für mich schon mal fest: sollte im nächsten Jahr noch mal so was statt finden, gehe ich nicht hin. Lieber fahre ich nach Hause und lege da die Füße hoch.